Die Geheim­nisse des Deutschen Ordens

Die Grundmauern der Elmsburg. Foto: Monika Bernatzky
Die Grundmauern der Elmsburg. Foto: Monika Bernatzky

Neue Broschüre zur Elmsburg bei Schöningen infor­miert über ein wenig bekanntes Kapitel der Braun­schwei­gi­schen Landes­ge­schichte.

Die Elmsburg und die ehemalige Kommende Lucklum sind Zeugen der 600-jährigen Geschichte des Deutschen Ordens im Braun­schweiger Land. Über die Vergan­gen­heit dieser bedeu­tenden Geschicht­sorte infor­miert die neu erschie­nene Broschüre „Der Deutsche Orden am Elm“. Darin sind auch eine Reihe von inter­es­santen Ausflugs­tipps zu finden, mit denen sich der Elm hervor­ra­gend erkunden lässt. Die Publi­ka­tion ist als Heft 29 der „Beiträge zur Geschichte des Landkreises und der ehema­ligen Univer­sität Helmstedt“ erschienen.

Von der EU gefördert

Auf 84 Seiten werden insbe­son­dere die neuen Ergeb­nisse aus dem Projekt der LEADER-Region „Grünes Band im Landkreis Helmstedt“ vorge­stellt, mit dem die Elmsburg und ihre Umgebung touris­tisch aufge­wertet werden sollen. LEADER steht für die Verbin­dung von Aktionen zur Entwick­lung der ländli­chen Wirtschaft („Liaison entre actions de dévelo­p­pe­ment de l’éco­nomie rurale“) und ist ein Förder­instru­ment der Europäi­schen Union zur Stärkung und Weiter­ent­wick­lung der ländli­chen Räume. Die Broschüre wurde unter anderem von der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz gefördert, zu deren Liegen­schaften die Elmsburg gehört.

Titelseite der neuen Broschüre „Der Deutsche Orden am Elm“. Screenshot: Der Löwe
Titel­seite der neuen Broschüre „Der Deutsche Orden am Elm“. Screen­shot: Der Löwe

Das Mgazin schildert im von Kreis­ar­chäo­login Monika Bernatzky verfassten und reich bebil­derten ersten Kapitel gut verständ­lich die archäo­lo­gi­schen und histo­ri­schen Hinter­gründe der Elmsburg. Sie gilt als Doppel­denkmal aus vorge­schicht­li­chem Erdwerk und mittel­al­ter­li­cher Burg. Seit Beginn des 20. Jahrhun­derts wird die Ruine archäo­lo­gisch erforscht, zuletzt 2018/19 im Zusam­men­hang mit der Instand­set­zung und behut­samen Teilre­kon­struk­tion der Ruine der ehema­ligen Deutsch­or­dens­kirche. Vorge­stellt werden die neuesten archäo­lo­gi­schen Ergeb­nisse und Überle­gungen zur Geschichte der Elmsburg sowie ein Rundgang über das Burgge­lände sowie zu den benach­barten Hügel­grä­bern und dem Findling „Goldener Hirsch“.

Bau aus dem 12. Jahrhun­dert

Die Elmsburg bestand einst aus zwei inein­ander geschach­telten Befes­ti­gungs­an­lagen. Der äußere vorge­schicht­liche Wall mit einem Durch­messer von gut 300 Metern ist das einzige nahezu vollständig erhaltene großräu­mige Graben­werk im östlichen Braun­schweiger Land. Genau in der Mitte dieses Rings wurde bereits im 12. Jahrhun­dert die Elmsburg errichtet. Sie lag in strate­gisch günstiger Position an der östlichen Grenze des Herzog­tums Braun­schweig und schützte den alten Fernweg von Braun­schweig nach Magdeburg, der wenig unterhalb vorbei lief. Im Jahre 1221 wurde die Elmsburg dem Deutschen Orden übergeben und von ihm bis zum Beginn des 15. Jahrhun­derts verwaltet. Danach wurden die Bauten von bürger­li­chen Familien bis zu dem verhee­renden Brand 1572 genutzt.

In einem weiteren Kapitel wird die neuere Forschung zur bedeu­tenden Deutsch­or­dens­kom­mende Lucklum vorge­stellt. Verfasst hat es die Kunst­his­to­ri­kerin Elisabeth Vorder­wülb­ecke vom Rittergut Lucklum. Sie gibt einen Überblick über die reichen Zeugnisse der Archi­tektur und Parkge­stal­tung, anhand derer sich die 600jährige Geschichte des Deutschen Ordens an diesem Ort nachvoll­ziehen lässt. Auch im Reitlingstal sind mit den Resten einer Befes­ti­gungs­an­lage hoch oben auf der Krimmel­burg und der ehema­ligen Wasser­burg Reitling histo­ri­sche Plätze des Ordens zu entdecken.

Von Napoleon enteignet

Die jahrhun­der­te­alte Gutsan­lage mit Herren­haus, Kirche, landwirt­schaft­li­chen Gebäuden und Ställen sowie dem Landschafts­park bilden in Lucklum eine prächtige Kulisse. Im 13. Jahrhun­dert ließ sich der Deutsche Ritter­orden in Lucklum nieder, gründete einen Verwal­tungs­sitz und betrieb ein Land- und Forst­wirt­schaft­li­ches Gut. 1809 wurde die Kommende unter Napoleon enteignet. Seither ist sie in Privat­be­sitz.

Das dritte Haupt­ka­pitel hält für den Leser zahlreiche Ausflugs­tipps parat, mit denen sich die reichen Hinter­las­sen­schaften des Mittel­al­ters im Elm entdecken lassen. Sie führen zu versteckten Plätzen im Wald, aber auch zu kunst­ge­schicht­li­chen Kleinoden wie den romani­schen Dorfkir­chen am Südelm und der Kloster­kirche St. Lorenz in Schöningen.

Fakten:

„Der Deutsche Orden am Elm“
Heft 29 der „Beiträge zur Geschichte des Landkreises und der ehema­ligen Univer­sität Helmstedt“
84 Seiten
ISBN: 978–3‑937733–45‑6
Preis: 8 Euro
Erhält­lich im Buchhandel.

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