Der Braun­schweiger Löwe taucht wieder aus der Versen­kung auf

Der originale Burglöwe aus den 1160er Jahren muss umziehen. Foto: HAUM/Kathrin Ulrich
Der originale Burglöwe aus den 1160er Jahren muss umziehen. Foto: HAUM/Kathrin Ulrich

Die Mittel­al­ter­samm­lung wird vorüber­ge­hend aus der maroden Burg ins Herzog Anton Ulrich-Museum verlegt.

Zwei lange Jahre hat es gedauert, bis jetzt endlich eine Zwischen­lö­sung für die Präsen­ta­tion der Mittel­al­ter­samm­lung aus der gesperrten Burg Dankwar­derode gefunden wurde. Vom 5. März nächsten Jahres an werden im Herzog Anton Ulrich-Museum (HAUM) rund 80 Prozent der kostbaren Kunst­werke in eigens dafür herge­rich­teten Ausstel­lungs­räumen wieder für Besucher zugäng­lich sein. Auch der originale Burglöwe wird dann im wahrsten Sinne des Wortes wieder aus der Versen­kung auftau­chen. Diesen Beschluss trafen das Land Nieder­sachsen und die Stadt Braun­schweig, teilt das Herzog Anton Ulrich-Museum mit.

Die Burg Dankwarderode. Foto: HAUM/Keiser
Die Burg Dankwar­derode. Foto: HAUM/Keiser

Gegen­wärtig liefen dafür bereits die Vorbe­rei­tungen der Ausstel­lungs­räume an der Museums­straße sowie die finalen Planungen für den Transport der wertvollen Objekte. Der Knappen­saal der Burg war seit 1963 Ausstel­lungs­raum der Sammlung mittel­al­ter­li­cher Kunst. Seit 1989 wurde er auch die Bleibe für den von Heinrich dem Löwen um 1166 als Gerichts- und Herrschaftsmal auf dem Burgplatz errich­teten bronzenen Burglöwen. Der Bronze­guss war ehemals vergoldet und gilt als ein Hauptwerk der romani­schen Plastik. Mit hoher Wahrschein­lich­keit ist der Löwe in Braun­schweig gegossen worden und die erste monumen­tale Freifigur nördlich der Alpen. Er ist der Kern der Braun­schwei­gi­schen Identität. Auf dem Burgplatz befindet sich eine Kopie des Originals.

Vor der Zerstö­rung gerettet

Die Existenz des origi­nalen Burglöwen verdankt die Stadt dem einstigen Landes­kon­ser­vator Kurt Seeleke (1912 – 2000). Neben anderen wertvollen Kunst­schätzen rettete er den Löwen während des Zweiten Weltkriegs, indem er ihn 1943 unabge­stimmt in einem Bergwerks­stollen im nahege­le­genen Rammels­berg bei Goslar unter­stellte und nicht wie es die NSDAP-Führung wollte nach Schlesien überführte. Das Wahrzei­chen Braun­schweigs kehrte im Oktober 1945 Löwe wohlbe­halten zurück.

Schutz bedeu­tender Kultur­güter im HAUM

Die Mittel­al­ter­samm­lung soll perspek­ti­visch in die Burg Dankwar­derode zurück­kehren. Nähere Angaben machte das HAUM in seiner Presse­mit­tei­lung nicht. Unver­än­dert bleibt die Außen­stelle des Herzog Anton Ulrich-Museums, wie es heißt, „auf unbestimmte Zeit“ geschlossen. Grund dafür ist der bauliche Zustand der Burg. Aufgrund erheb­li­cher Mängel musste das histo­ri­sche Gebäude im Sommer 2023 geschlossen werden.

Zum Schutz des Kultur­guts ist der Transfer der gesamten Kunst­samm­lung unumgäng­lich. Neben dem Burglöwen, einer Bronze­plastik von europäi­schem Rang und Wahrzei­chen der Stadt Braun­schweig, zählen bedeu­tende Objekte wie das Blasius-Armre­li­quiar aus dem 11. Jahrhun­dert, der „Kaiser­mantel Ottos IV.“ (um 1200) oder der „Domaltar“ (1506), zu den bedeu­tendsten Werken.

Die Kosten für den Umzug trägt das Land. Veran­schlagt sind 190.000 Euro. Die Gestal­tung der Interims­aus­stel­lung wird zudem rund 200.000 Euro benötigen. Diese Summe wird von Förderern aufge­bracht. Dazu zählen die Braun­schwei­gi­sche Landes­spar­kasse, der Nieder­säch­si­sche Sparkas­sen­stif­tung, der Braun­schwei­gi­sche Stiftung und die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz sowie die Öffent­liche Versi­che­rung Braun­schweig.

Video: Die Burg Dankwar­derode

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