Sanierung viel schwie­riger als gedacht

In voller Pracht: das Ensemble mit dem von Veltheimischen Haus und dem Huneborstelschen Haus im Jahr 2006. Foto: Handwerkskammer
In voller Pracht: das Ensemble mit dem von Veltheimischen Haus und dem Huneborstelschen Haus im Jahr 2006. Foto: Handwerkskammer

Feuch­tig­keit und Schäd­linge haben der Fachwerk­fas­sade des von Veltheim­schen Hauses schwer zugesetzt.

Das von Veltheim­sche Haus ist das letzte originale Fachwerk­haus auf dem Burgplatz. Es ist nach dem Dom das zweiäl­teste Gebäude dieser bedeu­tendsten Braun­schweiger Tradi­ti­ons­insel. Um die histo­ri­sche Substanz des ehema­ligen Stadt­sitzes der Familie von Veltheim zu erhalten, wird die Fassade aktuell grund­le­gend und denkmals­ge­recht saniert. Doch es gibt Verzö­ge­rungen um Monate und Kosten­stei­ge­rungen im sechs­stel­ligen Bereich.

Arbeiten bis weit in den Herbst

„Es hat sich gezeigt, dass die Restau­rie­rung insgesamt komplexer und viel schwie­riger ist als angenommen. Es sind Schäden erkannt worden, mit denen wir zuvor nicht gerechnet hatten. Deswegen und auch wegen der Corona-Pandemie ist der geplante Termin der Fertig­stel­lung im Mai nicht mehr zu halten, aber wir gehen auf jeden Fall davon aus, dass die Arbeiten in diesem Jahr abgeschlossen sein werden“, schildert Thomas Felleckner von der Handwerks­kammer Braun­schweig-Lüneburg-Stade, den Stand der Dinge. Die Handwerks­kammer hat in dem Gebäude und im benach­barten Hunebors­tel­schen Haus ihren Haupt­ver­wal­tungs­sitz und ist auch Eigen­tümer.

Hinter Planen versteckt: Das von Veltheimische Haus ist während der Sanierung abgehängt. Foto: Schmitz/Handwerkskammer
Hinter Planen versteckt: Das von Velthei­mi­sche Haus ist während der Sanierung abgehängt. Foto: Schmitz/Handwerkskammer

Vor dem Einzug der Handwerks­kammer war das von Veltheim­sche Haus Mitte der 1970er Jahre renoviert worden. In den letzten Kriegs­tagen 1944/1945 hatte die Braun­schwei­gi­sche NSDAP-Kreis­kom­man­datur dorthin ihren Sitz verlegt, später residierte dort nach Kriegs­ende zunächst das US-Militär und dann die britische Armee. Das Hunebors­tel­sche Haus stand zu der Zeit ohne seine reich verzierte Fassade da. Auf Bestreben des damaligen Landes­kon­ser­va­tors Kurt Seeleke war sie 1944 abgenommen und gesichert worden. Erst 1955 kehrte sie aus der damaligen DDR zurück. Fehlende Balken wurden nach Fotogra­fien rekon­stru­iert.

Stiftungen betei­ligen sich an Kosten

Insgesamt war für die aktuelle Fassa­den­sa­nie­rung im vergan­genen Jahr etwa eine halbe Million Euro veran­schlagt worden. An der Finan­zie­rung betei­ligen sich unter anderem Bund, Land, die Stadt Braun­schweig, die Deutsche Stiftung Denkmal­schutz und auch die Richard Borek Stiftung. Fachliche Unter­stüt­zung leistet die Denkmal­fach­be­hörde des Landes Nieder­sachsen (NLD) mit den Fachres­sorts Amtsre­stau­rie­rung Holz, Wissen­schaft­liche Materi­al­un­ter­su­chung sowie Allge­meine Beratung Denkmal­pflege. Nach den Sandstrahl- und Rückbau­ar­beiten waren zum Teil überra­schend erheb­liche Schäden am Fachwerk durch Feuch­tig­keit und Schäd­linge festge­stellt geworden. Zum angren­zenden Landes­mu­seum wurde dazu ein ausge­dehnter Schwamm­schaden entdeckt. Die notwen­digen, zusätz­li­chen Sanie­rungen erhöhen Zeitauf­wand und Kosten.

Holzstücke in der Mikro­welle

In Zusam­men­ar­beit mit der Denkmal­schutz­be­hörde wird dennoch versucht, so viel wie möglich von der histo­ri­schen Bausub­stanz zu erhalten. Aber das ist nicht überall möglich, wie Thomas Felleckner erläutert. So war das freige­legte Lehmflecht­werk der Gefache in der Tordurch­fahrt zum Innenhof so stark geschä­digt, dass es teilweise durch Ziegel­steine im histo­ri­schen Reichs­format ersetzt werden musste. Um bei gering­fü­gigen Schäden einen Austausch zu vermeiden, wurden teilweise ausge­fal­lene Methoden angewendet. Einige kleinere Holzteile erfuhren eine Mikro­wel­len­be­hand­lung gegen den Befall durch Schäd­linge.

Historisches Zeugnis: Militärfahrzeuge der US-Armee vor dem von Veltheimischen Haus (links) und dem Huneborstelschen Haus (noch ohne die ausgelagerte Fassade). Am von Veltheimschen Haus hängt die britische Flagge. Die Aufnahme stammt vom 12. Juni 1945. Foto: Stadtarchiv Braunschweig, H XVI H I (1945)
Histo­ri­sches Zeugnis: Militär­fahr­zeuge der US-Armee vor dem von Velthei­mi­schen Haus (links) und dem Hunebors­tel­schen Haus (noch ohne die ausge­la­gerte Fassade). Am von Veltheim­schen Haus hängt die britische Flagge. Die Aufnahme stammt vom 12. Juni 1945. Foto: Stadt­ar­chiv Braun­schweig, H XVI H I (1945)

Die denkmal­schutz­ge­rechte Restau­rie­rung der Holzteile erfordert die Anwendung beson­derer Techniken. Eine wichtige Repara­tur­ver­bin­dung zwischen dem Bestands­holz und neu einge­fügten Teilen ist die ebenfalls aus Holz gefer­tigte, meistens leicht konisch geformte, gekeilte Dolle – die sogenannte Holzkeil­dolle. Sie verbindet die Holzteile sicher und beständig und gewähr­leistet zuver­lässig die Funktion von Schwellen und Stützen. Die Verwen­dung der Holzkeil­dolle bei der Instand­set­zung des Fachwerks am von Veltheim­schen Haus dient auch Erkennt­nissen für den Einsatz dieser tradi­tio­nellen Repara­tur­tech­no­logie bei histo­ri­schen Holzkon­struk­tionen im Sinne des Denkmal­schutzes.

Letzte Sanierung 1868

Zuletzt war das 1573 von Achatz von Veltheim auf Harbke und Margareta von Saldern errich­tete von Velthei­mi­sche Haus 1868 grund­le­gend saniert worden. Darauf deutet eine Inschrift über der Luke im Dach hin. Zu diesem Zeitpunkt stand übrigens das Hunebors­tel­sche Haus noch nicht daneben. Es wurde an der Stelle erst 1901 als Bausatz unter der Leitung von Stadt­baurat Ludwig Winter aufgebaut. Es schloss eine damalige Baulücke auf dem Burgplatz. Das Haus stand zuvor seit 1524 am Sack. Der vermö­gende Braun­schweiger und Namens­geber Friedrich Huneborstel hatte es errichten lassen.

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