„Hier fanden wir das erste Stück Holz“

Paläon Museum

Führung zum Origi­nal­fund­platz der „Schöninger Speere“ soll 2014 fester Bestand­teil des „paläon“-Programms werden.

„Entdecke den UrMensch in dir!” Unter diesem Motto tauchen Besucher seit der Eröffnung des Forschungs- und Erleb­nis­zen­trum Schöninger Speere „paläon“ ins Stein­zeit­alter ein. Nicht ganz so lange her, aber auch nicht minder spannend ist die Geschichte, wie am 20. Oktober 1994 dieses erste, kleine Stück Holz gefunden wurde, das sich später als Weltsen­sa­tion entpuppen sollte. Deswegen wurden in diesem Herbst erstmals Führungen zum Origi­nal­fund­platz der Speere angeboten. Und sie waren auf Anhieb ein voller Erfolg, sollen als zusätz­liche Attrak­tion in der kommenden Saison im ohnehin schon breiten Angebot integriert werden.

Wolfgang Mertens berichtet aus erster Hand. Er war vor rund 20 Jahren als Grabungs­mit­ar­beiter des Nieder­säch­si­schen Landes­amtes für Denkmal­pflege mit dabei, als Dr. Hartmut Thieme, dem Leiter des Ausgra­bungs­teams, der Sensa­ti­ons­fund gelang. „Dem Blick von Dr. Thieme war sofort anzumerken, dass es sich nicht um einen einfachen Ast handeln konnte“, erzählt Mertens. Er hat seine Besucher­gruppe zum nur wenige Meter vom Museum entfernten, legen­dären Ort geführt, an dem die ältesten Jagdwaffen der Mensch­heit gefunden wurden, und erzählt als Zeitzeuge.

„Das Holzstück“, erinnert sich Mertens, „stellte sich schnell als filigran gefer­tigtes Wurfholz dar. In den folgenden Wochen kamen die ersten Speere zum Vorschein. Als wir beispiels­weise den zweiten Speer gefunden hatten, arbei­teten wir zwei Wochen lang im Dreischich­ten­system, um ihn freizu­legen“, erinnert sich der Vorar­beiter der Grabungs­mann­schaft. Die Besucher sind gefesselt von seinen Schil­de­rungen. Mertens freut sich über so viel Interesse. Und auf die kommende Saison – wenn der Winter vorbei ist und die Witterung es zulässt, gibt es die nächste Chance für Besucher, die Grabungs­stelle direkt in Augen­schein zu nehmen.

Nirgendwo sonst können Besucher so hautnah in die Zeit von vor 300.000 Jahren eintau­chen. Die Speere und andere Holzge­räte machen die Fundstelle zu einem weltweit einzig­ar­tigen Ort, an dem man erfährt, wie der Homo heidel­ber­gensis gelebt und gejagt hat. Doch nicht nur die einzig­ar­tigen Waffen geben Aufschluss über das Verhalten und die Lebens­um­stände der Urmen­schen, sondern auch aussa­ge­kräf­tige Knochen­funde von charak­te­ris­ti­schen Tieren jener Zeit. Die zahlrei­chen Funde zeichnen ein präzises Bild der damaligen Flora und Fauna rekon­stru­ieren.

So entwi­ckelte sich das „paläon“ rasant zu einer Touris­ten­at­trak­tion. Allein in den ersten 100 Tagen kamen bereits mehr als 33.000 Besucher. „Wir wussten, dass das Konzept des Forschungs- und Erleb­nis­zen­trums ankommen würde, hätten aber nie zu träumen gewagt, in so kurzer Zeit so viele Gäste zählen zu können“, zieht „paläon“-Geschäftsführer Dr. Florian Westphal eine auch zur Freude der Förderer Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz und STIFTUNG NORD/LB • ÖFFENTLICHE überaus positive Start­bi­lanz.

Das „paläon“ verbindet auf einzig­ar­tige Weise das spannende Erlebnis Steinzeit mit archäo­lo­gi­scher Spitzen­for­schung. Die archäo­lo­gi­schen Arbeiten im Schöninger Braun­koh­le­ta­gebau zählen zweifellos zu den bedeu­tendsten altstein­zeit­li­chen Grabungen weltweit. Das Zusam­men­spiel von Spitzen­for­schung, Erleb­nis­ori­en­tie­rung und futuris­ti­scher Museums-Archi­tektur macht das „paläon“ zu einem der faszi­nie­rendsten archäo­lo­gi­schen Erleb­nis­zen­tren der Welt.

Mehr Infor­ma­tionen im Internet unter www.palaeon.de

 

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