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Klosterkirche Riddagshausen steht seit 750 Jahren

Schon damals uralt: Auf diesem Kupferstich des Verlagshauses Merian aus dem Jahr 1654 ist die Klosterkirche Riddagshausen deutlich zu erkennen. Foto: Team der Löwe
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Zwei Tage Feierlichkeiten mit Gottesdienst, Einweihung des Zisterziensermuseums und Symposium

Das Kloster Riddagshausen ist eine vom Mutterkloster Amelungsborn ausgehende zisterziensische Gründung aus dem Jahr 1145. Päpstliche Bestätigung und Schutz besaß das Kloster seit 1147. Bereits 1206 aber begannen die Mönche damit, die ursprüngliche Klosterkirche durch einen Neubau zu ersetzen. Die feierliche Weihe des Neubaus datiert auf das Jahr 1275, also vor 750 Jahren. Und dieses Jubiläum wird am Wochenende des 14. und 15. Juni gefeiert.

Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten steht der Sonntag mit dem von der Kirchengemeinde Riddagshausen-Gliesmarode ausgerichteten Festgottesdienst (11 Uhr) und der Wiedereröffnung des Zisterziensermuseums (13 Uhr). Bereits tags zuvor finden von 10 bis 16 Uhr im Management Marketing Institut (MMI) die 7. Riddagshäuser Zisterziensertage, ausgerichtet vom Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte und Geschichtsvermittlung an der TU Braunschweig, statt (Programme siehe am Ende des Textes).

Protestantische Bürger plünderten

Die Klosterkirche hielt in den vergangenen Jahrhunderten manchem Sturm stand. Schwere Schäden infolge von Auseinandersetzungen zwischen Braunschweiger Bürgern und ihren Landesherren gefährdeten erstmals 1492 die Existenz des Klosters. Später, insbesondere während der kriegerischen Durchsetzung der Reformation in den Jahren zwischen 1542 und 1553, wurde das Kloster wiederholt von Braunschweiger Bürgern, protestantischen Heeren und Truppen des katholischen Herzogs Heinrich dem Jüngeren zu großen Teilen zerstört und geplündert, sodass von der ursprünglichen Ausstattung des Klosters nichts mehr erhalten blieb.

Zwei Jahrhunderte später, während der Napoleonischen Kriege zwischen 1809 und 1813, wurde das Kloster durch herzogliche und französische Truppen besetzt. Danach verfielen die Konventsgebäude und wurden schließlich in den 1850er-Jahren dem Abbruch preisgegeben. Die Klosterkirche hingegen wurde nach grundlegenden Restaurierungsarbeiten seit den 1870er-Jahren 1883 wieder eingeweiht.

Während des Zweiten Weltkriegs blieb die Klosterkirche weitgehend von Zerstörungen verschont. Dennoch musste die Klosterkirche wegen zahlreicher Mängel an der Bausubstanz zeitweilig geschlossen werden. Dank der Initiative von Richard Borek II. und dem damaligen Pastor Armin Kraft wurde sie mit großem finanziellem Aufwand restauriert und zum 700-jährigen Bestehen 1975 wieder geöffnet.

Die Klosterkirche Riddagshausen heute. Foto: Peter Sierigk

Die Klosterkirche Riddagshausen heute. Foto: Peter Sierigk

Massiven Reparaturstau beseitigt

Rund 40 Jahre nach der Sanierung stand die Zukunft der Klosterkirche wegen massiven Reparaturstaus allerdings erneut auf wackeligen Beinen. Durch die Auflösung der Jägerhofstiftung nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bauunterhaltung der Klosterkirche an die Stadt Braunschweig gefallen, die aber ihrer Verpflichtung nicht ausreichend nachkam. Es konnte eine umfassende Vereinbarung geschlossen werden. Danach sind neben der Klosterkirche auch Frauenkapelle, Klostergarten und Streuobstwiese, Gärtnerei, Kloster, Zisterziensermuseum, Bockwindmühle, Jägerhof, Gaststätte Grüner Jäger und weitere Wohngebäude mit Wirkung vom 1. Januar 2014 unter der Führung des damaligen Direktors Tobias Henkel in das Eigentum der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz übergegangen.

Das regionalgeschichtliche Symposium steht unter dem Motto „Universalität in der Regionalität“. Beleuchtet werden die besonderen Aspekte der Geschichte der Zisterzienser in Norddeutschland. Dazu gehört auch die Geschichte der Riddagshäuser Abtei im Kontext der wechselvollen Geschichte der Stadt Braunschweig und des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel. Die Leiter des Symposiums, Gerd Biegel und Reinhard Wetterau, laden gleichermaßen Geschichtsinteressierte und Wissenschaftsvertreter ein. Vormittags und nachmittags sind jeweils drei Vorträge geplant. Regionale und überregionale Referenten und Referentinnen bieten einen informativen Einblick in aktuelle Fragen und Probleme der Geschichte Riddagshausens und der Zisterziensergeschichte.

Das Programm

Sonnabend: 7. Zisterziensertag in Riddagshausen

10 Uhr: Begrüßung durch Gerd Biegel, Gründungsdirektor des veranstaltenden Instituts, und Grußwort „Hier vor den Toren der Stadt… „Anmerkungen zu den Braunschweigern in Riddagshausen“ von Joachim Hempel, ehemaliger Domprediger und Pastor an der Klosterkirche.
10.15 Uhr: Einführung in das Symposium „Kaiser Lothar III., die Welfen und die Klosterpolitik“, Gerd Biegel.
10.45 Uhr: Zisterziensische Anfänge und welfischer Erinnerungsort Kloster Amelungsborn, Angela Klein, Braunschweig.
11.30 Uhr: Antonius Corvinus. Als „lutherischer Bube“ aus dem Kloster Riddagshausen verjagt. Reinhard Wetterau, Braunschweig.
13.45 Uhr: Verzicht auf dem Weg zum Heil. Die freiwillige Armut der Mönche – eine alternative Lebensform im Mittelalter, Hans-Jürgen Derda, Hildesheim.
14.30 Uhr: Lebensform mit Zukunft? Eine Reise zu den evangelischen Frauenklöstern in Niedersachsen, Karin Dzionara. Kulturjournalistin, Hildesheim.
15.15 Uhr: Klöster zwischen Macht und Wirtschaft, Keimzellen der Bildung und strategische Stützpunkte der Landesherren, Gerd Biegel, Braunschweig

Sonntag: Festgottesdienst, Empfang und Eröffnung des Zisterziensermuseums

11 Uhr: Gottesdienst mit einer Predigt von Landesbischof Christoph Meyns.
12.30 Uhr: Empfang mit Grußworten von Ulrich Markurth, Präsident der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Oberbürgermeister Thorsten Kornblum, Oberlandeskirchenrätin Ulrike Brand-Seiß und Eckhard Gorka Abt des Klosters Amelungsborn.
13 Uhr: Eröffnung Zisterziensermuseum begleitet vom Posaunenchor der Propstei Braunschweig.
14 Uhr: Vortrag „Wie kriegt man Leute in die Kirche?“ des ehemaligen Dompredigers und Pastors der Klosterkirche Joachim Hempel zur Entwicklung der Klosterkirche in den vergangenen 50 Jahren
15 Uhr: Bigband der städtischen Musikschule

Videos:

Braunschweigische Spaziergänge, Folge 2: Riddagshausen
Die Klosterkirche und ihre Geheimnisse

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