Einladung an Königin Sofia von Spanien

Schloss Blankenburg aus der Luft. Archivfoto/Knut Bussian
Schloss Blankenburg aus der Luft. Archivfoto/Knut Bussian

Prof. Biegel begrüßte spanische Botschaf­terin im Schloss Blanken­burg und bat um diplo­ma­ti­sche Unter­stüt­zung. Sofias Mutter Friede­rike wurde als Tochter von Victoria Luise und Ernst August in der einstigen Welfen­re­si­denz im Harz geboren.

Victoria Morera Villuendas, Botschaf­terin des König­reichs Spanien in Deutsch­land, besuchte auf Einladung des Vereins Rettung Schlosses Blanken­burg das größte noch erhaltene Welfen­schloss. Ziel des Vereins­prä­si­denten Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel war es, angesichts tiefer Verbin­dungen für einen Besuch aus dem spani­schen Königs­haus zu werben. Anlass des Besuchs war der Geburtstag von Prinzessin Friede­rike von Hannover, der späteren griechi­schen Königin, die vor 100 Jahren in Blanken­burg geboren worden war. Sie war die Großmutter des heutigen spani­schen Königs Felipe VI. und die Mutter von Königin Sofia von Spanien.

Friede­rikes Eltern waren der regie­rende Herzog von Braun­schweig, Ernst August (1887–1953), und die einzige Tochter des letzten deutschen Kaisers, Wilhelm II., die preußi­sche Prinzessin Victoria Luise (1892–1981). Mit der Sonder­aus­stel­lung „Victoria Luise – ein Leben, zwei Welten“ im Schloss­mu­seum Braun­schweig vom 14. September 2017 bis zum 16. September 2018 wird aktuell an die Mutter von Friede­rike erinnert. Eine Rolle spielen dabei auch die Kinder- und Jugend­jahre der späteren griechi­schen Königin, die im Großen Schloss Blanken­burg getauft und konfir­miert wurde.

„Ich habe vorsichtig positive Signale von der Botschaf­terin erhalten, dass Königin Sofia Blanken­burg in ihre Reise­pläne aufnehmen könnte“, meinte Biegel nach dem Treffen mit der spani­schen Botschaf­terin, die er durch den barocken Schlossbau führte. Die Botschaf­terin zeigte sich beein­druckt von der europäi­schen Reprä­sen­ta­ti­ons­ar­chi­tektur der einstigen welfi­schen Fürsten­re­si­denz Blanken­burg und den Stand der Restau­ra­tion. Bereits 2014 war der Verein Rettung Schloss Blanken­burg dafür mit dem Deutschen Preis für Denkmal­schutz ausge­zeichnet worden.

Biegel erläu­terte in einem Kurzvor­trag die Bezie­hungen des spani­schen Königs­hauses zu Blanken­burg. Der Beginn reicht bis in das frühe 18. Jahrhun­dert zurück. „Die blanken­bur­gi­sche Prinzessin Elisabeth Christine (1691–1750) heiratete 1708 Karl III. von Spanien, Bruder des Kaisers Josephs I. Um diesen politi­schen Ambitionen ihres Großva­ters, Herzog Anton Ulrich, nachzu­kommen, wechselte Prinzessin Elisabeth Christine gezwun­ge­ner­maßen vom protes­tan­ti­schen zum katho­li­schen Glauben. Anton Ulrich erhoffte sich durch die familiäre Verbin­dung zum Kaiser­haus – der Ehemann war der Bruder des Kaisers – politi­sche Unter­stüt­zung in der Ausein­an­der­set­zung mit Hannover um die vakante Kurwürde. … Immer wieder betonte König Karl in Briefen an die Eltern und den Großvater der Prinzessin die beson­deren Vorzüge Elisabeth Chris­tines als Königin von Spanien“, führte er aus.

Biegel erinnerte im Zusam­men­hang mit den Hochzeiten von Friede­rike und Victoria Luise an deutliche Paral­lelen: „Wie die Hochzeit ihrer Mutter am 24. Mai 1913 in Berlin, war auch die der Tochter 1938 ein großar­tiges Ereignis und Treffen des europäi­schen Hochadels. Und noch eine Überein­stim­mung sollte in erschre­ckender Weise eintreten, auch wenn man es zum jewei­ligen Zeitpunkt kaum sicher wissen konnte: es war jeweils ein Fest des Hochadels am Vorabend eines Weltkrieges: 1914 begann der Erste Weltkrieg, 1939 der Zweite Weltkrieg und jeweils stand die Welt am Abgrund. Daran aber dachte 1938 die nunmeh­rige Kronprin­zessin von Griechen­land kaum. Noch weniger hatten das Glück des Paares die politi­schen Wetter­wolken einer dunklen Epoche getrübt, als am 2. November 1938 das erste Kind des Paares, die Tochter Sophia, geboren wurde. Am 2. Juni 1940 folgte der Kronprinz Konstantin, am 11. Mai 1942 Prinzessin Irene.“ Biegel erinnerte in seinem Referat auch an das soziale Engage­ment Friede­rikes und ihren politi­schen Ehrgeiz.

„Während die Monarchie in Griechen­land 1967 ein Ende durch einen Militär­putsch fand, beendete die Monarchie (Juan Carlos) 1977 die Diktatur in Spanien und Juan Carlos steht für den Übergang des Landes zu einer parla­men­ta­ri­schen Monarchie. Diese Monarchie besteht noch heute, ebenso die englische, die zwischen 1714 und 1837 von den Welfen regiert worden war. Beide Monar­chien bilden daher zugleich einen Wimpern­schlag der Geschichte Blanken­burgs und seinem Großen Schloß. Für dieses wäre es ein wahrlich krönender Moment seiner Geschichte, wenn die Tochter von Königin Friede­rike, Königin Sophia von Spanien, einen Besuch am Geburtsort ihrer Mutter ermög­li­chen könnte“, sagte Biegel, der auch Leiter des Instituts für Braun­schwei­gi­sche Regio­nal­ge­schichte an der TU Braun­schweig ist.

„Mir bleibt dazu nur eine unter­tä­nigste, aber von Herzen kommende Einladung auszu­spre­chen und Sie, Exzellenz, hierbei um vermit­telnde diplo­ma­ti­sche Unter­stüt­zung zu bitten“, schloss Biegel seinen Vortrag.

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