Ein Leben in 300 Exponaten

Blick in den Sonderausstellungraum. Foto: Küstner/Schlossmuseum
Blick in den Sonderausstellungraum. Foto: Küstner/Schlossmuseum

Sonder­aus­stel­lung „Victoria Luise – ein Leben, zwei Welten“ im Schloss­mu­seum Braun­schweig eröffnet.

Das Schloss­mu­seum Braun­schweig widmet sich in seiner neuen Sonder­aus­stel­lung mit Victoria Luise einer schil­lernden Persön­lich­keit des 20. Jahrhun­derts mit starkem Braun­schweig-Bezug. Die einzige Tochter von Kaiser Wilhelm II. lebte nach ihrer Hochzeit mit Ernst August zunächst von 1913 bis 1918 im Residenz­schloss am Bohlweg, und sie verbrachte später ihren Lebens­abend in bürger­li­chen Verhält­nissen von 1956 bis zu ihrem Tod 1980 in Braun­schweig. Die Sonder­aus­stel­lung mit dem Titel „Victoria Luise – ein Leben, zwei Welten“ läuft vom 14. September 2017 bis zum 16. September 2018. Anlass ist die 125. Wieder­kehr ihres Geburts­tags am 13. September 1892.

Die umfang­reiche Ausstel­lung nähert sich der Person Victoria Luises über eine facet­ten­reiche Auswahl persön­li­cher Gegen­stände, hochwer­tiger Kunst­werke und aussa­ge­kräf­tiger Fotogra­fien als Zeitdo­ku­mente. Die frühere Braun­schweiger Herzogin war eine der wichtigsten Reprä­sen­tan­tinnen des Kaiser­rei­ches. Die Aufar­bei­tung ihres Lebens im Schloss­mu­seum ist in vier Themen­be­reiche unter­teilt: Eine Frau im 20. Jahrhun­dert, Mode und Schmuck – Reprä­sen­ta­tion und Vorsorge, Im Fokus der Öffent­lich­keit sowie Aufgaben und Verant­wor­tung. Unter den knapp 300 Exponaten befinden sich unter anderem Leihgaben von Victoria Luises Nachfahren Erbprinz Ernst August und Prinz Heinrich, dem Braun­schwei­gi­schen Landes­mu­seum und privaten Leihge­bern aus Braun­schweig. Besondere Stücke sind die Husaren­uni­form Victoria Luises, die vom Wehrge­schicht­li­chen Museum Rastatt zur Verfügung gestellt wurde, die letzte Handta­sche, die Victoria Luise vor ihrem Ableben in Benutzung hatte sowie Kleidungs­stücke und Schmuck.

„Gezeichnet wird ein sehr persön­li­ches Bild einer Frau, die die Brüche des 20. Jahrhun­derts mit dem Übergang von der Monarchie in die Demokratie, in die Hitler-Diktatur, mit dem Zweiten Weltkrieg und den Aufbau der Bundes­re­pu­blik Deutsch­land mit dem Wirtschafts­wunder erlebte“, sagt Dr. Ulrike Sbresny, Leiterin des Schloss­mu­seums. „Ihre Geschichte ist außer­ge­wöhn­lich und histo­risch extrem spannend, was in der Ausstel­lung durch den Gegensatz zwischen persön­li­chem und offizi­ellem Bild anschau­lich wird.“

Die Ausstel­lung belegt, dass Victoria Luise ihr ganzes Leben lang mehr oder weniger im Licht der Öffent­lich­keit stand. Ein Foto belegt, dass das nicht immer ein reines Vergnügen war. Auf dem Foto ist zu sehen, wie Victoria Luises Gouver­nante, Miss Topham,  bei einem Stadt­spa­zier­gang in Berlin aufdring­liche Fotografen abwehrt. Die Kaiser­tochter wusste insgesamt aber ihre Popula­rität besonders in den letzten Jahrzehnten ihres Lebens für sich zu nutzen.

Sie vermark­tete sich als Person und ihre Memoiren erfolg­reich. Während zahlreiche Mitglieder des Hochadels nach 1918 und spätes­tens nach 1945 großen Wert darauf legten, ein möglichst zurück­ge­zo­genes Leben zu  führen, war Victoria Luise unver­än­dert stark an Reprä­sen­ta­tion inter­es­siert. Ihr alltäg­li­ches Verhalten basierte stets auf ihrer Identität als Kaiser­tochter und Herzogin. Ein Beispiel zeigt die Fotografie von ihrem 70. Geburtstag, als sie sich  der inter­es­sierten Bevöl­ke­rung Braun­schweigs auf dem Balkon der Industrie- und Handels­kammer am Altstadt­markt hoheits­voll zeigte. Victoria Luise war in Braun­schweig sehr beliebt. Zur Trauer­feier im Dom 1980 kamen mehrere tausend Trauer­gäste

Die Ausstel­lung zeigt auch sechs private Filme der Familie Victoria Luises aus  Gmunden und Blanken­burg. Sie wurden zwischen 1927und 1951 gedreht. Dazu werden Videos mit Zeitzeu­gen­be­richten gezeigt, die Victoria Luise aus ihrer Braun­schweiger Zeit kannten. Sie beleuchten Victoria Luise aus unter­schied­li­chen  Blick­win­keln und erzählen auch bislang unbekannte Episoden.

Victoria Luise behielt sämtliche Gewohn­heiten, wie den fordernden Umgang mit ihrem nun wenigen Personal, umfang­reiche Korre­spon­denz auf bekröntem Brief­pa­pier mit Wappen und den Luxus eines Autos mit Fahrer, bei. Ermög­licht wurde dies durch ihre Beliebt­heit, die zu einem unter­stüt­zenden Freun­des­kreis geführt hatte, durch regel­mä­ßige Verkäufe aus ihrem Besitz und den Erfolg, den sie mit ihren Memoiren feierte.

Erinne­rung­s­tücke waren für Victoria Luise grund­sätz­lich von großer Bedeutung. Das von ihr bewohnte Haus in Riddags­hausen war daher mit vielen Bildern ausge­stattet. In der Ausstel­lung wird beispiels­weise ein dreiflü­ge­liger Foto-Paravent präsen­tiert, der mit Fotogra­fien ihrer Familie, insbe­son­dere ihres Mannes bestückt ist. Sie litt bis zuletzt unter dem Verlust ihres Mannes und den Schwie­rig­keiten mit ihren Söhnen.

Zur Ausstel­lung ist ein 48-seitiger Begleit­band erschienen, der die Stationen Victoria Luises anhand ausge­wählter Exponate beschreibt und im Schloss­mu­seum erhält­lich ist. Darin wird unter anderem aufge­klärt, warum das Victoria auch oft mit k geschrieben wird. In ihrer Geburts­ur­kunde stand Victoria mit c, auch im Perso­nal­aus­weis, aber sogar sie selbst schrieb in ihren Memoiren ihren Namen mit k,  und so war er auch auf Autogramm­karten gedruckt. Verwir­rung pur, so wie ihr ganzes Leben!

Fakten:

Öffnungs­zeiten: Dienstag 10 – 17 Uhr, Mittwoch 13 – 20 Uhr und Donnerstag bis Sonntag 10 –17 Uhr. Eintritt: Erwach­sene 3 Euro, Kinder bis 15 Jahre frei.

Homepage: www.schlossmuseum-braunschweig.de

Telefon: 0531/470‑4876

E‑Mail: schlossmuseum@residenzschloss-braunschweig.de

Fotos

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