Braun­schweigs Baumeister

Braunschweig, Augusttorwall, Villa Salve Hospes, Peter Joseph Krahe, 1805/08. (Foto Privat).
Braunschweig, Augusttorwall, Villa Salve Hospes, Peter Joseph Krahe, 1805/08. (Foto Privat).

Herzog­li­ches Kalen­der­blatt, Folge 12: Erinne­rungen an Peter Joseph Krahe.

Am 7. Oktober jährte sich zum der 185. Male Krahes Todestag. Geboren am 7. April 1758 in Mannheim, führte ihn sein Werdegang von dort weit weg. Seit 1803 in Braun­scheig tätig, zählt er im norddeut­schen Raum zu den großen Baumeis­tern.

In Braun­schweig haben sich die meisten seiner Projekte erhalten, von denen die Umgestal­tung der Wallan­lagen von 1804 bis 1807 zu einem Grüngürtel aus Parks, Prome­naden, Hügeln und Baugrund zuerst zu erwähnen ist. Sie öffnen die Stadt nach außen, besonders auf der Südseite ab 1838 für den Bahnhof. Höhepunkt ist der Löwenwall von 1819/23 mit dem Obelisken für die gegen Napoleon 1806 und 1815 gefal­lenen Herzöge Carl Wilhelm Ferdinand und Friedrich Wilhelm.

“Salve Hospes” und andere Villen

Krahe plante seine Einzel­bauten in die Wallan­lagen hinein: z. B. am August­tor­wall die noble Villa „Salve Hospes“ von 1805/08, am Magni­tor­wall das Palais für Prinz Friedrich Wilhelm von 1804 (1808 die Anfänge abgetragen) und an Steintor, Fallers­le­ber­straße und Wenden­tor­wall die drei erhal­tenen Torhaus­paare (das Tor am Wilhel­mi­t­or­wall für eine Straßen­er­wei­te­rung 1955 abgebro­chen; von der August­tor­wache sind Porti­kus­reste erhalten). Weitere Wohnhäuser aus der Zeit um 1805 finden sich am Theater‑, Wendentor und Kalenwall. Die dortige Villa Amsberg von 1827 steht beispiel­haft für Krahes städte­bau­li­ches Wirken. Sie riegelt den langen Wallab­schnitt nach Westen ab und schafft vor dem neuen Bahnhof einen Platzraum.

Krahe war bereits 73 Jahre alt, als er 1831 aus Alters­gründen aus dem Wettbe­werb und der Leitung des Neubaues der herzog­li­chen Residenz ausschied. Sein Schüler Carl Theodor Ottmer führte das Projekt bis 1841 aus, während Krahe es für sich als Liebha­berei weiter betrieb.

Inspi­riert von der Antike

Der Baustil Krahes ist der „Frühklas­si­zismus“. Seine Ausbil­dung begann tief im 18. Jahrhun­dert, in der Zeit, als sich viele Vertreter der zeitge­nös­si­schen Archi­tektur gegen den leicht­fü­ßigen, natura­lis­ti­schen Rokoko­stil wandten und zur Erneue­rung der Formen­sprache der strengen, antiken Archi­tektur folgten. Gerad­li­nig­keit und geome­tri­sche Verein­fa­chung mit gliedernder Ornamentik bestimmten von nun an vielfach die Entwürfe.

Auch Krahe folgte dem. Zunächst hatte er aber zwischen 1775 und 1780 an der Düssel­dorfer Kunst­aka­demie Malerei studiert und wurde dort Professor.

1782 und wieder­holt 1785/86 unternahm er Studi­en­reisen nach Italien. Die Baukunst der Antike, die der Renais­sance und hier die von Andrea Palladio (1508- 1580) sowie der Frühklas­si­zismus in Rom und Neapel fesselten ihn. Krahe wechselte ins Baufach. In der erwähnten Villa Salve Hospes sind diese Einflüsse gebündelt zu sehen: die kubische Grundform wird auf der Haupt­seite durch klassi­sche Ornamente zur Mitte hin gestei­gert, um den Haupt­ein­gang hervor­zu­heben. Zum Garten vermit­teln hingegen ein großer Bogen mit einem Balkon zwischen Innen und Außen.

Von Trier nach Braun­schweig

Vor der Braun­schweiger Zeit betreute Krahe zwischen 1790 und 1803 die Bauten im damaligen Kurfürs­tentum Trier. Ein Ruf von Herzog Carl Wilhelm Ferdinand holte ihn 1803 nach Braun­schweig, wo er Oberbau­di­rektor“ des Bauwesens wurde. Dazu gehörten neben dem Erwähnten auch die Bauten von Theatern, Orange­rien, Straßen und Brücken (erhalten die Brücke von 1812/13 am „Neuen Petritor“).

Entwurf zweier erhaltener Sessel für die königliche Winterresidenz Grauer Hof, Braunschweig, Peter Joseph Krahe, um 1808. (Entwurfsblatt Städtisches Museum Braunschweig; Möbel im Braunschweigischen Landesmuseum).
Entwurf zweier erhal­tener Sessel für die könig­liche Winter­re­si­denz Grauer Hof, Braun­schweig, Peter Joseph Krahe, um 1808. (Entwurfs­blatt Städti­sches Museum Braun­schweig; Möbel im Braun­schwei­gi­schen Landes­mu­seum).

In diesem Nachruf darf Krahes unglück­lichstes Projekt nicht fehlen: der Umbau des Residenz­schlosses Grauer Hof zur Winter­re­si­denz von König Jerome (1807–1813). Nur Krahes zügige Entwurfs­ar­beit ermög­lichte die Umsetzung, die 1813 nach Napoelons Nieder­lage einge­stellt wurde. Feinste franzö­si­sche Empire­formen aus Paris kamen zur Anwendung, wie es Krahes plane­ri­scher Nachlass im Städti­schen Museum zeigt. Einige danach angefer­tigte Möbel- und Zaunstücke haben sich sogar erhalten.

Ein Beil von den Pfosten des Stakettzaunes für die königliche Winterresidenz Grauer Hof, Braunschweig, Peter Joseph Krahe, um 1810.
Ein Beil von den Pfosten des Stakett­zaunes für die könig­liche Winter­re­si­denz Grauer Hof, Braun­schweig, Peter Joseph Krahe, um 1810.
Braunschweig, Schlossplatz mit Stakettzaun am Bohlweg. Das erwähnte Beil links oben am Bildanschnitt, um 1925. (Foto Privat).
Braun­schweig, Schloss­platz mit Stakett­zaun am Bohlweg. Das erwähnte Beil links oben am Bildan­schnitt, um 1925. (Foto Privat).

Zu Ehren Krahes hat die Stadt Braun­schweig 1954 zu Recht einen Archi­tek­tur­preis gestiftet, den sie alle drei bis fünf Jahre für besondere Neubauten in der Stadt vergibt.

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