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Die Geschichte des Kaiserdoms wird neu geschrieben

Norbert Funke von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (von links), Bürgermeister Alexander Hoppe und Christine M. Kaiser von den Initiatorinnen Team Starke Frauen an der Grablege im Dom. Foto: Sabahat Arifi.
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Neben ihrem Mann Lothar III. hat Kaiserin Richenza im Mittelalter eine gleichwertige Rolle gespielt. Dies wird nun anerkannt.

Königin ab dem Jahr 1125, Kaiserin ab 1133, doch in den Geschichtsbüchern muss man lange nach Richenza suchen. Gemeinhin gilt ihr Gatte Kaiser Lothar III. als Begründer des Kaiserdoms in Königslutter, aber die Entscheidungen traf das Herrscherpaar zusammen. Richenzas Bedeutung im Mittelalter soll künftig noch mehr herausgestellt werden.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 28.07.2020 (Bezahl-Artikel)

Ein Schritt dafür ist jetzt getan: Der Landesfrauenrat Niedersachsen hat Richenza, Königslutter, als sogenannten Frauenort anerkannt. Die Initiative hat es sich seit 2008 zur Aufgabe gemacht, historisch bedeutende Frauenpersönlichkeiten Niedersachsens und ihre Leistungen in den Vordergrund zu rücken. Die Ausstellung dazu war im Februar im Dom zu sehen und war auch die Initialzündung, um die Bewerbung zu starten, wie Christine M. Kaiser von der Königslutteraner Initiative „Team Starke Frauen“ am Dienstag während einer kleinen Feierstunde berichtete.

Herausragende Rolle

Im Dom waren neben Vertreterinnen der Initiative auch künftige Kooperationspartner dabei, als Kaiser zurückblickte und über die Motivation der Bewerbung sagte: „Just während der Vorbereitungen für die Ausstellung merkten wir, dass im Dom auch eine bedeutende Frauenpersönlichkeit liegt.“ Umso mehr freue sie die jetzige Anerkennung der Person und der „herausragenden Rolle“, die Richenza im Mittelalter gespielt habe.

Sie habe dem sächsischen Hochadel angehört und galt als eigenständig handelnd. „Weibliche Herrschaftsteilhabe war nur etwa in der Zeit von 1000 bis 1200 nachweisbar“, ordnete sie in die Historie ein. „Eine super Initiative und ein erster Erfolg, den wir gemeinsam feiern können“, richtete Bürgermeister Alexander Hoppe seinen Dank an das Team. Es sei deutlich geworden, welche Persönlichkeit Königslutter habe. „Wir haben es verdient, Frauenort zu werden“, stand für ihn fest. Jedoch sei dies kein Endpunkt sondern nur ein weiterer Schritt.

Richenza-Projekt der Stiftung in Arbeit

So werde gerade der Kinder-Führer neu geschrieben und darin werde künftig „natürlich stehen, dass Lothar III. und seine Gemahlin den Dom gegründet haben“. Richenza war an allen Entscheidungen beteiligt, und die Stiftung werde das Team bei allem unterstützen, um das herauszustellen. Unabhängig davon habe sie bereits ein eigenes Projekt dahingehend auf den Weg gebracht.
Derzeit sei ein Film über die Kaiserin in Vorbereitung, der künftig in der Sakristei gezeigt werde. Er ergänzt dann die beiden Stücke über die Grablege sowie die malerische Ausgestaltung. Viele Pläne und Kooperationen hat auch das Team Starke Frauen, wie Christine M. Kaiser ankündigte.

Projekte in wissenschaftlicher Begleitung

So soll ein gemeinnütziger Verein gegründet werden, um eine handlungsfähige Struktur zu schaffen. Zum 880. Todestag am 10. Juni 2021 sind besondere Veranstaltungen geplant. Der 10. Juni soll auch künftig der Kaiserin-Richenza-Tag sein. Zusammen mit der Domführergilde sowie dem Außerschulischen Lernort werden spezielle Führungen und ein Workshop konzipiert und vieles mehr.
Alles soll in wissenschaftlicher Begleitung des Historikers Dr. Robert Conrad stattfinden, der gerade seine Dissertation über Richenza veröffentlicht hat. Eine weitere Kooperation soll mit dem Kloster St. Marienberg in Helmstedt entstehen, deren Domina Charlotte von Veltheim erster und bisher einzig anerkannter Frauenort des Landkreises Helmstedt war. Die heutige Domina Mechthild von Veltheim dankte für die neue Inspiration: „Durch Ihren Input werden wir uns auch bemühen, unseren Frauenort wieder mehr herauszustellen.“

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 28.07.2020 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/helmstedt/article229611736/Die-Geschichte-des-Kaiserdoms-wird-neu-geschrieben.html (Bezahl-Artikel)

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