Blick über den Teller­rand im Schloss Fürsten­berg

Gemeinsames Kochen war wesentlicher Teil des Projekts. Foto: Museum Schloss Fürstenberg

Video- und Kochpro­jekt mit sechzehn unbegleitet aus Syrien und Afgha­ni­stan geflüch­teten Jugend­li­chen.

„Erlebnis Porzellan“ verspricht die Homepage des Museums Schloss Fürsten­berg. Wie dies aussehen kann, haben sechzehn Jugend­liche, die ohne Eltern aus ihren Heimat­län­dern flüch­teten und nun durch den Kreis Höxter in der Jugend­bil­dungs­stätte in Fürsten­berg unter­ge­bracht sind, eine Woche lang erlebt. In Zusam­men­ar­beit mit dem „Projekt Begegnung“, einem Dienst­leister im Bereich der Jugend­hil­fe­leis­tungen, hat das Museums­team den Workshop „Ein Blick über den Teller­rand“ umgesetzt. Heraus­ge­kommen ist ein Kochfilm, an dem die aus Afgha­ni­stan und Syrien stammenden Neu-Fürsten­berger vor und hinter der Kamera mitwirkten.

Das Projekt wurde im Video festge­halten. Foto: Museum Schloss Fürsten­berg

Premiere mit Popcorn

Es fehlte nur der rote Teppich vor dem Schloss, ansonsten hatte die Premiere des Films im schicken Ambiente des Museums einiges zu bieten. Das Popcorn wurde stilvoll in Champa­gner­be­chern aus Porzellan gereicht – in Schwarz für salzig und in Weiß für süß. Sämtliche Akteure und Mitwir­kende waren anwesend: Neben den Haupt­dar­stel­lern auch Bastian Brunke und Stephanie Fischer von KanalVier – Kollektiv für Film und Animation, das Museums­team, Fürsten­bergs Bürger­meister Michael Weber, die Mitar­bei­tenden der Jugend­bil­dungs­stätte sowie vom Projekt Begegnung Bernd Wengel und Robert Hartmann und die Geschäfts­füh­rerin der Kulturgut Fürsten­berg gGmbH Claudia Ahrens-Wenzel.

Sajid Rahman Shinwari und Emran Rahimi begrüßten das Publikum herzlich mit einfüh­renden Worten. Cora Althus­mann, Teamlei­terin des Museums Schloss Fürsten­berg, erläu­terte, dass gemein­sames Essen Menschen verbindet: „Projekte aus der Vergan­gen­heit haben uns gezeigt, dass der niedrig­schwel­lige Ansatz über das kreative Filme­ma­chen und das gemein­schaft­liche Kochen einen Schlüssel für kultu­rellen Austausch bieten kann – dieser hat auch hier in Fürsten­berg gepasst.“

Eigene Teller gestaltet

Die Projekt­teil­nehmer gestal­teten ihr eigenes Porzellan. Foto: Museum Schloss Fürsten­berg

Die sechzehn jungen Männer tauchten zunächst mit der Museums­päd­agogin Isabel Pagalies und FSJlerin Celina Miller im Porzel­lan­mu­seum in die Welt europäi­scher Tafel­kultur vergan­gener und gegen­wär­tiger Tage ein. In der Besucher­werk­statt des Museums faszi­nierten sie die unter­schied­li­chen Berufe, die zur Porzel­lan­her­stel­lung notwendig sind. Jeder Teilnehmer hatte die Möglich­keit seinen eigenen Fürsten­berg- Porzel­lan­teller mit einem indivi­du­ellen Motiv zu bemalen.

Schließ­lich wurde es Zeit, die Küchen­schürzen umzubinden, um gemeinsam mit Iris Pottek und Julia Kaiser von „gelbe­to­maten“ – Verein für Umwelt- und Ernäh­rungs­bil­dung in Aktion zu gehen. Dabei wurden an einem Tag einfache Rezepte der europäi­schen Küche auspro­biert, wie zum Beispiel Spaghetti mit Tomaten­soße, Ofenkar­tof­feln, Maissuppe, Ofenpfann­ku­chen und eine süße Nachspeise.

Am nächsten Tag stand die Zuberei­tung der Lieblings­ge­richte aus der Heimat der afgha­ni­schen und syrischen Nachwuchs­köche im Fokus: Biryani Reis, Fatteh Hummus, Kabuli Palao, Rosh Kabab und Tabaie. Am Ende des jewei­ligen Projekt­tages wurden die Gerichte anspre­chend auf Fürsten­berg-Tellern angerichtet, für den Film in Szene gesetzt und anschlie­ßend als Festmahl genüss­lich in der Gemein­schaft verspeist.

Teamleis­tung im Vorder­grund

Während der gesamten Zeit wurden die Teilnehmer auch hinter der Kamera aktiv, sodass jeder seinen Inter­essen nachgehen oder neue Fertig­keiten erproben konnte. „Ein Film ist immer eine Teamleis­tung, die nur gelingen kann, wenn alle an einem Strang ziehen. Und auch das gemein­same Kochen ist eine Teamleis­tung. Durch das kollek­tive Tun, die Zusam­men­ar­beit an einem Film, wurde die Gruppe gestärkt und konnte wachsen“, machte Cora Althus­mann deutlich.

Ohne deren Unter­stüt­zung von Courage! Die Gerber­ding Stiftung, Weisbender Gebäu­de­dienst, dem Projekt Begegnung, der evange­lisch-luthe­ri­schen Trini­tatis-Gesamt­kir­chen­ge­meinde Solling-Weser, dem Landschafts­ver­band Südnie­der­sachsen sowie der Kulturgut Fürsten­berg gGmbH wäre das Projekt nicht möglich gewesen.

Video: https://youtu.be/LoTNhiksYEY

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