Die Kirche ist der 17. Musiker

Jürgen Osterloh . Foto: Stefan Lohmann
Jürgen Osterloh . Foto: Stefan Lohmann

The Riddags­hausen Concert von Jürgen Osterloh hat am 26. November Urauf­füh­rung in der Kloster­kirche.

Dieser Traum reifte ein paar Jahre in dem Musiker Jürgen Osterloh: ein Konzert in einem Kirchen­raum machen. In einem Raum, für den und mit dem man die Musik reali­siert. Eine Kompo­si­tion entwi­ckeln, die den Raum Kirche nicht nur bespielt, sondern als Mitspieler integriert. Dessen Resonanz­kraft man unbedingt mitdenken, dessen Nachhall man auf keinen Fall vernach­läs­sigen darf.

Nun ist Jürgen Osterloh kein unbeschrie­benes musika­li­sches Blatt, „man darf wohl sagen, dass ich seit einigen Jahren Musik in Braun­schweig mache“, macht der Mann des sanften Gesprächs­tons, im Haupt­beruf Lehrer, in aller Beschei­den­heit kein Gewese darum, dass er schon einiges auf die Bühnen dieser Stadt gestemmt hat.
Eines seiner musika­li­schen Konzepte: Inner Music Picture.

„Wenn ich meine Musik mache, wenn ich kompo­niere, dann entstehen innere Bilder in mir.“ Das können Erinne­rungen sein, Traum­se­quenzen, Gedächt­nis­col­lagen. „Bei den Zuhörern kann diese Musik auch Momente der Selbst­be­sin­nung erzeugen“, so Osterloh. Bilder oder Wünsche aus den Tagen der Kindheit können getragen vom Klangbett vor dem inneren Auge aufziehen, womöglich kreisen die Bilder­welten auch um diese Fragen: „Wie geht es mir in meinem Leben?“ „Wo stehe ich eigent­lich?“ „Wo wollte ich vielleicht mal hin?“ „Was ist aus Traum eines Häuschens im Grünen geworden, derweil ich um die Welt gondele?“ Jeder hat da ja so seine Baustellen…

Der Kirchen­raum ist für dieses Konzept natürlich deshalb so ideal, so Osterloh, „weil Kirche ja per se ein Ort stiller, innerer Einkehr ist, wo man über sich selbst meditie­rend nachdenken kann. Hier kann man vor einer Instanz, nennen wir sie Gott, Rechen­schaft ablegen“. Dieses Zu-sich- selbst-kommen korre­spon­diere hervor­ra­gend mit der Intention seiner Inner Picture Music.

Nach heavy metal klingt das nicht. Jürgen Osterloh lacht: „Nein, also auch limbo­ar­tige Funky-Music wäre für die Kirche nicht geeignet. Da käme nur akusti­scher Müll raus.“ In seiner Kompo­si­tion The Riddags­hausen Concert mit 16 Musikern bauen vielmehr Chor und Streicher schöne Klang­flä­chen auf, über die sich dann die anderen Instru­mente drüber legen können.

Nun darf man sich das nicht so vorstellen, dass ein Musiker, der innere Bilder zum Klingen bringen möchte, keine Inspi­ra­tion von außen bräuchte. Dass der sich einfach ins stille Kämmer­lein verkriecht und seine inwen­digen Kopfblüten in Noten trans­for­miert.

So geht das nicht bei Osterloh. Der schleppte Bässe, Verstärker und allerlei anderes musika­li­sches Allotria in die Kloster­kirche und verbrachte dort einen ganzen Tag. Von früh bis spät, von hell bis dunkel, von ganz okay bis ziemlich klamme Klauen. Wie das Licht so durch die Fenster streift und seinen Bass streicht, das hat er ebenso regis­triert wie den Regen, der an so einem Kirchen­dach ganz anders anklopft als daheim. Und der Hall erst! 8 bis 11 Sekunden. Den musst du hören, spüren, wirken lassen.

Und mit welcher Bilder­reise der inneren Art kehrte Osterloh aus Riddags­hausen zurück? „Ich war ganz gefangen von dem tollen Kirchen­raum. Meine Bilder sind in der früheren Zeit geblieben, beim Ort, beim Ursprung dieser Kirche. Die ruhige Atmosphäre hat mich in eine Art Klang­far­ben­reise versetzt.“

Wir durften vorab schon mal ein wenig in die Oster­loh­sche Kompo­si­tion hinein lauschen. Es beginnt mit Strei­ch­er­klängen, die im Kirchen­raum nachwirken werden, dann kommt der Chor, der sich allmäh­lich aufbaut. Erste Assozia­tion: grego­ria­ni­sche Ritter­spiele! Wenn dann das Saxophon munter dazwi­schen trumpft, wird dieses Bild aufge­bro­chen. Als sei man mitten in eine wuselige Stadt der Jetztzeit katapul­tiert, wo hier einer hupt, da ein anderer hetzt. Osterloh arbeitet in seiner organisch sich entwi­ckelnden Kompo­si­tion mit Kontrasten plus einer drama­ti­schen Explosion. Die sechs Solisten spielen an einem Punkt des Abends jeweils ganz allein. Tja, wie kann man diese Urauf­füh­rung fassen? Ein bisschen grego­ria­ni­sche Anklänge, Jazzmo­tive natürlich, neuer europäi­scher Jazz, ein Querver­weis auch auf Filmmusik. Und eine gute Prise Osterloh!

The Riddags­hausen Concert beginnt am Donnerstag, 26. November, um 19.30 Uhr, in der Kloster­kirche in Riddags­hausen. Karten gibt es im Vorver­kauf bei Musika­lien-Bartels, Schlos­s­pas­sage 1. Gefördert wird diese Urauf­füh­rung von der Richard-Borek-Stiftung.

Mehr auf Osterlohs Blog, zu finden unter www.juergenosterloh.de

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