Gratwan­de­rung zwischen Nähe und Distanz

Die Zeit der offenen Türen ist wegen der Corona-Vorschriften zurzeit vorbei. Foto: Hospiz
Die Zeit der offenen Türen ist wegen der Corona-Vorschriften zurzeit vorbei. Foto: Hospiz

Trost mit FFP2-Maske: Die Corona-Pandemie hat das Zusam­men­leben im Hospiz „Am Hohen Tore“ verändert.

Das Braun­schweiger Hospiz „Am Hohen Tore“ ist für gewöhn­lich ein Haus mit stets offenen Türen. Es gehört zum liebge­won­nenen Konzept, dass die Gäste an ihren letzten Tagen des Lebens Freunde und Angehö­rige empfangen dürfen, wie sie möchten und wie es ihnen guttut. In Zeiten der Corona-Pandemie ist diese Praxis aufgrund der geltenden Hygie­ne­vor­schriften jedoch nicht mehr möglich. Die Türen beim Hospiz bleiben zu, Besucher müssen klingeln und sich anmelden, ihre Anzahl ist beschränkt, auch wenn es heißt, endgültig von einem geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen. Jedes Jahr kommen zwischen 160 bis 190 Gäste ins Hospiz „Am Hohen Tore“.

Niemand soll alleine sterben

Petra Gottsand, Leiterin des Hospizes „Am Hohen Tore“. Foto: Hospiz
Petra Gottsand, Leiterin des Hospizes „Am Hohen Tore“. Foto: Hospiz

„Wir haben uns mit der Corona-bedingten Situation arran­giert. Es ist natürlich schwie­riger geworden, zu pflegen und zu trösten, aber wir können dennoch weiter für einen würdigen Rahmen in der letzten Lebens­phase unserer Gäste sorgen. Dafür sind sie dankbar. Wir wollen keinen Menschen alleine sterben lassen. Deswegen sind die Besuchs­re­geln in Hospizen auch nicht so streng wie in Senio­ren­heimen oder Kranken­häu­sern. Insgesamt darf jeder Gast bis zu vier Personen benennen, die ihn besuchen dürfen, zwei von ihnen dürfen sich jeweils zeitgleich in seinem Zimmer aufhalten“, erläutert Petra Gottsand, Leiterin des Hospizes „Am Hohen Tore“.

Für die Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter ist die Betreuung eine Gratwan­de­rung zwischen Nähe und Distanz. Die Gäste des Hospizes werden, bevor sie ins Hospiz kommen auf COVID19 im Kranken­haus getestet. Besucher können sich vor Ort einem Schnell­test unter­ziehen, viele weisen auch einen aktuell negativen Test vor. Das Personal wird regel­mäßig getestet. Kein Gast, kein Besucher hat sich bisher über die Corona-Regeln und die damit verbun­denen Einschrän­kungen beschwert. Alle haben Verständnis. Bis zum heutigen Tag gab es keinen Corona-Fall im Hospiz.

Gäste müssen keine Maske tragen

„Für Gäste und Mitar­beiter ist der Umgang mitein­ander anders geworden, außer­ge­wöhn­lich, auch weil die notwen­digen Pflegen sehr intensiv sind. Die Gäste müssen im Hospiz keine Masken tragen, unsere Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter selbst­ver­ständ­lich eine FFP2-Maske. Der Abstand ist größer als zuvor, aber wir sind den Gästen und ihren Angehö­rigen bei der Sterbe- und Trauer­be­glei­tung weiter nah. Die Corona-Situation ist eine Heraus­for­de­rung für alle Betei­ligte“, sagt Petra Gottsand. Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter sind bemüht, die Heraus­for­de­rung sehr einfühlsam anzunehmen und den Menschen in ihren Gefühlen zur Seite zu stehen. „Trost zu spenden, muss möglich“, meint Petra Gottsand.
Das Hospiz „Am Hohen Tore“ wurde 2007 eröffnet. Es wird von der Hospiz Braun­schweig gGmbH getragen. Gesell­schafter sind die Hospiz­ar­beit Braun­schweig e.V. und das Diako­ni­sche Werk Braun­schweig. Die Hospiz­ar­beit ist auf Unterstützung angewiesen. So müssen im Hospiz jährlich fünf Prozent der Betriebs­kosten über Spenden und weitere Dritt­mittel finan­ziert werden.

Spenden für:

Hospiz Stiftung für Braun­schweig
Braun­schwei­gi­sche Landes­spar­kasse
IBAN: DE57 2505 0000 0199 9448 77

Hospiz Am Hohen Tore
Hospiz Braun­schweig gGmbH
Evange­li­sche Bank eG
IBAN: DE50 5206 0410 0000 625337

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