Dokumente einer „Wahren Liebe“

Eintracht Braun­schweig eröffnet im Stadion histo­ri­sche Ausstel­lung mit mehr als 100 Exponaten.

Eintracht Braun­schweig ist für das Braun­schweiger Land weit mehr als nur ein Fußball-Klub. Der Verein ist, so sagt es sein Ehren­prä­si­dent Gerhard Glogowski, ein geliebter Teil des Braun­schwei­gi­schen, der wesent­lich zur Identität der Braun­schweiger Heimat beiträgt. Früher sagte er auch schon mal in seiner damaligen Funktion als Präsident des Klubs, Eintracht sei das emotio­nale Herz der Region. Und in der Tat löst der Klub seit 1895 große Gefühle in Stadt und Umland wie kein zweiter aus. Seit 1967, seit der Meister­schaft, ist Eintracht ein Mythos. Und spätes­tens mit der Rückkehr in die Bundes­liga nach 28 Jahren ist auch der blau-gelbe Stolz auf breiter Front zurück­ge­kehrt. Dokumente dieser seit fast 120 Jahren währenden Liebe zeigt eine neue Dauer­aus­stel­lung im Eintracht-Stadion. Sie wurde mit Unter­stüt­zung der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz und der STIFTUNG NORD/LB ÖFFENTLICHE reali­siert.

Im so treffend „Wahre Liebe“ genannten Stadion-Lokal empfing Fußball-Bundes­li­gist Eintracht Braun­schweig zur Eröffnung seiner Präsen­ta­tion der Vereins­ge­schichte zunächst rund 150 geladene Gäste. Und die waren restlos begeis­tert. Mit dabei waren unter anderem Achim Bäse, Walter Schmidt, Wolfgang Brase, Wolf-Rüdiger Krause, Wolfgang Simon und Klaus Meyer, alles Spieler aus der Meister­mann­schaft von 1967, sowie Dietmar Erler, der jener ebenfalls legen­dären Mannschaft angehörte, die unter Branco Zebec in der Saison 1976/77 fast noch einmal Meister geworden wäre.

„Die Ausstel­lung unter­streicht die riesige Tradition, die Eintracht hat. Wenn ich die Anzahl der Exponate sehe, die zusam­men­ge­tragen wurden, dann ist das ein würdiges Museum“, urteilte Trainer Torsten Lieber­knecht nach einem Rundgang. Das für ihn schönste Ausstel­lungs­stück ist ein alter Trikot­koffer aus der Zeit der Meister­schaft. Und beim Blick auf die Meister­schale spürte er vor allem große Verant­wor­tung. Die Schale führe, so meinte er, jedem Eintracht-Trainer und jedem Eintracht-Spieler vor Augen, für welch tradi­ti­ons­rei­chen Klub er arbeiten und spielen dürfe.

Zu sehen gibt es, vom 7. April an im Rahmen von Stadi­on­füh­rungen für jedermann, viel, was die blau-gelbe Seele berührt: An einer Jahrhun­dert­wand, auf Themen­wänden zur Meister­schaft und zur Jäger­meister-Ära sowie in Vitrinen werden Spiel­an­kün­di­gungs­pla­kate, Eintritts­karten, Wimpel, Pokale, aber auch das Duplikat der Meister­schale von 1967, der Reise­koffer der Meister­mann­schaft, Original-Trikots und Schuhe von ehema­ligen Spielern (z.B. Bernd Franke, Dietmar Erler), der Vertrag von Helmuth Johannsen, der Mitglieds-Ausweis von Günter Mast, sämtliche Original-Dokumente zur Geschichte des Trikot-Sponso­rings von Jäger­meister, die Schuhe von Damir Vrancic aus dem Aufstiegs-Spiel in Ingol­stadt, das Shirt von Torsten Lieber­knecht aus dem Aufstiegs-Spiel 2011 in Unter­ha­ching und vieles mehr präsen­tiert. Eine umfang­reiche Trikot­ga­lerie komplet­tiert den Überblick über die Historie der Löwen.

„Es ist beein­dru­ckend. Tränen kommen zwar nicht, aber es geht schon nah“, gab Klaus Meyer unumwunden zu, als er vor der liebevoll gestal­teten Meister­wand im Medien­raum stand. „Es kommen ganz viele Erinne­rungen hoch. Ich könnte den ganzen Abend reden“, sagte der Vertei­diger aus der 1967 er-Mannschaft, die sich noch heute jeden ersten Montag im Monat zum Stamm­tisch trifft. Zur Feier des Tages der Ausstel­lungs­er­öff­nung hatte Klaus Meyer sogar die Meister-Manschet­ten­knöpfe angelegt.

Dietmar Erler aus der Spieler­ge­nera­tion nach Klaus Meyer erinnerte sich auf dem Weg entlang der Trikot-„Ahnengalerie“ an die hohe fußbal­le­ri­sche Qualität der Eintracht-Formation unter Branco Zebec und an das bittere 0:1 gegen Werder Bremen am dritt­letzten Spieltag der Saison 76/77. Per Roentveds Tor kostete Eintracht den zweiten Titel. „Ich musste heute daran denken, wie schwer es schon damals in den 1970er Jahren war, national und inter­na­tional oben mitzu­spielen. Und das zu einer Zeit, in der der deutsche Fußball weltfüh­rend war. So ganz schlecht stand Eintracht damals nicht da“, sagte der einst aus Dortmund gekommene Stürmer. Er war Teil der spiele­risch wohl besten Eintracht-Formation aller Zeiten und stand gemeinsam mit „Adler“ Bernd Franke, mit Karl-Heinz Handschuh, Bernd Gersdorff oder dem ultima­tiven Publi­kums­lieb­ling Danilo Popivoda auf dem Platz. An diese Epoche erinnern unter anderem Bernd Frankes Torwart-Handschuhe, Dietmar Erlers Fußball­stiefel und nicht zuletzt das erste Werbe­trikot des deutschen Fußballs.

„Die Geschichte der Eintracht endet ja nicht heute mit der Eröffnung der Ausstel­lung. Die große Verpflich­tung ist es, weitere tolle Ereig­nisse wie die Meister­schaft 1967, die Ära der 1970er Jahre oder die Bundes­liga-Rückkehr in dieser Saison zu schaffen, die die Historie der Eintracht und damit die Ausstel­lung fortschreiben“, erklärte Präsident Sebastian Ebel am Rande der Ausstel­lungs­er­öff­nung.

In seiner Eröff­nungs­rede hatte er im Zusam­men­hang mit der Ausstel­lung einen Spruch von einem Fan-Schal zitiert. „Tradition kann man nicht kaufen“, steht da geschrieben. Dem muss nach einem Rundgang durch die Ausstel­lung, die so viele Geschichten erzählt, nichts hinzu­ge­fügt werden. Ein Besuch lohnt sich für jeden, der Eintracht im Herzen trägt.

Info: Führungen durch die neue Ausstel­lung werden ab dem 7. April 2014 angeboten. Anmel­dungen sind von sofort an unter eintracht@eintracht.com möglich.

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