Tradi­ti­ons­insel aufpo­lieren

Dietrich Fürst, Vorsit­zender der Bürger­schaft Magni­viertel, zu Fachwerk-Sanierung und Wieder­aufbau des Acker­hof­por­tals.

Das Magni­viertel hat dank seiner histo­ri­schen Gebäude, dem zentralen Magni­kirch­platz sowie der klein­tei­ligen Handels- und Gastro­no­mie­szene einen beson­deren städte­bau­li­chen Stellen­wert für Braun­schweig. Das Entwick­lungs­po­ten­tial des Quartiers als heraus­ra­gende Tradi­ti­ons­insel mit denkmal­pfle­ge­ri­schem Ansatz ist enorm. Es ist ein Juwel, das aufpo­liert werden muss. Einer, der das forciert, ist Dietrich Fürst, Vorsit­zender des Vereins Bürger­schaft Magni­viertel. Er äußerte sich im Interview mit „der Löwe – das Portal der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen“ zu den aktuellen Plänen ¬ ‑vom Wider­aufbau des Acker­hof­por­tals bis hin zur Sanierung von Deutsch­lands wohl ältestem Fachwerk­haus.

Es gab schon viele Versuche, das Magni­viertel in Gänze aufzu­werten. Jetzt gibt es eine Defizit­ana­lyse. Wie ist der aktuelle Stand?

Die Inter­es­senten des Viertels, dazu gehören die Richard Borek Stiftung, Herr Professor Ackers mit seinem Planungs­büro, wir als Bürger­schaft und natürlich in erster Linie auch die Stadt Braun­schweig haben einen Drei-Stufen-Plan entwi­ckelt und dieser soll jetzt Schritt für Schritt umgesetzt werden. Es gibt da einige Dinge, die können und werden sofort erledigt. Wenn ich sage sofort, so heißt das im Laufe dieses Jahres. Dann gibt es eine zweite Stufe, dazu brauchen wir schät­zungs­weise zwei Jahre. Und dann gibt es einige Dinge, die wir machen müssen, wo man einfach einen Vorlauf braucht, weil man die Eigen­tums­ver­hält­nisse verändern muss und derglei­chen.

Aktuell geht es erst einmal um kleinere „Schön­heits­re­pa­ra­turen“. Aber es gibt Pläne, die weit darüber hinaus­gehen. Welche Vision haben Sie für das Magni­viertel?

Wir haben die Vision, dass wir diesen Altstadt­kern der Stadt Braun­schweig nicht nur erhalten wollen, sondern ihn ausbauen und attrak­tiver gestalten wollen. Wir wollen, dass sich die Leute, die hierher kommen, wohlfühlen, dass sie sagen, hier ist es schön, hier bleibe ich. Und wenn Sie sich hier zum Beispiel auf dem Magni­kirch­platz umschauen, das Ambiente lädt doch geradezu zum Verweilen ein. Und diese wunder­baren kleinen inhaber­ge­führten Geschäfte und Lokale sind natürlich auch was ganz besonders. Wir wollen das weiter­ent­wi­ckeln. Und dazu brauchen wir natürlich auch die Hilfe der Stadt. Ein Beispiel ist, dass wir in den engen Straßen die Mülltonnen, die teilweise nur schwer oder gar nicht im Hinterhof unter­zu­bringen sind, wegkriegen. Das ist Sache der Stadt, nur sie hat die Macht, das zu regeln.

Sie leben seit 1986 im Magni­viertel. Es gab immer mal wieder Initia­tiven. So viel Druck und Erkenntnis, dass endlich etwas passieren muss, gab es aber noch nie. Was macht Sie so hoffnungs­froh, dass diesmal der große Wurf gelingt?

Es ist in den letzten Jahren schon eine Menge passiert. Da muss man vielen Leuten Dank sagen, die da von Anfang an alle mitge­holfen haben. Ich denke da an Herrn Körner und die Werbe­ge­mein­schaft. Wir sind da auf einem brauch­baren Wege. Wir sind heute in der Bürger­schaft knappe 80 Mitglieder, haben mal mit sieben vor einigen Jahren angefangen. Also, wir merken, dass wir Resonanz finden. Aber natürlich sind die Leute zum Teil auch ungeduldig und sagen, es müsste eigent­lich viel mehr passieren. Aber ich glaube, wir haben bei der Stadt offene Türen. Wir brauchen aber auch solche Insti­tu­tionen wie die Richard Borek Stiftung und die Stiftungen oben am Löwenwall. Ein Lieblings­thema von mir, aber auch von anderen, ist, dass wir zum Beispiel das histo­ri­sche Ackerhof-Portal hier wieder platzieren. Die alten Steine und das schmie­de­ei­serne Tor liegen ja auf dem Betriebshof der Stadt. Nachdem nun das Schloss steht, wäre es die Abrundung, wenn wir das Ackerhof-Portal als letzten Baustein auch wieder aufbauen könnten.

Es gibt mit der geplanten Sanierung von Deutsch­lands ältestem Fachwerk­haus mit einer Inschrift des Entste­hungs­da­tums ein weiteres großes Projekt im Magni­viertel. Die Stadt hat bereits Förder­gelder aus dem Programm „Städte­bau­liche Denkmal­pflege“ beim Land beantragt. Welche Bedeutung hätte die Reali­sie­rung für das Magni­viertel?

Wir sind sehr, sehr dankbar, dass sich die Richard Borek Stiftung dieses Herzstücks am Ackerhof mit annimmt. Natürlich muss die Sanierung mit der entspre­chenden Denkmals­pflege abgestimmt werden. Deshalb dauert das alles ein bisschen länger. Aber so, wie das jetzt schon vorbe­reitet worden ist, wird das alles in sehr solider Form und seriös abgewi­ckelt. Aber wir müssen da auch ein bisschen Zeit haben. Ich denke, wenn man das so mit der Denkmals­pflege zusammen bauen will, braucht man mindes­tens drei Jahre. Aber dann wird es auch ein tolles Objekt und das ist genau der entschei­dende Fortschritt, den wir einfach brauchen im Magni­viertel.

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