Helga Berendsen: „Schloss­mu­seum stärker als identi­täts­stif­tenden Ort etablieren“

Helga Berendsen am multimedialen Historischen Menü im Schlossmuseum. Foto: Der Löwe
Helga Berendsen am multimedialen Historischen Menü im Schlossmuseum. Foto: Der Löwe

Mit kleineren Konzerten, Lesungen oder Vorträgen will die neue Leiterin Helga Berendsen breiteres Publikum anspre­chen.

Die neue Leiterin Helga Berendsen will das Schloss­mu­seum Braun­schweig stärker als identi­täts­stif­tendes Haus in der Stadt­ge­sell­schaft verankern. Dazu sollen unter anderem Räume des Museums für kleinere kultu­relle Veran­stal­tungen geöffnet, Koope­ra­tionen und gemein­same Projekte mit den großen Museen der Stadt weiter­ge­führt sowie der Kontakt zu Braun­schweigs Schulen inten­si­viert werden. Die Kunst­his­to­ri­kerin ist seit dem 1. Dezember Nachfol­gerin von Ulrike Sbresny.

Wie ist Ihr erster Eindruck von Ihrem neuen Aufga­ben­ge­biet?

Ich bin ja gebürtige Braun­schwei­gerin, habe das Schloss­mu­seum schon kurz nach der Eröffnung besucht und war überzeugt vom musealen Konzept. Das multi­me­diale histo­ri­sche Menü hat mich sofort begeis­tert und die Raumfolge bis hin zum Thronsaal tief beein­druckt. Dieser sehr gute erste Eindruck war sehr nachhaltig. Ich habe das Schloss­mu­seum und die Entwick­lung immer verfolgt, wenn auch aus der Ferne. Es ist ein relativ kleines Museum, aber es hat ja teilweise schon spekta­ku­läre Dinge gezeigt. Ich denke da zum Beispiel an Christos ‚Package on a hunt‘, den letzten Förder­wagen aus dem Bergwerk Rammels­berg als Teil der Sonder­aus­stel­lung ‚Schatz­kammer Harz‘. Für mich ist es ein Glücks­fall. Ich komme zurück in meine Heimat­stadt und habe eine fantas­ti­sche Aufgabe. Toll, ich freue mich sehr.

Mit welchen Vorstel­lungen beginnen Sie Ihre Aufgabe?

Meine Vorgän­gerin hat sehr gute Arbeit geleistet und ein sehr gut aufge­stelltes Haus hinter­lassen. Nach der doch längeren Vakanz und meiner ja erst sehr kurzen Zeit hier, muss ich mich erstmal einfinden. Klar ist aber, dass die regel­mä­ßigen Sonder­aus­stel­lungen unver­än­dert einen bedeu­tenden Schwer­punkt bilden werden. Das Schloss­mu­seum bietet sehr viele Möglich­keiten. Wir können histo­ri­sche, kultur­his­to­ri­sche, gesell­schafts­po­li­ti­sche und biogra­fi­sche Themen spielen. In der nächsten Sonder­aus­stel­lung wird es, das kann ich schon verraten, um Liebe und Bezie­hungen gehen. Wir wollen dabei nicht nur die histo­ri­sche Dimension abbilden, sondern schon auch einen Bezug in die heutige Zeit herstellen. Liebe ist ein sehr populäres Thema. Die jüngste Ausstel­lung ‚Gesell­schaft der Freunde junger Kunst‘ hat bewiesen, dass das relativ kleine Schloss­mu­seum viele Menschen für sich begeis­tern kann. Wir wollen das Museum für alle inter­es­sant halten.

Wie wollen Sie das erreichen?

Ich möchte neben den Sonder­aus­stel­lungen das Schloss­mu­seum noch stärker als bisher in der Stadt­ge­sell­schaft verankern und noch breitere Bevöl­ke­rungs­gruppen anspre­chen. Diese Räume neben der Dauer­aus­stel­lung wie zum Beispiel der Weiße Saal oder auch der Grüne Salon rufen doch förmlich: ‚Mach‘ was mit mir!‘. Ich kann mir sehr gut vorstellen, kleinere Konzerte, Lesungen oder Vorträge im Schloss­mu­seum zu veran­stalten. Das Piano-Konzert auf der Quadriga-Plattform im Sommer 2018 ist da ein sehr gutes Beispiel. Es hat gezeigt, dass es ein beacht­li­ches Interesse an Veran­stal­tungen mit einem Fokus auf die Braun­schwei­gi­sche Identität gibt. Ich habe mir auch vorge­nommen, enger mit den Schulen zusam­men­zu­ar­beiten.

Kann sich das Schloss­mu­seum da in Konkur­renz zu den drei Landes­mu­seen und auch zum Städti­schen Museum behaupten?

Ja, auf jeden Fall, und das tut es ja bereits erfolg­reich. Ich sehe übrigens weniger die Konkur­renz als vielmehr die große Chance der Koope­ra­tion, wie das zum Beispiel mit der Museums­Card schon erfolg­reich geschehen ist. Etliche Exponate im Schloss­mu­seum sind Leihgaben der anderen Museen. Die gute Zusam­men­ar­beit zeigt sich auch in gemein­samen Projekten. Das möchte ich gerne fortsetzen. Braun­schweig ist mit dem Herzog Anton Ulrich-Museum, dem Natur­his­to­ri­schen Museum, dem Braun­schwei­gi­schen Landes­mu­seum und dem Städti­schen Museum mit außer­ge­wöhn­li­chen Museen ausge­stattet. Das Allein­stel­lungs­merkmal des Schloss­mu­seums ist die Enfilade mit der ideal­ty­pi­schen Raumge­stal­tung der früheren Schloss­räume und weitrei­chender Origi­nal­aus­stat­tung bis hin zur origi­nal­ge­treu rekon­stru­ierten Wandbe­span­nung im Thronsaal. Dazu bietet das histo­ri­sche Menü mit seinen zehn multi­me­dialen Stationen die Möglich­keit, selbst zu recher­chieren und tief in die Braun­schwei­gi­sche Geschichte einzu­tau­chen. Das sind schon besondere Anknüp­fungs­punkte, sich der Geschichte der eigenen Stadt zu nähern.

Kontakt:

Schloss­mu­seum Braun­schweig
Schloss­platz 1
38100 Braun­schweig

Telefon: 0531/470 4876
E‑Mail: schlossmuseum@residenzschloss-braunschweig.de
Homepage: www.schlossmuseum-braunschweig.de

Öffnungs­zeiten: Dienstag, Donnerstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Mittwoch 13 bis 20 Uhr.

Eintritt: 24. November bis 29. Dezember frei (24. bis 26. Dezember geschlossen)

 

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