Besondere Schätze aus Privat­be­sitz

Schloss Richmond auf einer Tasse, um 1820. Foto: Freundeskreises Fürstenberger Porzellan e. V.

Die Ausstel­lung „In Herz und Hand“ im Museum Schloss Fürsten­berg zeigt anläss­lich des 275-jährigen Bestehens der Porzel­lan­ma­nu­faktur seltene Objekte von der Frühzeit bis ins 21. Jahrhun­dert.

Von 1756 bis 1828 existierte in Braun­schweig die fürst­liche Buntma­lerei als Filial­be­trieb der Porzel­lan­ma­nu­faktur Fürsten­berg. Dort waren hervor­ra­gende Maler tätig, und dort konnten Kaufin­ter­es­senten Bestel­lungen nach ihren Wünschen aufgeben oder auch bereits fertige Stücke erwerben. Die Nieder­las­sung in der Landes­haupt­stadt war das Schau­fenster Fürsten­bergs. Kostbar­keiten aus jener Zeit befinden sich noch heute in Privat­be­sitz. Aus Anlass des 275-jährigen Bestehens wurden diese Schätze aus Privat­be­sitz zusam­men­ge­tragen, um die Manufak­tur­ge­schichte zu dokumen­tieren. Sie werden teilweise erstmals öffent­lich in der Ausstel­lung „In Herz und Hand“ im Museum Schloss Fürsten­berg bis zum 30. Oktober präsen­tiert. Die Ausstel­lung wurde durch das Engage­ments des Freun­des­kreises Fürsten­berger Porzellan e. V. (FFP) ermög­licht.

„Weißes Gold“ begehrt

Die Ausstel­lung zeigt seltene Objekte aus allen Epochen von der Frühzeit der Manufaktur bis zum 21. Jahrhun­dert. Die in vier Abschnitte geteilte Ausstel­lung wirft mit Hunderten von Exponaten Schlag­lichter auf die faszi­nie­renden Themen und zeigt, wie die Freude des Sammelns zu einem vertieften Verständnis der Manufak­tur­ge­schichte führt. Fürsten­berg gilt als die zweit­äl­teste Porzel­lan­ma­nu­faktur Deutsch­lands. Ihre Geschichte begann am 11. Januar 1747 als Herzog Carl I. von Braun­schweig-Wolfen­büttel auf dem Jagdschloss Fürsten­berg den Betrieb gründete. Zu dieser Zeit blühte der Porzellan­im­port aus Ostasien. Könige und Fürsten sammelten Porzellan und wollten unbedingt ihr eigenes „Weißes Gold“ herstellen, um von asiati­schen Importen unabhängig zu werden.

In vier Abschnitten werden hunderte Exponate gezeigt. Foto: Freun­des­kreises Fürsten­berger Porzellan e. V.

In den Anfangs­jahren waren die Produkte aus Fürsten­berg noch alles andere als perfekt. Davon zeugt der erste Abschnitt der Ausstel­lung. Die Exponate verdeut­li­chen die damals großen techni­schen Heraus­for­de­rungen und zeugen vom Suchen nach einem dem Material angemes­senen Ausdruck. Darüber hinaus werden Baudenk­male vorge­stellt, die im Ort zu besich­tigen sind. Mit der Alten Mühle, in der das erste Labora­to­rium einge­richtet war, und dem Alten Brennhaus, in dem die Überreste der ältesten Porzel­lan­brenn­öfen erhalten geblieben sind, ist Fürsten­berg so etwas wie ein „Pompeji“ des europäi­schen Porzel­lans. Es lohnt sich also, nach dem Ausstel­lungs­be­such auch einen Entde­ckungs­rund­gang durch das Dorf zu machen. Erst jüngst vom FFP aufge­stellte Stelen geben zu den Bauten weitere Infor­ma­tionen.

Von der fürst­li­chen Buntma­lerei in Braun­schweig zeugt der zweite Teil der Ausstel­lung. Dort wird erstmals in Deutsch­land das sogenannte „Hollän­di­sche Service“ gezeigt. Es ist eines der umfang­reichsten erhal­tenen Tafel­ser­vice aus dem 18. Jahrhun­dert. Es war ursprüng­lich für einen nieder­län­di­schen Kunden angefer­tigt worden, daher der Name des Services. Ebenfalls hervor­zu­heben sind 15 Teller und Schalen aus dem berühmten Service von Herzog Carl I. mit braun­schwei­gi­schen Landschaften, bemalt von Johann Friedrich Pascha Weitsch, die von der Richard Borek Stiftung in Braun­schweig ausge­liehen wurden.

Boom nach erstem Weltkrieg

Einem charmanten Service­typus ist der dritte Teilbe­reich gewidmet: Mit Déjeuners, also Frühstücks­ge­schirren, aus allen Epochen der Fürsten­berger Geschichte wurde ein eleganter Zeitstrahl geknüpft, der mit der Dauer­aus­stel­lung verwoben ist. Die Ausstel­lung beschließt in der vierten Abteilung eine bislang nur wenig beachtete Episode der Fürsten­berger Geschichte: Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein Zweig­be­trieb für aufwän­dige Malereide­kore in Dresden einge­richtet. Unter dem Maler Oswald Miersch entstanden dort sehr aufwän­dige und prunk­volle Porzel­lane. Hinter­grund dieser Unter­neh­mung war eine nach dem Krieg sprung­haft zuneh­mende Nachfrage nach Luxus­por­zel­lanen.

Kontakt:

Museum Schloss Fürsten­berg
Meinbrexener Straße 2
37699 Fürsten­berg

Telefon: 05271/966778–10
E‑Mail: museum@fuerstenberg-schloss.com
Internet: www.fuerstenberg-schloss.com

Öffnungs­zeiten: Februar – Dezember: Dienstag bis Sonntag sowie an Feier­tagen 10–17 Uhr.

Eintritt: 8,50 Euro, ermäßigt: 5,50 Euro

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