Keramik + Comics = Keramiks

Diese Scherbe hat Petra Weifenbach zu einem Kleid umfunktioniert. Foto: Museum Schloss Fürstenberg
Diese Scherbe hat Petra Weifenbach zu einem Kleid umfunktioniert. Foto: Museum Schloss Fürstenberg

Petra Weifen­bach verfremdet Porzel­lan­scheiben zeich­ne­risch: Aus Bruch­stü­cken von Tassen, Tellern oder Kannen werden Kopfbe­de­ckungen, Badewannen oder Körper­teile.

Das Museum Schloss Fürsten­berg zeigt vom 19. Mai bis zum 15. Juli die Sonder­aus­stel­lung „Keramiks“ von Petra Weifen­bach. Die Arbeiten der in Köln lebenden Künst­lerin zeichnen sich durch viel Witz und Phantasie aus. Sie ziehen auch jene Betrachter in ihren Bann, die für gewöhn­lich nur wenig Bezug zu tradi­tio­nellem Porzellan haben. Mit ihren hinter­sin­nigen und oft doppel­deu­tigen Scher­ben­bil­dern spricht Petra Weifen­bachs Kunst gerade auch junge Besucher an.

Dabei haben alle Arbeiten der Werkgruppe „Keramiks“ eine Gemein­sam­keit: Ihr Ausgangs­punkt ist immer eine kleine Porzel­lan­scherbe. Die Künst­lerin verfremdet die gefun­denen Teile zeich­ne­risch und schafft damit eine eigene Kunst­gat­tung. So werden aus Bruch­stü­cken von Tassen, Tellern oder Kannen plötzlich Kopfbe­de­ckungen, Badewannen oder Körper­teile.

„Während unserer Renovie­rungs­phase hat Petra Weifen­bach Kontakt zu uns aufge­nommen und gefragt, ob wir uns eine Zusam­men­ar­beit vorstellen können“, erzählt Dr. Christian Lechelt, Leiter des Museums Schloss Fürsten­berg. Er kannte die Ausstel­lung „Keramiks“ aus dem Jahr 2016 im Keramion in Frechen, doch eine schlichte Wieder­ho­lung sollte es nicht werden. So hat die Künst­lerin mehr als 100 neue Werke aus Scherben der Fürsten­berg Porzel­lan­ma­nu­faktur erschaffen, von denen eine Vielzahl nun im Museum Schloss Fürsten­berg gezeigt werden.

Die Werke werden unmit­telbar in der Dauer­aus­stel­lung sowie im Manufaktur Werks­ver­kauf präsen­tiert und nicht separat in einem Sonder­aus­stel­lungs­raum. So entstehen Wechsel­be­züge zwischen den Museums­expo­naten und Weifen­bachs Kunst­werken. Mit ihren Keramiks – ein Kunstwort aus „Keramik“ und „Comics“ – berei­chert Petra Weifen­bach die zeitge­nös­si­sche Kunst­szene.

„Für gewöhn­lich denkt man bei Keramik­kunst eher an Gefäße oder Plastiken. Petra Weifen­bach geht mit ihren Arbeiten einen völlig anderen Weg und schafft Werke mit so viel Witz und zugleich Tiefgang, dass ich unbedingt eine Zusam­men­ar­beit mit Fürsten­berg ermög­li­chen wollte“, verdeut­licht Lechelt.

2012 hatte die Künst­lerin damit begonnen, kerami­sche Scherben durch zeich­ne­ri­sche Ergän­zungen ironisch-humorvoll aus deren ehema­ligem Bedeu­tungs­zu­sam­men­hang zu lösen. Von kleinen Respekt­lo­sig­keiten bis zu aktuellen gesell­schaft­li­chen Anspie­lungen und Zitaten aus der Kunst­ge­schichte reichen die Themen. Die Verfrem­dung macht den großen Reiz ihrer Kunst aus.

Petra Weifen­bach studierte Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste und schloss als 1989 als Meister­schü­lerin ab. Es schlossen sich Stipen­dien des Landes Nieder­sachsen und in Paris an. ZU ihren Arbeits­be­rei­chen gehören Plastik, Skulptur, Objekt, Fotografie, Instal­la­tion und Zeichnung. Weifen­bach hat unter anderem bereits mehrfach in Braun­schweig ausge­stellt, unter anderem im Allge­meinen Konsum­verein.

Die öffent­liche Vernis­sage findet am 18. Mai (18 Uhr) statt. ln einem Gespräch führen die Künst­lerin und Museums­leiter Christian Lechelt in die Ausstel­lung ein. Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag sowie an Feier­tagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Kunst­lieb­haber haben bei einem Besuch im Museum zudem die Möglich­keit die Werke zu erwerben. „Es ist ja eher unüblich, dass man Kunst aus dem Museum mit nach Hause nehmen kann, aber die Ausstel­lung ‘Keramiks‘ macht es möglich. Besucher können direkt vor Ort ein Kunstwerk auswählen und käuflich erwerben“, sagt Lechelt.

Weitere Infor­ma­tionen: Weitere Infor­ma­tionen finden Sie unter: http://www.fuerstenberg-schloss.com 

Kontakt: Museum Schloss Fürsten­berg, Meinbrexener Straße 2, 37699 Fürsten­berg. Telefon: 05271–401178, E‑Mail: museum@fuerstenberg-schloss.com

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