Enormes Interesse an Braun­schweigs spekta­ku­lärster Baustelle

Architekt Thomas Adler (Delta Bauplanung) erläuterte die Bauplanung. Foto: Der Löwe

Das Ackerhof-Ensemble lockte am Tag des offenen Denkmals mit heraus­ra­genden Projekten: Alle sechs Führungen im Nu ausge­bucht.

Der unumstrit­tene Star am Tag des offenen Denkmals in Braun­schweig war das Ackerhof-Ensemble mit Deutsch­lands ältesten inschrift­lich datiertem Fachwerk­haus aus dem Jahr 1432. Erstmals konnte Braun­schweigs denkmal­pfle­ge­risch spekta­ku­lärste Baustelle im Magni­viertel auch von innen besich­tigt werden. Das Bauvor­haben kann auch über Braun­schweigs Grenzen hinaus als heraus­ra­gend für den Denkmal­schutz gelten. Bauherr ist das Unter­nehmen Borek Immobi­lien, das außer­ge­wöhn­lich viel Wert auf denkmal­pfle­ge­ri­sche Aspekte bei diesem für die Identität der Löwen­stadt so bedeut­samen Vorhaben legt, wie Bauhis­to­riker Elmar Arnhold meint. Er berät die Borek Immobi­lien in wissen­schaft­li­chen Fragen.

Alle sechs Führungen mit jeweils zugelas­senen 25 Personen waren im Vorfeld binnen weniger Stunden ausge­bucht, das Interesse für diesen exponierten Ort der Tradi­ti­ons­insel war enorm. Viele Braun­schwei­ge­rinnen und Braun­schweiger nutzten zudem die Gelegen­heit, sich in einem Ausstel­lungs­be­reich auf Tafeln, Plänen und anhand eines Modells zu infor­mieren. Rede und Antwort standen neben Elmar Arnhold Architekt Thomas Adler (Delta Baupla­nung), die beiden Restau­ra­to­rinnen Carla Leupold-Belter und Julia Köhler, die jeweils besondere Teilpro­jekte betreuen, sowie Klaus Hornung und Sven Storbeck vom Referat Stadtbild und Denkmal­pflege der Stadt Braun­schweig.

Wandge­mälde freige­legt

Erstmals wurde am Tag des offenen Denkmals öffent­lich über ein im Inneren freige­legtes Gemälde berichtet. Es war im Zuge der Arbeiten entdeckt worden. Es wird die Aufgabe von Carla Leupold-Belter werden, es fachge­recht zu restau­rieren. Wegen des noch laufenden Innenbaus ist das Gemälde derzeit noch von einem Holzver­schlag geschützt. Für die Führungen wurde jedoch ein großfor­ma­tiges Foto an der Stelle angebracht, das den gegen­wär­tigen Zustand zeigt.

„Zunächst war lediglich eine auf die Wand gemalte Blüte erkennbar gewesen, aber nach behut­samem Rückbau sämtli­cher davor gemau­erter Backsteine wurde schließ­lich das ganze Gemälde sichtbar. Es zeigt einen bärtigen Mann, der in der einen Hand einen Bierkrug und in der anderen Hand einen Fisch hält. Das könnte bedeuten, dass in dem Raum ehemals eine Art Gaststätte gewesen sein könnte“, erläutert Elmar Arnhold. Die Entste­hungs­zeit des Gemäldes taxiert er um 1600.

Innova­tives 3‑D-Verfahren

Besondere Aufmerk­sam­keit genoss der 591 Jahre alte Schwell­balken mit der Aufschrift MCCCCXXXII, den Restau­ra­torin Julia Köhler bereits restau­riert und für die Zukunft gesichert hat. Mit einem innova­tiven 3‑D-Verfahren, das bislang deutsch­land­weit in der Fachwerk­sa­nie­rung noch nirgends sonst angewendet wurde, konnte die Inschrift des Balkens wieder gut lesbar gemacht werden. Der Inschrift­balken lag ursprüng­lich wohl über dem Haupt­ein­gang vom Ackerhof. Bei Umbauten im 18. Jahrhun­dert wurde er jedoch umgesetzt, so dass er heute an der Seite zur Lange­damm­straße zu finden ist. Weil er tragender Bestand­teil des Fachwerks ist, musste er an Ort und Stelle restau­riert werden.

Das Haus Ackerhof 2 wurde ursprüng­lich für Borchard Smed errichtet. Er war vermut­lich Schmied, entspre­chende Hinweise konnten im Rahmen der Sanierung auch archäo­lo­gisch nachge­wiesen werden. Die weiteren Häuser des Ensembles, die an der Lange­damm­straße und am Ölschlä­gern erhalten und saniert werden, stammen aus den Jahren 1517, 1645 und 1646. Teil des Gesamt­pro­jekts sind auch zwei neue Gebäude, die sich in ihrer Gestal­tung harmo­nisch in das histo­ri­sche Ambiente der Nachbar­schaft einbetten werden.

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