Wie Lothar von Süpplin­gen­burg an die Macht kam

Grablege von Kaiser Lothar III. von Süpplingenburg (1075–1137) und Ehefrau Richenza (ca. 1087–1141) im Kaiserdom Königslutter. Foto: SBK/ Peter Eberts

Tradi­tio­neller Silves­ter­vortag von Gerd Biegel im Kaiserdom Königs­lutter am 31. Dezember um 15 Uhr

„Königs­wahl vor 900 Jahren – König Lothar III. und der Weg der Welfen nach Sachsen“ lautet der diesjäh­rige Titel des tradi­tio­nellen Silves­ter­vor­trags von Gerd Biegel, dem Gründungs­di­rektor des Instituts für Braun­schwei­gi­sche Regio­nal­ge­schichte (IBR). Die Veran­stal­tung ist eine Koope­ra­tion zwischen der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz und dem IBR. Sie findet am 31. Dezember um 15 Uhr im Kaiserdom in Königs­lutter statt. Der Eintritt ist frei. Gerd Biegel blickt mit dem gewählten Thema schon einmal auf das neue Jahr.

Kontro­versen bei der Wahl

Denn das Jahr 2025 ist für die Region Braun­schweig und den Kaiserdom Königs­lutter ein bedeut­sames histo­ri­sches Jubilä­ums­datum. Vor 900 Jahren, im August 1125, wurde der Sachsen­herzog Lothar von Süpplin­gen­burg (1075 – 1137) in Mainz zum römisch-deutschen König gewählt. Den zur Wahl versam­melten Fürsten waren drei mögliche Kandi­daten zur Entschei­dung präsen­tiert worden. Dabei kam es zu heftigen Kontro­versen und wilden Diskus­sionen.

Nach einer insgesamt recht turbulent verlau­fenden Debatte wurde schließ­lich der Süpplin­gen­burger Lothar von Sachsen sehr zum Unmut der Staufer­an­hänger gewählt. Mit dieser Entschei­dung aber hatte sich eindrucks­voll erwiesen, dass nicht erbrecht­liche Legiti­ma­tion und dynas­ti­sches Anspruchs­denken, wie vom staufi­schen Kandi­daten rekla­miert, die Thron­folge im römisch-deutschen Königtum bestimmten, sondern die Wahl durch die Fürsten.

Zäsur in der Reichs­ge­schichte

Weniger die Person des Gewählten als vielmehr die deutliche Bestä­ti­gung des fürst­li­chen Wahlprin­zips, die daraus sich ablei­tenden Konse­quenzen und Folgen für das Verhältnis sowie die Abhän­gig­keiten zwischen Fürsten und Königtum machten den Herrscher­wechsel von 1125 zu einer weitrei­chenden Zäsur in der Reichs­ge­schichte.

Für die braun­schwei­gi­sche und nieder­säch­si­sche Regio­nal­ge­schichte bahnte sich mit den Ereig­nissen im Umfeld der Mainzer Wahl eine Zukunfts­ent­wick­lung an, deren Wirkungs­mäch­tig­keit die Geschichte des Landes bis 1918 maßgeb­lich prägen sollte, aber zu diesem Zeitpunkt in ihrem Ausmaß für die Zeitge­nossen keines­wegs absehbar war.

1133 zum Kaiser gekrönt

Im Jahr 1133 war Lothar nach Italien gezogen, um sich in Rom von Papst Innozenz II. zum Kaiser krönen zu lassen. Auf dem Höhepunkt seiner Macht entschloss er sich zum Bau des Kaiser­doms, dessen Grund­stein er im Sommer 1135 gemeinsam mit seiner Gemahlin Richenza (um 1087/89 – 1141) legte. Auf der Rückreise vom zweiten Itali­enzug starb Lothar III. am 4. Dezember 1137 in Breitenwang/Tirol. Seine Gebeine wurden nach Königs­lutter überführt.

Seinem Schwie­ger­sohn, Heinrich dem Stolzen, gelang die Übernahme der Reichs­herr­schaft nicht. Zwei Jahre nach Lothar starb auch er. Sein Sohn, Heinrich der Löwe (um 1129/30 – 1195), vollendete schließ­lich um 1170 den Bau des Kaiser­doms. Im 12. Jahrhun­dert galt er mit 65 Metern Länge und 58 Metern Höhe als das größte Bauwerk Norddeutsch­lands.

Der Kaiserdom befindet sich heute im Eigentum der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz (SBK). Er ist Teil der TRANSROMANICA, die seit 2007 das gemein­same kultu­relle Erbe der Romanik in Europa verbindet.

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