Sanierung des Fachwerk­ensem­bles Ackerhof 2 beginnt

Darstellung des mittelalterlichen Zustands. Grafik: Gebautes Erbe
Darstellung des mittelalterlichen Zustands. Grafik: Gebautes Erbe

Famili­en­un­ter­nehmen Borek Immobi­lien GmbH reali­siert das aufwän­dige Projekt in enger Abstim­mung mit dem städti­schen Denkmal­schutz­re­ferat.

Der Rettung des bedeu­tendsten Braun­schweiger Fachwerk­ensem­bles steht nichts mehr im Wege. Nachdem die Sanie­rungs- und Nutzungs­kon­zepte abgestimmt sind, werden die Bauar­beiten am Ackerhof im Magni­viertel in Kürze beginnen. „Für unsere Familie und das ganze Team der Firma Borek Immobilen, geht damit ein heiß ersehnter Wunsch in Erfüllung. Die sanierten Gebäude werden Braun­schweig schmücken und an die große Historie der Stadt erinnern“, sagt Christoph Borek, geschäfts­füh­render Gesell­schafter des Unter­neh­mens. Die Planungen sind in enger und guter Zusam­men­ar­beit mit der Verwal­tung der Stadt, insbe­son­dere dem Referat Stadtbild und Denkmal­schutz, entstanden.

Darstellung des mittelalterlichen Zustands. Grafik: Gebautes Erbe
Darstel­lung des mittel­al­ter­li­chen Zustands. Grafik: Gebautes Erbe

„Das Start­si­gnal zur Sanierung und Wieder­nut­zung des Acker­ho­f­en­sem­bles ist ein wichtiges Zeichen des Aufbruchs für die gesamte Innen­stadt in schwie­rigen Zeiten. Ich freue mich sehr, dass die lange leerste­henden, histo­ri­schen Gebäude nun wieder zu einem mit Leben erfüllten Schmuck­stück im Magni­viertel werden. Für dieses Engage­ment bin ich der Familie Borek sehr dankbar“, sagt Oberbür­ger­meister Ulrich Markurth.

Gebäu­de­kom­plex 2013 erworben

Das Famili­en­un­ter­nehmen hatte das Ensemble 2013 mit dem Ziel der denkmal­ge­rechten Sanierung erworben. Zunächst war die Bausub­stanz gesichert worden, um den weiteren Verfall der histo­risch bedeu­tenden Häuser zu stoppen. „Nach inten­siven Abstim­mungen mit dem Referat Stadtbild und Denkmal­pflege haben wir nun endlich ein tragfä­higes Konzept für die Sanierung des histo­ri­schen Gebäu­de­en­sem­bles Ackerhof 2/Langedammstraße 11 gefunden. Wir wollen in Kürze in weiterer Zusam­men­ar­beit mit dem Denkmal­schutz der Stadt mit der Sanierung beginnen und freuen uns darauf, dass wir mit einem sanierten Acker­ho­f­en­semble den Bürgern unseres schönen Braun­schweigs ein Stück Stadt­ge­schichte wieder zurück­geben können“, erläutert Christoph Borek.

Das Haupt­ge­bäude Ackerhof 2 ist im Mittel­alter, im Jahr 1432, errichtet worden. Darauf weist die entspre­chende Inschrift in römischen Ziffern (MCCCCXXXII) auf einem Balken hin. Nach einge­henden Unter­su­chungen des renom­mierten hiesigen Bauhis­to­ri­kers Elmar Arnhold, ist dieser der Ansicht, dass es sich um das älteste durch Inschrift datierte Fachwerk­haus Deutsch­lands handelt. Es wurde ursprüng­lich für Borchard Smed, der vermut­lich Schmied war, errichtet. Das heutige Magni­viertel gehörte im Mittel­alter zum Weichbild Altewiek, in dem sich viele Handwerker nieder­ge­lassen hatten.

Außer­ge­wöhn­liche Bedeutung

Im 18. Jahrhun­dert wurde das Haus stark umgebaut. „In seiner derzei­tigen Erschei­nung spiegelt das Gebäude Ackerhof 2 vor allem durch die stark verän­derte Erdge­schoss­fas­sade nicht das mittel­al­ter­liche Bild und damit seine außer­ge­wöhn­liche Bedeutung wider, aber das Dachwerk, die Balken­lage und Teile der Rückwand sind erhalten und der mittel­al­ter­li­chen Substanz zuzurechnen. Diese geben genügend Rückschlüsse auf die ursprüng­liche Gesamt­erschei­nung des Hauses“, urteilt Bauhis­to­riker Elmar Arnhold, der in das Projekt einge­bunden ist. Seit dem 19. Jahrhun­dert wurde im ganzen Haus, vor allem im Erdge­schoss, immer wieder umgebaut. Zuletzt war bis 2013 das Zooge­schäft Adam dort behei­matet.

Historische Ansicht Ölschlägern. Foto: Gebautes Erbe
Histo­ri­sche Ansicht Ölschlä­gern. Foto: Gebautes Erbe

Die weiteren Häuser des Ensembles, die an der Lange­damm­straße und am Ölschlä­gern erhalten und saniert werden, stammen aus den Jahren 1517, 1645 und 1647. Die beiden jüngsten Gebäude entlang des Ölschlä­gern (Ölschläger 2/3) werden abgebro­chen und im Stil des Gesamt­pro­jekts neu aufgebaut. An deren Stelle entstehen zwei neue Gebäude, welche sich in der Gestal­tung harmo­nisch in das histo­ri­sche Ambiente der Nachbar­schaft und in das Magni­viertel einbetten werden. Der Neubau ist notwendig, um zum Beispiel durch ein ausrei­chend dimen­sio­niertes Treppen­haus die zukünf­tige Wohnnut­zung im histo­ri­schen Gebäu­de­en­semble Ackerhof 2/Langedammstraße 11 zu ermög­li­chen

Gastro­nomie und Wohnungen

Nach der denkmal­ge­rechten Sanierung werden die Gebäude zukünftig für Wohn- sowie gastro­no­mi­sche Zwecke genutzt. Die Bauar­beiten sind bis 2023 geplant. Damit wird ein Herzstück der charak­te­ris­ti­schen Fachwerk­be­bauung des Magni­vier­tels erhalten.

Ansicht der geplanten Sanierung Ölchlägern. Illustration: Delta Bauplanung GmbH
Ansicht der geplanten Sanierung Ölchlä­gern. Illus­tra­tion: Delta Baupla­nung GmbH

Die Gebäude hatten den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet überstanden und stehen somit symbol­haft für das „mittel­al­ter­liche Braun­schweig“, das vor allem in der Bomben­nacht vom 14. auf den 15. Oktober 1944 im Feuer­sturm verbrannte. Braun­schweig zählte weltweit zu den bedeu­tendsten Fachwerk­städten, doch blieben von ehemals 2.000 Fachwerk­bauten im Stadt­ge­biet nur knapp 100 erhalten. „Gerade deswegen haben die neue Nutzung und die denkmal­ge­rechte Sanierung des Ensembles so großen identi­täts­stif­tenden Wert für die Stadt Braun­schweig und ihre Bürge­rinnen und Bürger“, meint Christoph Borek.

Das älteste, aller­dings undatierte noch stehende Fachwerk­haus Braun­schweigs ist das Spohrhaus (1357) gefolgt vom Gebäude Echtern­straße 8 (1391). Das älteste deutsche Fachwerk­haus befindet sich in Esslingen und wurde 1263 erbaut.

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