Ein klitze­kleiner Schoduvel rollt trotzdem durch Braun­schweig

Zugmarschall Gerhard Baller (links) und Wagenbauer Torsten Koch blicken auf den Mini-Schoduvel. Foto: Bernward Comes
Zugmarschall Gerhard Baller (links) und Wagenbauer Torsten Koch blicken auf den Mini-Schoduvel. Foto: Bernward Comes

Der tradi­tio­nelle Rosen­mon­tags­umzug fällt in diesem Jahr angesichts der Corona-Pandemie aus. Doch für eine digitale Alter­na­tive haben die Braun­schweiger Karne­va­listen bereits gesorgt … 

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 25.01.2021 (Bezahl-Artikel)

Auf Lockdown folgt Lockdown, und auf den einen Rückschlag für den Braun­schweiger Karneval folgt gleich der nächste. Nicht ganz unerwartet kann auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie auch das Ersatz­pro­gramm für die Session 2020/21 nun nicht mehr statt­finden. Kein karne­va­lis­ti­scher Markt der Möglich­keiten im Zelt auf dem Schloss­platz. Kein Treffen der Narren am Schoduvel-Tag im Wagen­zen­trum Kralen­riede. Der Frohsinn muss nunmehr vollständig digital und virtuell nachemp­funden werden. Aller­dings mit viel Phantasie und einigen Überra­schungen.

„Der Karneval ist kreativ, und das bleibt er auch in solchen Zeiten“, sagt Zugmar­schall Gerhard Baller trotzig. Immerhin sei die Digita­li­sie­rung ein Prozess, den man jetzt ja überall beobachten könne. Bloß, Karneval und Separie­rung am Bildschirm , geht das denn zusammen? Tja, einmal als Rettungs­anker, gewiss, dann jedoch auch, wie Baller klarmacht, als ein Hebel in die Massen-Kommu­ni­ka­tion der sozialen Netzwerke, von dem auch die Karne­va­listen künftig noch stärker profi­tieren wollen.

„Karneval, ein Licht in dunkler Zeit“

Einst­weilen mussten alle für 2021 bestehenden Pläne ad acta gelegt werden. Das für Ende Januar 2021 geplante Karne­vals­forum auf dem Schloss­platz kann coronabe­dingt nicht statt­finden. Man wird die hierfür geplanten Ausstel­lungs­bei­träge und Live-Aktionen so weit wie möglich als Infor­ma­ti­ons­an­ge­bote aufbe­reiten und vom 8. Februar 2021 an online stellen.

Und wenn das alles noch viel länger so bliebe, wenn man sich noch viel länger als bislang gedacht an Abstands­re­geln gewöhnen müsste und an Masken, die so gar nichts mit Frohsinn zu tun haben? „Daran mag ich gar nicht denken“, sagt der Zugmar­schall. Dann wäre sogar einer wie er ratlos, der norma­ler­weise um keine optimis­ti­sche Idee verlegen ist. Aber so weit muss es ja auch nicht kommen. Die Hoffnung ruht immer auf dem, was jetzt naheliegt.

Und auch das hat eine Botschaft. „Unter dem Motto ‚Karneval, ein Licht in dunkler Zeit‘ wollen wir in dieser Session die durch die Corona-Pandemie hervor­ge­ru­fene Situation aktiv nutzen, um die tiefe Veran­ke­rung des Karnevals im Braun­schweiger Land und im Unter­neh­mertum dieser Region sichtbar zu machen“, sagt Baller. Durch das digitale Karne­vals­forum solle „ein modernes Bild vermit­telt werden von den Bezie­hungen im Karneval, seiner Bedeutung für die Alltags­kultur und von den regio­nalen Beson­der­heiten“.

Der Blick richtet sich auch da bereits auf 2022, wenn alles (hoffent­lich) wieder besser ist. Schon lockt das Plakat für den Schoduvel am 27. Februar 2022.

Neben ausführ­li­chen Infor­ma­tionen in Wort, Bild und Kurzfilm über Zuschauer, Wagen­bauer und aktive Karne­va­listen bietet daher das Komitee Braun­schweiger Karneval den Nutzern des Online-Angebots in dieser Session übrigens auch erstmals die Möglich­keit an, über Entwürfe für gesell­schafts­kri­ti­sche Motiv­wagen abzustimmen. Dies werden wir noch ausführ­lich vorstellen.

Am 14. Februar geht’s um 10 Uhr los

Und was passiert denn nun am Schoduvel-Tag 2021, also am 14. Februar? Der geplante „Tag der offenen Tür“ im Schoduvel-Zentrum in Kralen­riede als Ersatz für den Umzug muss ja nun ebenfalls ausfallen. Und dennoch gibt’s Action – mit dem Projekt „Der Zug findet statt – ohne Aktive und ohne Zuschauer“. Wagenbau-Künstler Torsten Koch wird es übertragen, per Kamera aus seiner Werkstatt. Ab 10 Uhr werden dazu am 14. Februar zur Einstim­mung Begrü­ßungen von Oberbür­ger­meister Ulrich Markurth, Zugmar­schall Gerhard Baller und Braun­schweigs Karne­vals­prinz Martin I. zu sehen sein.

Wie geht das? HBK-Künstler Koch hat den Zug tatsäch­lich mit allem Pipapo en miniature nachge­baut. Straßen, Plätze, Häuser der Innen­stadt, motor­be­trie­bene kleine Wagen. Elf Stück. Mit Magneten werden sie durch die City-Kulisse bewegt, täuschend echt in der richtigen Kamera-Perspek­tive, ein Schoduvel-Miniatur-Wunder­land also. „Allzu viel wollen wir natürlich noch nicht verraten“, sagt Gerhard Baller. Aber es könnte wohl ein Clou werden.

Eine Kamera steht vorm Schloss

Die „Übertra­gung“ gibt’s dann übrigens nicht nur von der vom Fernsehen gewohnten Kamera­po­si­tion, dem Altstadt­markt, Beginn pünktlich um 13 Uhr. Eine weitere Kamera­po­si­tion wird sogar vorm Schloss einge­richtet, wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl an den Sender. Den Kommentar übernimmt wieder Jan Brendel, Sitzungs­prä­si­dent der Masche­roder Karnevals-Gesell­schaft.

Also doch ein Schoduvel 2021, ein rührendes Zeichen. Immerhin. „Wir leben noch, und wir haben vor, dass das so bleibt.“ Auf der Homepage des Komitees www.Braunschweiger-Karneval.de wird ab dem 14. Februar 2021 in der Rubrik „Schoduvel 2021“ der Link dazu einge­richtet.

Sponsoren halten den Laden über Wasser

Alle Prunk­sit­zungen der Vereine abgesagt, somit keine Einnahmen, viele Kosten laufen weiter, es ist auch finan­ziell nicht leicht derzeit für den Braun­schweiger Karneval. Sponsoren und Sponso­ren­ge­mein­schaften halten den Laden über Wasser, ihnen gilt ganz beson­derer Dank. „Wir retten uns über die Zeit, können bereits für 2022 vorar­beiten. Dieses eine Jahr wird es noch gutgehen“, sagt Gerhard Baller.

Und ob es zum Abschluss der Seuchen-Session 2020/2021 den Dankgot­tes­dienst in St. Martini am Rosen­montag und die Schoduvel-Beerdi­gung am Ascher­mitt­woch auf den Rathaus­treppen geben wird, das steht in den Sternen. Wenn klar ist, ob das Infek­ti­ons­ge­schehen dies überhaupt zulässt und ob die ausge­rechnet bis zum Schodu­veltag, 14. Februar, geltenden Regelungen zum Lockdown nicht weiter verlän­gert werden.

Aber wie auch immer: „ Man kann auch unter der Maske lachen“, steht für Braun­schweigs Zugmar­schall fest.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 25.01.2021 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article231406839/Ein-klitzekleiner-Schoduvel-rollt-trotzdem-durch-Braunschweig.html (Bezahl-Artikel)

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