„Die Qualität der Schäden ist bitter“

Die Februar-Stürme erhöhten die Schadensbilanz in den Stiftungswäldern. Foto: SBK/Andreas Greiner-Napp
Die Februar-Stürme erhöhten die Schadensbilanz in den Stiftungswäldern. Foto: SBK/Andreas Greiner-Napp

Februar-Stürme entwur­zelten mit ihrer tagelangen Belastung wegen der durch­nässten Waldböden auch stabile Bäume.

Die Sturm­tiefs „Nadia“, „Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“ haben in den ersten beiden Monaten des Jahres den ohnehin schon gebeu­telten Wäldern weiteren schweren Schaden zugefügt. Betroffen sind auch die Reviere der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz mit ihren Wäldern bei Stadt­ol­den­dorf, Braun­schweig, Königs­lutter, Schöningen und Helmstedt. Betroffen waren diesmal auch wurzel­sta­bile Baumarten wie Buchen, Lärchen und Dougla­sien, die nun auch als Samen­bäume der Zukunft ausfallen. „Der Löwe“ sprach über die Situation mit Arno Meyer von Wolff, Revier­leiter der Stiftungs­förs­terei Stadt­ol­den­dorf.

Wie groß sind die Schäden in Ihren Wäldern?

Der Schaden ist vielschichtig und trifft uns zur Unzeit. Von dem betrof­fenen Holzvo­lumen ist er nicht übermäßig groß, aber die Qualität der Schäden ist bitter. Es sind Bäume betroffen, wie zum Beispiel Lärchen, Dougla­sien und auch Eichen. Durch die Schäden von 2018 bis 2021 durch Trocken­heit, Sturm und nicht zuletzt den Borken­käfer wurden sie plötzlich selbst zur Randlage und haben so eine große Angriffs­fläche für die Stürme geboten. Der Boden war extrem nass, da konnten viele Wurzeln der tagelangen Belastung nicht stand­halten und wurden umgeworfen. Viele der jetzt umgeknickten Bäume hätten die Samen­bäume der Zukunft sein und bei der Wieder­auf­fors­tung unserer Wälder eine bedeu­tende Rolle spielen sollen.

Wieso haben Sie die Februar-Stürme zur Unzeit getroffen?

Aufgeforstet wird unter anderem mit kleinen Buchen. Foto: SBK/Andreas Greiner-Napp
Aufge­forstet wird unter anderem mit kleinen Buchen. Foto: SBK/Andreas Greiner-Napp

Natürlich gibt es nie einen guten Zeitpunkt für extreme Wetter­ereig­nisse. Aber wir waren gedank­lich schon bei der Wieder­auf­fors­tung, jetzt haben wir es mit einer neuen Schadens­si­tua­tion zu tun. Zur Unzeit trifft uns das, weil wir uns mitten in der Frühjahrs-Pflanz­saison befinden.  Bis Ende April wollen wir noch 60.000 junge Bäume setzen wollen, auch wenn das letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Jetzt sind aber zunächst wieder Aufräum­ar­beiten erfor­der­lich, um die Pflanz­tä­tig­keiten wieder aufnehmen zu können. Dazu müssen Gefahren beispiels­weise durch herab­fal­lende Äste für Wanderer und Spazier­gänger beseitigt werden. Die Arbeiten sind wegen der stark aufge­weichten Böden zurzeit aller­dings nur unter sehr erschwerten Bedin­gungen möglich. Die Situation für unsere Wälder hat sich nochmal verschärft. Eile ist geboten, denn es bleibt wenig Zeit, bis die Aktivität der Borken­käfer wieder zunimmt.

Wie hoch ist der Bedarf bei der Wieder­auf­fors­tung in Ihren Wäldern?

Eine hohe sechs­stel­lige Summe müssen wir in den nächsten drei Jahren aufwenden, um alle betrof­fenen Flächen wieder aufzu­forsten. Das Problem ist aber gegen­wärtig, dass es angesichts der riesigen Schäden überall gar nicht ausrei­chend Pflanzen auf dem Markt gibt. Auch fehlen aufgrund der Konkur­renz auf dem Arbeits­markt dringend benötigte Arbeits­kräfte. Die klima­ti­sche Abfolge ist ein Jahrhun­dert­ereignis. Wir haben 50 Prozent des Fichten­be­stands verloren. Das ist ein enormer Schaden. Die Wieder­auf­fors­tung mit robustem Mischwald auf das Niveau von vor 2018 wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

Fakten

Drei Stiftungs­förs­te­reien

Der 2005 gegrün­deten Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz (SBK) gehören aktuell insgesamt 5.310 Hektar Wald. Die Stiftung zählt damit zu den größten Waldbe­sit­zern Nieder­sach­sens. Bereits seit Entste­hung des Kloster- und Studi­en­fonds, einem Teilver­mögen der SBK, im Jahr 1569 sind große Waldflä­chen Stiftungs­ei­gentum. Sie wurden bis 2008 von den Bediens­teten des Landes­herrn und seiner Rechts­nach­folger bewirt­schaftet. Seit 2009 wurde der Stiftungs­wald in die Eigen­be­wirt­schaf­tung der SBK übertragen. Heute sind die Waldflä­chen in drei Stiftungs­förs­te­reien aufge­teilt.

Zur Stiftungs­förs­terei Lappwald gehören Waldflä­chen des Lappwalds bei Helmstedt, bei Querum, Riddags­hausen und des Norderwalds in Sachsen-Anhalt. Die Stiftungs­förs­terei Elm umfasst Waldflä­chen im Elm bei Schöningen und Königs­lutter, den Eitz sowie Waldflä­chen im Lappwald bei Grasleben. Die Stiftungs­förs­terei Stadt­ol­den­dorf umfasst Waldflä­chen des Voglers, des Homburg­waldes und des Hooptales.

Das könnte Sie auch interessieren