„Porzellan zum Sprechen bringen“

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Sabine Tippelt (MdL), Stephanie Saalfeld, Geschäftsführerin Porzellanmanufaktur Fürstenberg, Fürstenberg, und Christoph Schulz, Vorstandsvorsitzender der Braunschweigischen Landessparkasse, bei der Ausstellungseröffnung im Museum Schloss Fürstenberg. Foto: Museum Schloss Fürstenberg
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Sabine Tippelt (MdL), Stephanie Saalfeld, Geschäftsführerin Porzellanmanufaktur Fürstenberg, Fürstenberg, und Christoph Schulz, Vorstandsvorsitzender der Braunschweigischen Landessparkasse, bei der Ausstellungseröffnung im Museum Schloss Fürstenberg. Foto: Museum Schloss Fürstenberg

Mit einem Festakt im Beisein des nieder­säch­si­schen Minis­ter­prä­si­denten Stephan Weil wurde die neue Porzel­lan­aus­stel­lung des Museums Schloss Fürsten­berg eröffnet.

Am 5. März 2017 öffnet das Museum Schloss Fürsten­berg offiziell wieder die Pforten. Rund fünf Millionen Euro haben die Förderer und Unter­stützer des Projektes in die 18 Monate dauernden Moder­ni­sie­rungs- und Umbau­maß­nahmen inves­tiert, um die Geschichte der 1747 von Herzog Carl I. gegrün­deten Porzel­lan­ma­nu­faktur und die histo­ri­sche Anlage in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Die nach neuesten musealen Gestal­tungs­kri­te­rien konzi­pierte Dauer­aus­stel­lung setzt in diesem Museums­seg­ment neue Maßstäbe.

Mit einem großen Festakt im Beisein des nieder­säch­si­schen Minis­ter­prä­si­denten Stephan Weil, von Finanz­mi­nister Peter-Jürgen Schneider und Abgeord­neten des Landtages, Mitglie­dern der Kommu­nal­par­la­mente und Vertre­tern der fördernden Stiftungen wurde das Museum Schloss Fürsten­berg wieder­eröffnet. „Spätes­tens seit der Gründung des Manufak­tur­be­triebes durch Herzog Carl I. im Jahr 1747 im Jagdschloss seiner herzog­li­chen Vorfahren gehört Fürsten­berg zu den Orten, die sich für das Braun­schweiger Land, gut aufge­hoben im Nieder­säch­si­schen selbst­ver­ständ­lich, mit Begriffen wie wirtschaft­liche Landes­ent­wick­lung, Aufbruch, Moder­nität, Innova­tion, Fortschritt und Kultur verbinden. Aber der Standort war spätestes 2010 in die Jahre gekommen und wir haben inves­tiert“, berich­tete Christoph Schulz, Vorstands­vor­sit­zender der Braun­schwei­gi­schen Landes­spar­kasse, anläss­lich der Festver­an­stal­tung und skizzierte die Umsetzung des mehrjäh­rigen Master­plans mit den Partnern und Förderern.

„Was wir angedacht hatten, hat auch funktio­niert. Schloss und Schloss­mu­seum als Perle und Dreh- und Angel­punkt des gesamten Ensembles wurden zum Jahres­ende 2016 frist­ge­recht fertig­ge­stellt, so dass wir heute nun die Eröffnung feiern und das Haus pünktlich zum Saison­be­ginn den Besuchern wieder zugäng­lich machen können.“ Christoph Schulz weiter: „Wir freuen uns über das Ergebnis. Das Museum Schloss Fürsten­berg ist jetzt wieder ein Leucht­turm für die Region. Fürsten­berg kann und soll gern das Zugpferd für andere prägende Themen der Region und den Kultur­tou­rismus werden.“

„Ich habe ein großes Herz für Porzellan. Die Kunst­ver­mitt­lung ist meine persön­liche Leiden­schaft“, betonte Museums­leiter Dr. Christian Lechelt, der unter anderem mit Hilfe der Braun­schwei­gi­schen Stiftung und der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz die moderne Ausstel­lung auf die Beine gestellt hat. „Auch für mich war es eine große Heraus­for­de­rung, das Thema Porzellan für die Menschen heute attraktiv und spannend zu machen. Es ist eine unglaub­lich schöne und vor allem lebendige Arbeit mit einer heute noch existie­renden Manufaktur. Wir wollen das Fürsten­berger Porzellan nicht hinter Glas zeigen, sondern unsere Besucher können es, anders als Gemälde in einer Galerie, anfassen. Wir haben es geschafft, Porzellan zum Sprechen zu bringen.“

Bei der Ausstel­lungs­er­öff­nung in Fürsten­berg präsen­tierte Museums­leiter Christian Lechelt den Gästen auch die erste Sonder­aus­stel­lung. Gezeigt wird die einmalige Sammlung Fürsten­berger Porzel­lans von Max Gerd Reichmann. Die Reich­mann­sche Sammlung ist das vielleicht komplet­teste Konvolut des edlen Porzel­lans in Europa. Reich­manns Sohn hat die Exponate als Leihgabe zur Verfügung gestellt. In einem anderen Stockwerk des Fürsten­berger Museums ist ein typisches Sammler­wohn­zimmer mit reich­haltig gefüllten Vitrinen einge­richtet. „Unser Ausstel­lungs­kon­zept ist auch in der Sonder­aus­stel­lung nicht klassisch oder akade­misch ausge­richtet. Wir wollen zeigen, warum Menschen sammeln und wollen die Idee und die Absicht des Sammelns näher­bringen“, so Christian Lechelt.

Die Vielfalt der Wahrneh­mungs­mög­lich­keiten des Themas Porzellan zeigt sich auch bei den Audio­sta­tionen. Sofort ins Auge fällt ein Filmplakat eines Films der 50er Jahre mit Schau­spie­lerin Liese­lotte Pulver, eine kineas­ti­sche Ikone der Zeit. Beim Kinostreifen „Heute heiratet mein Mann“ aus dem Jahr 1956 befindet sich in mehreren Filmszenen – wie sollte es anders sein – Fürsten­berger Porzellan auf dem Kaffee­tisch der Wirtschafts­wun­der­epoche. Zeitgemäß per Kopfhörer und Monitor kann der Ausstel­lungs­be­su­cher dieses Kapitel der Fürsten­berger Porzel­lan­ge­schichte erleben.

Für jede Alters­klasse gibt es reichlich Angebote, auch für ganze Familien. An sogenannten Hands-on-Stationen können die Besucher Porzellan aus verschie­denen Epochen in die Hand nehmen – und erfühlen. Anders als früher, als Museen neben den Exponaten haupt­säch­lich mit langen Textta­feln arbei­teten, kann der Museum Schloss-Fürsten­berg-Besucher sich zeitgemäß mit Hilfe von Multi­media-Guides für Smart­phones, per Video-Projek­tionen oder per Touch­screens infor­mieren. In der Besucher­werk­statt wird zu Pinsel und Farbe gegriffen. Und allzu vorsichtig müsse man nicht sein, wenn man das kostbare Porzellan in die Hand nimmt, betont Lechelt mit einem Augen­zwin­kern: „Denn Porzellan ist härter als Stahl“.

„Wir haben keinen festge­legten Rundgang. Jeder Besucher kann selbst entscheiden, was ihn inter­es­siert und was er machen und sehen will. Er ist völlig autonom“, betont der Porzel­lan­ex­perte und Autor des jüngst erschie­nenen, dritten Bandes zur Geschichte Fürsten­bergs.

Sehen, Erleben, Begreifen lauten die ersten Worte des frisch­ge­druckten Museums­flyers. Jede bis dato Porzellan-Laie weiß nach dem ersten Blick in die Ausstel­lungs­räume, warum sich eine Reise an die Weser lohnt. Das Museum Schloss Fürsten­berg ist eine absolute Berei­che­rung für die Museum­land­schaft des alten Landes Braun­schweig und Nieder­sach­sens.

Weitere Stimmen bei der Eröffnung

Thomas Mang, der Präsident des Sparkas­sen­ver­bandes Nieder­sachsen: „Heute ist ein Festtag für alle, die die Kultur schätzen, denn das Museum ist einzig­artig geworden. Ich bin froh, dass wir das mit Unter­stüt­zung aller Betei­ligten hier so hinbe­kommen haben. Das Museums­kon­zept ist genau richtig angelegt und es wird funktio­nieren. Ich hoffe, dass die Besucher­zahlen steigen werden.“

Axel Richter, Geschäfts­führer Kulturgut gGmbH und geschäfts­füh­rendes Vorstands­mit­glied der Braun­schwei­gi­schen Stiftung (seit 1. Januar 2017 Betreiber des Museums): „Das Konzept wurde Schulter an Schulter mit der Porzel­lan­ma­nu­faktur Fürsten­berg umgesetzt. Die Zusam­men­ar­beit mit dem Unter­nehmen in Fürsten­berg macht großen Spaß. Das Ergebnis beweist uns, dass wir fast alles richtig gemacht haben und schon sehr weit gekommen sind. Finan­ziell und museal werden wir das Projekt weiter begleiten. Wir sind in sehr konstruk­tiven Gesprä­chen für die Zukunft.“

Weitere Infos

www.fuerstenberg-schloss.com

www.freundeskreis-fuerstenberger-porzellan.de

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