Von der „Schwarzen Schar“ in die Diplo­matie

Dass Hellmuth Freiherr Lucius von Stoedten (1869 – 1934) ein einfluss­rei­cher Diplomat zwischen Kaiser­reich und Weimarer Republik werden sollte, war 1891 nicht zu erwarten, als er als Offizier in das Braun­schwei­gi­sche Husaren-Regiment Nr. 17, der „Schwarzen Schar“ von Herzog Friedrich Wilhelm, eintrat. Gleich­wohl berichtet Robert von Lucius in seinem Buch aus der Reihe „Zeitge­schicht­liche Forschungen“ des Berliner Verlags Duncker & Humblot über seinen Großonkel, dass er bereits früh erste Einblicke in die hohe Diplo­matie bekommen habe. Mit seinem Vater saß der kleine Hellmuth 1877, damals gerade sieben Jahre alt, mit dem späteren Reichs­kanzler Otto von Bismarck im Zug und verfolgte die Gespräche mit Freude. Später berich­tete er davon in seinen „Bismarck-Erinne­rungen“.
Grundlage dieser aufschluss­rei­chen, zeitge­schicht­li­chen Biografie, die die diplo­ma­ti­schen Einsätze in Paris, Stockholm oder St. Peters­burg beschreibt, aber eben auch Einblicke in das private Leben gewährt, ist der bisher unzugäng­liche schrift­liche Nachlass Lucius von Stoedtens. Seine Enkelin hatte ihn dem Autoren Robert von Lucius, früher Redakteur der Frank­furter Allge­meinen Zeitung, einschließ­lich vieler Briefe vermacht.
1898 wurde Freiherr Lucius von Stoedten zur Botschaft nach Paris aus Braun­schweig abkom­man­diert. Er war nicht wie üblich über ein Studium in das Amt geholt worden, sondern als Offizier. Er tauschte die Uniform der berühmten Toten­kopf­husaren gegen dunkle Anzüge. Und das mit Erfolg: Früher als andere bedachte er die Rolle der Wirtschaft für die deutsche Außen­po­litik. Lucius verfügte auch dank seiner schil­lernden Persön­lich­keit über ein heraus­ra­gendes Netzwerk zu Politi­kern, Diplo­maten, Unter­neh­mern und Wissen­schaft­lern, sowie als Kunst­sammler zu Künstlern von Rodin über Rilke bis zu Gerhart Hauptmann – Stoff für eine spannende Lektüre.

Fakten:
Hellmuth Freiherr Lucius von Stoedten – Diplomat zwischen Kaiser­reich und Weimar
Robert von Lucius
Verlag Duncker & Humblot
Zeitge­schicht­liche Forschungen (ZGF), Band 67
38 Abbil­dungen, 169 Seiten, 29,90 Euro

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