Neue Impulse für alte Steine

Lieblos beiseitegeschafft: Schlossfragmente in Querum. Foto: Löwe
Lieblos beiseitegeschafft: Schlossfragmente in Querum. Foto: Löwe

Stadt­hei­mat­pfleger Thorsten Wendt regt Ausstel­lung noch vorhan­dener Schloss-Fragmente an.

In Querum werden am Rande der Festwiese originale Steinfrag­mente des ehema­ligen Braun­schweiger Residenz­schlosses gelagert. Teilweise liegen sie offen da, aller­dings überwu­chert von hochste­hendem Unkraut, teilweise sind sie vergraben. Aus den Augen aus dem Sinn, möchte man meinen. „Aber so sollte die Stadt nicht mit diesen, ihren histo­ri­schen Zeugnissen umgehen“, kriti­siert Stadt­hei­mat­pfleger Thorsten Wendt, der zugleich Stadt­hei­mat­pfleger für Querum ist. Pünktlich zum Tag des offenen Denkmals geht er nochmals in die Offensive. Sein Vorschlag ist es, die Fragmente zu sichern, aufzu­ar­beiten und an geeig­neter Stelle mit entspre­chenden Infor­ma­tionen aufzu­stellen. Dabei müsse das nicht unbedingt in unmit­tel­barer Nähe zum Schloss sein, sondern könne auch beispiels­weise im Westpark sein.

Wendt, Ratsherr der CDU, greift damit einen Vorschlag seiner Fraktion aus dem Jahr 2017 auf. Damals war in einem entspre­chenden Ratsan­trag die Idee eines Lapida­riums auf dem Herzogin-Anna-Amalia-Platz zur Abstim­mung gestellt worden. Die rot-grüne Ratsmehr­heit hatte dafür aber nichts übrig. Vertreter aus ihren Reihen schlugen sogar vor, die Fragmente einfach zu zermahlen. Am Ende wurden die Natur­steine aber größten­teils für zigtau­send Euro Kosten unsichtbar unter die Erde verbracht. Bis eben auf einige wenige, die jetzt die Frage nach ihrer weiteren Verwen­dung wieder neu aufflammen lassen.

Viele Teile sind als baugeschichtlich erhaltenswert eingestuft. Foto: Löwe
Viele Teile sind als bauge­schicht­lich erhal­tens­wert einge­stuft. Foto: Löwe

Bauge­schicht­lich erhal­tens­werte Teile

Die Idee, die bedeu­tendsten Teile auszu­stellen, geht zurück auf einen Vorschlag von Bauhis­to­riker Dr. Bernd Wedemeyer zum Jubiläum des zehnjäh­rigen Bestehens der Schloss-Rekon­struk­tion. Er hatte angeregt, die noch vorhan­denen beson­deren Origi­nal­steine in räumli­cher Nähe zum Schloss öffent­lich zu präsen­tieren. Zu dem Zeitpunkt wurden 273 Steine unter­schied­li­cher Qualität und Größe noch oberir­disch in Querum gelagert. 153 von ihnen wurden als bauge­schicht­lich erhal­tens­wert einge­stuft.

Ursprüng­lich waren die Fragmente auf einem Bauhof in unmit­tel­barer Nähe zur jetzigen Lager­stätte unter­ge­bracht gewesen. Doch als dort das Neubau­ge­biet Dibbes­dorfer Straße Süd entstand, mussten sie einfach nur schnell verschwinden. Auf dem ehema­ligen städti­schen Hof waren im Zuge der Rekon­struk­tion des Portikus zunächst alle noch existenten Fragmente des 1960 abgeris­senen Schlosses zusam­men­ge­führt worden. Auch die beim Garten­verein Holzen­kamp am Madamenweg ausge­graben Teile wurden dorthin trans­por­tiert.

Historisch und neu: die Schlossfassade. Foto: Löwe
Histo­risch und neu: die Schloss­fas­sade. Foto: Löwe

Altsteine bedeuten Authen­ti­zität

In Querum wurden alle angelie­ferten Stücke vorge­r­ei­nigt und danach einge­ordnet, zu welchem Teil des Portikus sie gehörten. Schwer­trans­porte brachten die Teile schließ­lich zu den Sächsi­schen Sandstein­werken. Dort wurden nicht nur die alten Teile aufge­ar­beitet, sondern auch die neuen „Puzzle­stücke“ gefertigt. Die Neuteile der Fassade wurden aus Sandstein aus der Region Dresden und aus Schlesien herge­stellt. Zur Unter­schei­dung und um die Authen­ti­zität sichtbar zu machen, blieben die Farbun­ter­schiede zwischen den dunkleren Alt- und den helleren Neusteinen erhalten. Für die Rekon­struk­tion wurden rund 600 Origi­nal­teile verwendet.

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