Die Stein­tor­brücke wurde verrückt

Nordansicht der Steintorbrücke. Foto: Der Löwe
Nordansicht der Steintorbrücke. Foto: Der Löwe

Braun­schweigs Brücken, Folge 13: Ursprüng­lich lag das Einfallstor des Weich­bildes Hagen dort, wo heute das Staats­theater steht.

Die städte­bau­liche Situation am Steintor zählt zu den attrak­tivsten der Stadt. Das Quartier mit der zentralen Kreuzung Museumsstraße/Helmstedter Straße mit den Abzweigen Adolf- und Parkstraße und den beiden Torhäu­sern ist bis heute ein heraus­ra­gender Beleg für die perfekt gelungene Umgestal­tung der Befes­ti­gungs­an­lagen des mittel­al­ter­li­chen Braun­schweigs hin zu den attrak­tiven Wallpro­me­naden durch Baumeister Peter Joseph Krahe. Die 1914/15 erbaute, heutige Stein­tor­brücke führt genau dort über die Oker.

Es ist schon sehr bedau­er­lich, dass die Gaststätte Okerter­rassen in der Parkstraße nicht mehr existiert. Von 1906 bis 2013 war das Café durch­ge­hend geöffnet gewesen – ein Rekord für Braun­schweig. Die Terrassen waren ein starker Besucher­ma­gnet, nicht zuletzt deswegen, weil es von da aus einen bezau­bernden Blick über die Oker auf die Stein­tor­brücke und den Museums­park gab. Geschichte, leider. Jeden­falls bis auf Weiteres.

„Die Existenz einer Brücke an genau dieser Stelle ist bereits auf die Zeit um 1700 datiert. Von 1819 bis 1821 erfolgte dann der Brücken­neubau im Zuge der Umgestal­tung der Wallan­lagen zum Prome­na­den­ring“, erläutert der renom­mierte Bauhis­to­riker und Stadt­teil­hei­mat­pfleger für die Innen­stadt, Elmar Arnhold. In Koope­ra­tion mit ihm stellt der „Der Löwe – das Portal der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen“ die bedeu­tenden inner­städ­ti­schen Brücken in monat­li­cher Folge vor.

Die nach Plänen von Peter Joseph Krahe errich­tete Stein­tor­brücke kostete 16.088 Thaler, 11 Groschen und 7 Pfennige. Die Brücke war aus Eichen­holz gefertigt. Durch die äußerlich mit Holzbohlen verklei­deten Brücken­bögen entstand jedoch der Eindruck eines gedie­genen Steinbaus aus kräftigen Quardern. Die Brücke hatte angesichts ihrer maroden Spreng­werk­kon­struk­tion keine einhun­dert Jahre Bestand.

Sie wurde durch die heutige Stahl­beton-Bogen­brücke ersetzt. Ingenieur Gustav Menadier griff seiner­zeit die klassi­zis­ti­sche Formen­sprache des Vorgän­ger­baus auf. Auch die noch heute existie­renden Geländer erinnern an jene, die Krahe in seine Brücke hatte einar­beiten lassen. Die damaligen Gussei­sen­ge­länder stammten aus der Hütte im Harz.

Mit etwa 930 000 Euro hat die Stadt nach eigenen Angaben im Jahr 2007 Schäden an der Stein­tor­brücke repariert und das unter Denkmal­schutz stehende Bauwerk detail­ge­treu rekon­stru­iert. Nach vielen kleinen Repara­turen war das die erste Grund­sa­nie­rung. Die zunächst integrierte Bedürf­nis­an­stalt am stadt­sei­tigen Brücken­kopf war bereits 1979 geschlossen worden.

Das ursprüng­liche Steintor lag übrigens deutlich weiter nördlich, etwa dort, wo sich heute das Staats­theater befindet und der Steinweg endet. Es war eines von drei Stadt­toren des Weich­bildes Hagen und leitete den Verkehrsweg aus der mittel­al­ter­li­chen Metropole Magdeburg in die Stadt. Mitte des 12. Jahrhun­derts wurde die Stadt­mauer mit einer ersten Holzbrücke vor dem Stadt­ein­gang am Steintor errichtet. Nach der Verlegung des Steintors wurde das nun in unmit­tel­barer Nachbar­schaft befind­liche Magnitor, bis dahin Einfallstor aus Richtung Magdeburg, geschlossen.

Fakten

Planungs- und Bauzeit: 1911–13 (Planung), 1914/15 (Bauzeit)

Länge: 35 m

Breite: 18,55 m

Lichte Höhe: 3,00 m

 

Fotos

Das könnte Sie auch interessieren

  • Die Geheim­nisse der Oker

    Die Geheim­nisse der Oker

    Braunschweigs skurrile Ecken und andere Merkwürdigkeiten, Folge 31: vom Hakemann, dem Krokodil und neugierigen Männerblicken. Weiterlesen

  • Parks in Braun­schweig: Das sind die 19 grünen Ruhepole der Stadt

    Parks in Braun­schweig: Das sind die 19 grünen Ruhepole der Stadt

    Naherholung ist in Braunschweig nicht weit. Einige Parks laden zum Spazieren, Sportmachen und Entspannen ein. Hier liegen Braunschweigs Parkanlagen. Weiterlesen

  • Der Weg in den Ersten Weltkrieg

    Der Weg in den Ersten Weltkrieg

    Serie zu den Ereig­nissen im Braun­schweiger Land und den Kriegs­schau­plätzen von 1914–1918. Nicht nur in Braun­schweig, sondern bundes­weit stand im Zentrum des Erinne­rungs­jahres 1913 die Hochzeit von Prinz Ernst August III. von Hannover und Prinzessin Viktoria Luise Adelheid Mathilde Charlotte von Preußen. Die Ehe versöhnte vor 100 Jahren die Welfen mit den Preußen, die das… Weiterlesen