Aus dem Dornrös­chen­schlaf erwacht

Die Grundmauern der Burgkirche sind kaum noch zu erkennen. Foto: Monika Bernatzky
Die Grundmauern der Burgkirche sind kaum noch zu erkennen. Foto: Monika Bernatzky

Die Elmsburg bei Schöningen soll teilre­kon­stru­iert und zu einem touris­ti­schen Anzie­hungs­punkt entwi­ckelt werden.

Seit 1572 ist sie dem Verfall preis­ge­geben. Ihr Ende leitete ein verhee­render Brand ein. Die Mauern wurden abgetragen und für Hausbauten oder zur Anlage von Wegen genutzt. Übrig geblieben sind nur ein paar Grund­mauern, die gerade jetzt in der Vegeta­ti­ons­phase so gut wie unsichtbar sind. Die Rede ist von der Elmsburg. Elmsburg, nie gehört? Der breiten Öffent­lich­keit ist das Relikt aus der Zeit Heinrichs des Löwen jeden­falls nicht geläufig. Noch nicht. Denn es hat sich eine Initia­tive geformt, die das mit Nachdruck ändern will.

„Die Elmsburg wird aus ihrem Dornrös­chen­schlaf geweckt“, sagt Monika Bernatzky, Kreis­ar­chäo­login des Landkreises Helmstedt. Da ist nach so vielen Jahrhun­derten kein Raum mehr für irgend­welche Zweifel. In den nächsten zwei Jahren werden die noch vorhan­denen Steinfrag­mente zu einem touris­ti­schen Anzie­hungs­punkt entwi­ckelt. Schließ­lich gilt die Elmsburg bei Experten als ein heraus­ra­gendes archäo­lo­gi­sches Denkmal. „Die Elmsburg zählt schon jetzt zu den belieb­testen Zielen von Wanderern, Joggern und Mountain­bi­kern im östlichen Elm“, sieht die Kreis­ar­chäo­login Potenzial, noch mehr Menschen dafür zu begeis­tern.

Den Anfang der aufwän­digen Aufwer­tung macht die bereits begonnene  archäo­lo­gi­sche Unter­su­chung des Geländes. Sie wird die Basis für die weiteren Planungen, deren Spitze die Teilre­kon­struk­tion auf den vorhan­denen Mauern ist. „Wir wollen das Bauwerk aus dem Mittel­alter wieder erlebbar, öffent­lich wahrnehmbar und attraktiv gestalten“, nennt  Monika Bernatzky das große Ziel. Zur Finan­zie­rung tragen EU-Mittel und auch die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz (SBK) bei, in deren Forstwald die Elmsburg behei­matet ist.

Für die Teilre­kon­struk­tion sollen Restbe­stände des Elmkalk­steins aufge­trieben werden, denn abgebaut wird er längst nicht mehr. Die Mauern werden flach bleiben, aber den Grundriss von ehema­liger Burg und Kirche verdeut­li­chen. In der Kirchen­ruine werden Sitzan­ord­nungen eine sogenannte Waldorgel an die ehemalige Bestim­mung erinnern. Schau­ta­feln und digitale Medien werden die Besucher mit den notwen­digen Infor­ma­tionen versorgen. „Gemeinsam mit dem Findling ‘goldener Hirsch‘ und den benach­barten Hügel­grä­bern wird eine geschicht­liche Meile entstehen, die die alte Kultur­land­schaft am östlichen Elm erschließt und die positive Bindung an die Region unter­stützt“, meint Bernatzky.

In den 1950er und 60er Jahren hatten sich Heimat­for­scher und das Braun­schwei­gi­sche Landes­mu­seum erstmals um die Freile­gung und Erfor­schung der mittel­al­ter­li­chen Burg bemüht. Die damals noch erhal­tenen Funda­mente wurden frei gelegt und teilweise ergänzt. „Leider blieb der Abraum einfach liegen und über die Jahrzehnte wuchsen darauf Bäume. So macht die Elmsburg aktuell den Eindruck eines zwar geheim­nis­vollen, aber doch sehr verwahr­losten histo­ri­schen Orts“, erklärt die Kreis­ar­chäo­login den dringenden Handlungs­be­darf.

Die Elmsburg bestand einst aus zwei inein­ander geschach­telten Befes­ti­gungs­an­lagen. Der äußere vorge­schicht­liche Wall mit einem Durch­messer von gut 300 Metern ist das einzige nahezu vollständig erhaltene großräu­mige Graben­werk im östlichen Braun­schweiger Land. Genau in der Mitte dieses Rings wurde bereits im 12. Jahrhun­dert die Elmsburg errichtet. Sie lag in strate­gisch günstiger Position an der östlichen Grenze des Herzog­tums Braun­schweig und schützte den alten Fernweg von Braun­schweig nach Magdeburg, der wenig unterhalb vorbei lief. Im Jahre 1221 wurde die Elmsburg dem Deutschen Orden übergeben und von ihm bis zum Beginn des 15. Jahrhun­derts verwaltet. Danach wurden die Bauten von bürger­li­chen Familien bis zu dem verhee­renden Brand 1572 genutzt.

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