Sympa­thi­sche Kiosk­szene statt trister Fenster

Anja Stadler hat die Tafeln liebevoll und voller Sympathie gestaltet. Foto: Richard Borek Stiftung

Künst­le­ri­sche Gestal­tung des Trafo-Gebäudes am John F. Kennedy Platz erinnert an die frühere Nutzung.

Beim flüch­tigen Blick im Vorbei­fahren macht es den Eindruck, als sei der alte Kiosk am John‑F.-Kennedy-Platz Ecke Augusttorwall/Wolfenbütteler Straße wieder bewirt­schaftet. Aber dem ist nicht so, vielmehr ist es eine farben­frohe, von der Restau­ra­torin Anja Stadler geschaf­fene künst­le­ri­sche Darstel­lung einer Kiosk­szene, die an die Geschichte des Ortes erinnert. Die seit kurzem sichtbare Gestal­tung wertet das an dieser Stelle lange vernach­läs­sigte Stadtbild in erfreu­li­cher Art und Weise auf.

Szene aus dem Jahr 1968 mit Eintracht-Plakat für das Europa­po­kal­spiel gegen Juventus Turin. Foto: Richard Borek Stiftung

Eine freund­liche Verkäu­ferin schaut heraus, in den Schau­fens­tern sind Zeitungen, Süßig­keiten und Getränke zu sehen. An der Seite befüllt ein Mitar­beiter die Kühltruhe mit Speiseeis. Es gibt die klassi­schen Sorten Eiskon­fekt, Domino, Happen und Capri. Die bemalten Tafeln füllen die frisch gestri­chenen Fenster des ehema­ligen Kiosks komplett aus und ziehen Blicke der dort bei roter Ampel warten­denden Autofahrer auf sich. Das macht das Warten kurzwei­liger.

Lange stief­müt­ter­lich behandelt

Die stief­müt­ter­lich behan­delte Ecke Braun­schweigs war seit langem in der Kritik, auch wenn es sich dort vor allem um eine stark befahrene Straßen­kreu­zung handelt. Für die charmanten Umgestal­tung haben drei Betei­ligte ganze Arbeit geleistet. Die Stadt Braun­schweig zeichnete für die Sanierung des Dachs, die Reinigung und die Instand­set­zung der Elektrik verant­wort­lich. BS-Energy brachte das angeglie­derte Trafo-Gebäude auf Vorder­mann. Und die Richard Borek Stiftung initi­ierte die künst­le­ri­sche Gestal­tung.

Die Tafeln passen genau hinter die Fenster. Foto: Richard Borek Stiftung

Die gesamte Backstein­an­lage war im Jahr 1959 errichtet worden und beher­bergte neben dem Kiosk eine öffent­liche Toilet­ten­an­lage sowie wichtige Anlagen für die städti­schen Verkehrs­be­triebe und die Energie­ver­sor­gung. Die Toiletten und der Kiosk wurden vor Jahrzehnten aufge­geben. Der Rest wird aber bis heute genutzt. Deswegen war ein Abriss auch nicht möglich. Seit vielen Jahren gab es immer wieder Gespräche zwischen Stadt, BS Energy und der Richard Borek Stiftung. Erste Proto­kolle weisen das Jahr 2012 aus.

Autoge­rechte Umgestal­tung

Der frühere August­platz war nach der autoge­rechten Umgestal­tung von 1958 an zu einem großen Verkehrs­kno­ten­punkt geworden, der Stadt­zen­trum mit dem 1960 einge­weihten Haupt­bahnhof verbinden sollte. Mit dem Umbau ging der Charme der reprä­sen­ta­tiven Platz­si­tua­tion verloren und wurde die von Peter Josef Krahe im Zuge der Anlage des Wallrings geschaf­fenen Torsi­tua­tion zerstört. Für Bauhis­to­riker Elmar Arnhold war der August­platz von 1806 an „der wohl schönste Stadt­ein­gang des klassi­zis­ti­schen Wallrings“. Der ehemalige August­platz wurde 1963 in John‑F.-Kennedy-Platz umbenannt. Anlass dafür war die Ermordung des ameri­ka­ni­schen Präsi­denten Kennedy in Dallas.

Trister Anblick: die Fenster ohne die Tafeln. Foto: Richard Borek Stiftung

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