Wie der Verkehr Braun­schweig völlig verändert hat

Der Altstadtmarkt im Jahr 1959. Der Platz selbst war damals Parkplatz. Über den Platz fuhr die Straßenbahnlinie 5 nach Ölper. Foto: Stiftung Eisenbahnarchiv Braunschweig

Das neue Buch „Verkehrs­knoten Braun­schweig“ zeigt die Entwick­lung. Autor Christian Ernst erklärt die Meilen­steine der Verän­de­rungen.

Lücken­schluss! Für viele Städte gibt es bereits ein Buch aus der Reihe „Verkehrs­knoten“. Nun ist auch „Verkehrs­knoten Braun­schweig“ erschienen. Der Braun­schweiger Autor Christian Ernst hat zusam­men­ge­tragen, wie der Verkehr seit dem Jahr 1838 die Stadt und das Leben der Braun­schweiger verändert hat.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Plus-Artikel ist zuerst erschienen am 30.11.2023

Ernst kann aus dem Vollen schöpfen. Er gehört zu den Gründern der Stiftung Eisen­bahn­ar­chiv Braun­schweig. Rund 100.000 Fotos hat die Stiftung mittler­weile zusam­men­ge­tragen, die zeigen, wie sich die Mobilität, aber auch Braun­schweig selbst verändert hat. 207 Fotos und Abbil­dungen fanden am Ende Aufnahme in das Buch. Wobei Ernst sagt: „Ein reiner Bildband ist es nicht geworden. Viele der Fotos sind zwar noch nie gezeigt worden. Was bislang fehlte, war jedoch eine Gesamt­be­trach­tung, die all die Erkennt­nisse zusam­men­führt, die in der Vergan­gen­heit zum Verkehr in Braun­schweig gesammelt wurden.“

Viele Fotos wurden noch nie gezeigt

Ernst musste straffen und sagt: „Das Buch hat zwar 144 Seiten. Es hätte aber auch leicht doppelt so dick werden können. Doch dann hätte sich der Preis von 29,90 Euro nicht mehr halten lassen. Die Buch-Reihe Verkehrs­knoten wendet sich an eine ganz breite Leser­schaft.“ Die Auflage betrage 1500 Stück. Wobei es von Braun­schweig natürlich außer­or­dent­lich viel zu berichten gibt. Dafür sorgt allein der Umstand, dass im Jahr 1838 von Braun­schweig aus Deutsch­lands erste Staats­ei­sen­bahn Richtung Wolfen­büttel dampfte. Und da ist natürlich auch Heinrich Büssing, der unter Beweis stellte, dass sich Post auch per LKW auslie­fern lässt und Büssing-Fahrzeuge aus dem Werk Braun­schweig prächtig für den Personen- und Güter-Verkehr taugen.

Wobei Mobilität in Braun­schweig zunächst Eisenbahn hieß: Braun­schwei­gi­sche Landes-Eisenbahn-Gesell­schaft, Braun­schweig-Schöninger Eisenbahn, Hafenbahn, Schmal­spur­bahnen. Und dann die Pläne für einen neuen Braun­schweiger Bahnhof aus dem Jahr 1938. Pläne, die „zum Glück“, so Ernst, nie vollständig umgesetzt wurden: „Braun­schweig sollte Drehkreuz zwischen den Stahl­werken Salzgitter und dem Automo­bilbau in Wolfsburg werden.“ Angedacht sei gewesen: „Die Echobrücke im Kennel, dort liegen heute keine Schienen mehr, sollte doppelt so breit werden. Durch Glies­ma­rode sollten elf Gleise führen. Gleise sollten auch dort liegen, wo sich heute der Siemens-Parkplatz befindet.“

Eine Ausstel­lung ist geplant

Die Erwartung sei gewesen: „6000 Waggons täglich werden in Braun­schweig verteilt.“ Ernst macht die Dimension so deutlich: „Bei einer Länge von 10 Metern je Waggon ergibt sich eine Gesamt­länge von 60 Kilome­tern. Hannover liegt 61 Kilometer entfernt.“ Nach dem Krieg sei plane­risch abgespeckt worden. „Der Vertrag aus 1938 sorgte aller­dings dafür, dass Braun­schweig seine Straßen­bahn behalten musste. Die Büssing-Werke setzten in den 1950er Jahren alles daran, dass Braun­schweig zur Modell­stadt wird, wo der ÖPNV ausschließ­lich per Bus erfolgt.“ Folge sei zum Beispiel gewesen: „Die Straßen­bahn­linie A nach Wolfen­büttel wurde einge­stellt. Ein riesiger Fehler, wie man heute weiß.“

Der thema­ti­sche Schwer­punkt von „Verkehrs­knoten Braun­schweig“ liegt auf den 1950er Jahren bis zum Jahr 1976, als die Dampflock-Ära in Braun­schweig endete. Eine ganz spannende Zeit, wie Ernst sagt: „Die Kriegs­schäden, aber auch die Planungen für die autoge­rechte Stadt, änderten Braun­schweig wie nie zuvor in seiner Geschichte.“ Im nächsten Jahr plant die Stiftung Eisen­bahn­ar­chiv eine Ausstel­lung zum Thema.

 

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