Braun­schweig will die Innen­stadt zum Bildungsort machen

Braunschweigs Innenstadt, aus Richtung Südwesten aufgenommen: Foto: Dieter Heitefuß/Siegfried Starke

Der neue Plan des Oberbür­ger­meis­ters: Städti­sche Einrich­tungen wie Schulen, Hochschulen und Museen sollen die City beleben.

Der „Karstadt-Schock“ hat einen eminenten Schub für Initia­tiven bewirkt, die die Braun­schweiger Innen­stadt beleben und stärken wollen. Zwar wandte sich Oberbür­ger­meister Thorsten Kornblum gestern ausdrück­lich dagegen, die Frage der großen Leerstände in der City mit der Stand­ort­frage für das Haus der Musik zu vermi­schen. Dennoch sieht auch die Stadt Braun­schweig sich jetzt zu einer starken Reaktion veran­lasst.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 20.3.2023

Kornblum und Wirtschafts­de­zer­nent Gerold Leppa gaben kürzlich bekannt, dass die Stadt die Innen­stadt zum „Bildungs- und Arbeitsort“ auf- und ausbauen wolle. Jegliche städti­sche Nutzungen, die mit Bildung zu tun hätten, und das sind nicht wenige, sollten – falls immer möglich – bei entspre­chender Gelegen­heit in der Innen­stadt angesie­delt werden. Im Zweifels­falle könnten dafür, falls erfor­der­lich, auch leerste­hende Immobi­lien angekauft werden.

Stadt Braun­schweig hat Galeria Unter­stüt­zung angeboten

Um es gleich vorweg zu sagen: Mit der Musik, also der Städti­schen Musik­schule, ist ein wesent­li­cher Bildungs­aspekt aus diesen Plänen ausge­nommen. Die Stadt halte an ihren Plänen fest, ein Haus der Musik mit Städti­scher Musik­schule als Neubau an Viewegs Garten zu planen. Hier wolle man gleichsam auf eigenem Terrain selbst tätig werden. Es fehle, so Kornblum, zudem nach wie vor die Überzeu­gung, dass ein solches Projekt in einem der großen Leerstände in der Braun­schweiger Innen­stadt zu reali­sieren sei. Auch sei die vorge­schrie­bene Notwen­dig­keit von Verga­be­ver­fahren und Ausschrei­bungen öffent­li­cher Projekte zu berück­sich­tigen.

Die Bestre­bungen, das Haus in der Schuh­straße als Braun­schweiger Galeria-Karstadt-Standort zu retten, würden indes mit Nachdruck voran­ge­trieben. Aller­dings sei hier die Stadt nicht der entschei­dende Verhand­lungs­partner, das seien zweifellos die Verant­wort­li­chen für den Kaufhaus­kon­zern und des Vermie­ters Volksbank BraWo. Hier sei es sein Eindruck, so Kornblum, dass es noch Möglich­keiten gebe. Auch die Stadt selbst habe bereits zum Jahres­wechsel in einem „Letter of Intent“ gegenüber Galeria „Unter­stüt­zung im Service­be­reich“ signa­li­siert.

Dabei gehe es, präzi­sierte Gerold Leppa, um Service­dienst­leis­tungen der Stadt­ver­wal­tung, die in einer Art Außen­stelle in dem Kaufhaus angeboten werden könnten.

Schulen, die Volks­hoch­schule, Museen sowie TU und HBK sollen in die Innen­stadt kommen

Zurück zu städti­schen „Bildungs­ein­rich­tungen mit hoher Frequenz“, die künftig in die Innen­stadt kommen sollen. Dafür legte der OB gestern sogar ein „Handlungs- und Inves­ti­ti­ons­paket ‚Bildungs- und Arbeitsort Innen­stadt’“ vor. Schwer­punkt: Schulen und Hochschulen. Dabei böten sich für die Stadt als Schul­trä­gerin gerade die Schulen und die Volks­hoch­schule an. Zudem seien für Museen und Hochschulen Nutzungen wie (gemein­same) Depots, Ausstel­lungs- und Atelier­flä­chen, Präsen­ta­ti­ons­räume oder auch ganz neue Standorte für Kultur­ein­rich­tungen denkbar. All das stärke auch Einzel­handel und Gastro­nomie.

Insbe­son­dere für TU und HBK, beide eher in Randlagen der City angesie­delt, könnten sich Möglich­keiten ergeben, an zentraler Stelle ihre Arbeit zu präsen­tieren, wichtig auch für ein junges Publikum. So suche die HBK Atelier­flä­chen, die TU Lehr- und Lernräume. Die TU verfolge zudem das Projekt einer Wissen­schafts­ga­lerie, um ihre Forschungs­schwer­punkte populärer zu zeigen. Ebenso sei studen­ti­sches Wohnen in der Innen­stadt denkbar.

Die Stadt will gegebe­nen­falls auch Flächen erwerben

Die Stadt will im Rahmen der von Kornblum bereits angekün­digten „Task Force Innen­stadt“ Gespräche mit Eigen­tü­mern großflä­chiger Leerstände führen „und in solchen Fällen Flächen erwerben, wenn dies zu markt­ge­rechten Kondi­tionen geschehen kann und mit Blick auf die Nutzungen und den damit erzielten Revita­li­sie­rungs­ef­fekt der Innen­stadt vertretbar ist“.

Und um welche Schulen geht es? Ein mögliches Projekt der Stadt könne die Erwei­te­rung des Gymna­siums Kleine Burg sein, hieß es gestern. Die Schule brauche dringend neue Flächen in der Nähe des Haupt­ge­bäudes. Ebenfalls möglich: ein Zusam­men­legen der Standorte der stark sanie­rungs­be­dürf­tigen Johannes-Selenka-Schule. Auch „die stärkere Bündelung von Räumen der Volks­hoch­schule“ wird ins Auge gefasst. Ebenso könne das Haus der Familie „an neuem Standort in der Innen­stadt weiter­ent­wi­ckelt werden“. Und auch die „halle 267 – städti­sche galerie braun­schweig“, derzeit Hamburger Straße, gehöre in diese Kategorie.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 20.3.2023 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article237945799/Braunschweig-will-jetzt-die-Innenstadt-zum-Bildungsort-machen.html

Das könnte Sie auch interessieren