Foto-Wettbe­werb zum Thema „Wasser in der Region“

Aus der Serie Cloches - Bunker an der Maginotlinie. Foto: Oscar Lebeck

Die Anzahl der Bewer­bungen für den von der Braun­schwei­gi­schen Landschaft ausge­schrie­benen Foto-Wettbe­werb zum Thema „Wasser“ war überwäl­ti­gend. Mehr als 100 gingen ein, knapp 50 davon kamen mit ihren einge­reichten Vorhaben schließ­lich in die Endaus­schei­dung. Eine Exper­ten­jury entschied über die fünf Final­teil­nehmer. Aus dem Verfahren gingen Boris Becker (Köln), Jette Held (Tanne/Harz), Kai Löffel­bein (Hannover), Oscar Lebeck (Leipzig) und Yana Wernicke (Hochheim am Main) erfolg­reich hervor. Die Ausschrei­bung des Wettbe­werbs erfolgte anläss­lich des Themen­jahres „Wasser“ der Braun­schwei­gi­schen Landschaft. 

„Mit einer derart großen Resonanz hatten wir nicht gerechnet. Es gab sogar Bewerber aus England und Japan. Das Thema ‚Wasser‘ ist weltweit sehr aktuell, sei es durch Überschwem­mungen, Dürren, Umwelt­ver­schmut­zungen oder Erwärmung der Meere. Mag sein, dass das ein Anreiz für viele ist, sich damit ausein­an­der­zu­setzen. Wir erwarten zeitge­nös­si­sche Arbeiten, die die Sammlung ‚Kultur­land­schaften’ aktua­li­sieren und die Charak­te­ristik der Region zum Thema Wasser künst­le­risch heraus­ar­beiten. Wir sind sehr gespannt auf die Ergeb­nisse. Die Nominierten sind alle namhafte und ausge­zeich­nete Künstler“, erläutert Kuratorin Ulrike Lahmann, die ehemalige Leiterin des Museums für Photo­gra­phie. Gefordert ist von den Teilneh­mern jeweils eine Serie von mindes­tens fünf Fotogra­fien.

Ausstel­lungen und Katalog

Für die Fotografen hat die Umset­zungs­phase ihrer Projekte bereits begonnen. Abgabe­schluss der Arbeiten ist der 15. Oktober. Die entstan­denen Werke werden gemeinsam mit Teilen der bestehenden Sammlung „Kultur­land­schaften“ aus rund 180 Aufnahmen in einer Wander­aus­stel­lung gezeigt und in einem die Sammlung umfas­senden Katalog veröf­fent­licht. Geplant sind Ausstel­lungen im Museum für Photo­gra­phie (Braun­schweig), Schloss Salder (Salzgitter) sowie an verschie­denen Orten in Wolfsburg und in den Landkreisen Helmstedt, Wolfen­büttel und Peine. Darüber hinaus sind Ausstel­lungen in Hannover, Berlin und den Partner­städten der Region in Vorbe­rei­tung.  

Zwei Mädchen beim Stand-up-Paddeln auf dem Mitel­land­kanal. Foto: Boris Becker

Mit der Nominie­rung haben die Teilnehmer eine Aufwands­ent­schä­di­gung von jeweils 500 Euro erhalten. Bei der Eröffnung der ersten Ausstel­lung (21. Februar 2025) wird die Jury den mit 5.000 Euro dotierten Preis für den besten Wettbe­werbs­bei­trag vergeben. Zur Jury gehören Natalie Czech (Professur Fotografie, Hochschule für Bildende Künste Braun­schweig), Benjamin Füglister (Künstler und Direktor, „CAP-Preis für zeitge­nös­si­sche Afrika­ni­sche Fotografie“), Barbara Hofmann-Johnson (Museum für Photo­gra­phie Braun­schweig), Bernd Rodrian (Institut Heiders­berger Wolfsburg) und Stefanie Sembill (Vertre­tung des Landes Nieder­sachsen beim Bund).

Typisch braun­schwei­gisch

Die Sammlung „Kultur­land­schaften“ hatte ihren Ausgangs­punkt zu Beginn der 1990er Jahre. Auf Anregung der Braun­schwei­gi­schen Landschaft waren Fotogra­finnen und Fotografen einge­laden, Bilder einzu­rei­chen, die die Region in ihrer typischen Charak­te­ristik darstellen. Schwer­punkt waren außer­städ­ti­scher Kultur­land­schaften. Mit dem Aufbau der Sammlung war das Museum für Photo­gra­phie betraut, in dessen Räumen sie 1991 erstmals gezeigt wurde. Vereinigt sind Arbeiten wichtiger in der Region lebender Fotografen. Die Sammlung erinnert mit künst­le­ri­schen Werken und Fotogra­fien als histo­ri­sche Quellen an Typisches, das die Braun­schwei­gi­sche Landschaft als histo­risch gewach­sene Einheit kennzeichnet. Die Sammlung ist Eigentum der Braun­schwei­gi­schen Landschaft und wird im Stadt­ar­chiv der Stadt Braun­schweig aufbe­wahrt. Sie steht – auch in Teilen – für Ausstel­lungen zur Verfügung. 

Mit ihrem Themen­jahr will die Braun­schwei­gi­sche Landschaft die Bedeutung des Wassers als die Region, die Landschaft, die Menschen und ihre Geschichte prägendes und verbin­dendes Element unter­strei­chen. Ein Schwer­punkt dabei ist der Fotowett­be­werb. Darüber hinaus werden sich die Arbeits­gruppen und Mitglieds­ver­eine der Braun­schwei­gi­schen Landschaft über zwölf Monate lang in zahlrei­chen Veran­stal­tungen den Flüssen, Kanälen, Teichen, Brunnen und Seen des Braun­schweiger Landes widmen.

Die Teilnehmer und ihre Projekte:

Boris Becker (*1961) ist Fotograf, Filme­ma­cher und Verleger. Motive seiner Arbeiten sind meist Konstruk­tionen und Details aus Archi­tek­turen und Landschaften. Er konzen­trierte sich z.B. seit seinem Studium auf die fotogra­fi­sche Dokumen­ta­tion der Archi­tektur von Hochbun­kern und hat bis 2021 mehr als 700 dieser Bauwerke fotogra­fiert. In der Braun­schwei­gi­schen Landschaft wird er sich dem Mittel­land­kanal zuwenden, den er syste­ma­tisch befährt, um Brücken, Sperr­werke und benach­barte Bauten zu dokumen­tieren. 

Jette Held (*1982) inter­es­siert die Chemie der Dinge. Sie hinter­lassen Spuren, die zum Bild führen. Diesen Bildern einge­schrieben ist der fotoche­mi­sche Prozess in Form von Zeit und Reaktion. Ausgehend von ihrem künst­le­ri­schen Ansatz wird sie eine Porträt­serie der Oker herstellen. Sie wird aus Fotogrammen bestehen, die sie direkt nachts im Wasser der Oker belichten wird. Sofort im Anschluss werden die Fotogra­fien unmit­telbar vor Ort im analogen Handab­zugs­ver­fahren von ihr entwi­ckelt. 

Kai Löffel­beins (*1981) Arbeit spiegelt sein Interesse an der Art und Weise wider, wie politi­sche und wirtschaft­liche Struk­turen die moderne Gesell­schaft prägen. Er arbeitete in verschie­denen Ländern Asiens und Afrikas. Für dieses Projekt widmet er sich der Oker, denn sie ist nicht nur ein geogra­fi­sches Merkmal des Braun­schweiger Landes, sondern auch ein Symbol für die Verflech­tung von Natur und Kultur, Vergan­gen­heit und Gegenwart. Die Arbeit soll aus Landschafts‑, Porträt‑, und dokumen­ta­ri­schen, beobach­tenden Bildern bestehen. 

Für Oscar Lebeck (*1993) sind Erinnern und Gedenken in Deutsch­land wesent­liche Funda­mente des demokra­ti­schen Selbst­ver­ständ­nisses. Der Künstler zeigt in seiner perfor­ma­tiven Video­ar­beit und in seinen Fotogra­fien die spezi­fi­schen Möglich­keiten der Kunst, histo­ri­sche Ereig­nisse präsent zu machen. Das Bild des Helmstedter Braun­koh­le­re­viers war geprägt von Tagebau­gruben, Abraum­halden und Indus­trie­an­lagen. Mit dem Aufkommen der Energie­wende begann sich die Landschaft im Braun­koh­le­re­vier zu verändern. Sie wird zunehmend zum Naherho­lungs­ge­biet mit Seen umgestaltet. Für die Arbeit wird Lebeck mithilfe von Spiegeln beide See-Seiten zusam­men­führen. 

Yana Wernicke (*1990) beschäf­tigt sich in ihrer Arbeit mit der fotogra­fi­schen Darstel­lung von Tieren und der Beziehung zwischen Menschen und Natur und anderen Lebewesen. Für dieses Projekt wird sie sich mit dem Jurameer beschäf­tigen. Ein Meer, das einmal war und das in der Braun­schwei­gi­schen Landschaft bis heute markante Spuren hinter­lassen hat. An der Grabungs­stätte Schan­delah gilt ihr beson­deres Interesse den Menschen vor Ort, ihren Forschungen und ihrer paläon­to­lo­gi­schen Arbeit. 

Das könnte Sie auch interessieren