1905 traf Eintracht Braun­schweig erstmals auf Hannover 96

In Magdeburg treffen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 im April 1905 das erste Mal in einem Meisterschaftsspiel aufeinander. Foto: Eintracht Braunschweig
Im April 1905 treffen Eintracht Braunschweig und Hannover das erste Mal in einem Meisterschaftsspiel aufeinander. Foto: Eintracht Braunschweig

Vor 116 Jahren fand in Magdeburg das erste Spiel zwischen Eintracht Braun­schweig und Hannover 96 statt. 

Wahrschein­lich hat am 9. April 1905 keiner der Spieler damit gerechnet, dass er bei der Geburts­stunde eines Klassi­kers dabei ist. Bestimmt waren die Akteure auf beiden Seiten aufgeregt. Immerhin war es für sie ein Spiel in einem relativ neuen Wettbe­werb, noch dazu gegen ein Team aus der nächst­ge­le­genen Großstadt und nicht gegen einen Lokal­ri­valen.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 01.02.2021 (Bezahl-Artikel)

Und allein die Reise nach Magdeburg dürfte einen beson­deren Reiz für die Spieler darge­stellt haben. Aber dass sich diese Partie mal zu einem der brisan­testen Begeg­nungen im deutschen Fußball entwi­ckeln würde, ahnten die Akteure von Eintracht Braun­schweig und Hannover 96 damals sicher­lich nicht.

Kein Erfolg wir wie ein Derbysieg gefeiert

An diesem Samstag steht die nächste Ausgabe des Tradi­ti­ons­du­ells in der 2. Fußball-Bundes­liga an. Das Nieder­sachsen-Derby zwischen Eintracht Braun­schweig und Hannover 96 elektri­siert die Massen in beiden Städten wie kein anderes Fußball­spiel. Und obwohl wegen der Corona-Pandemie am Samstag (13 Uhr) im Stadion an der Hamburger Straße keine Fans zugelassen sind, werden die Braun­schweiger auch diesmal wieder ganz besonders mit ihrer Mannschaft fiebern. Kein Sieg wird höher bewertet als jener gegen den Rivalen aus dem Westen, kein Erfolg mehr gefeiert.

Es geht gleich um die Deutsche Meister­schaft

Der Grund­stein für den spezi­ellen Reiz dieser Paarung wurde vielleicht schon damals am 9. April 1905 in Magdeburg gelegt. Zum ersten Mal trafen Eintracht und 96 in einem Pflicht­spiel aufein­ander. Es war Vorrunde um die Deutsche Meister­schaft. Ein Wettbe­werb, der erst seit knapp drei Jahren ausge­tragen wurde, die Struk­turen im deutschen Fußball waren aber noch im Aufbau.

Die Rivalen treffen sich auf neutralem Platz

„Seit 1904 gab es den Fußball-Bund für das Herzogtum Braun­schweig. Dort wurde Eintracht jedes Jahr Meister, meistens mit Siegen von 8:0, 9:0 oder mehr gegen die Stadt­ri­valen oder Teams aus dem Braun­schweiger Land“, sagt Eintrachts Histo­riker Gerhard Gizler. Er hat sich bei seinen Recher­chen in der Geschichte der Blau-Gelben intensiv mit dieser Zeit ausein­an­der­ge­setzt. 1903 hatte es zwar erstmals einen offizi­ellen Wettbe­werb um die deutsche Meister­schaft gegeben. Doch ansonsten war der Liga-Betrieb weder klar noch durch­gängig organi­siert. „Das begann erst 1905 so richtig“, sagt Gizler. Mit der Gründung des Norddeut­schen Fußball-Verbandes, der das nächste Level nach dem Herzogtum Braun­schweig darstellte. Im Herzogtum war die Eintracht schnell konkur­renzlos geworden. Und auf der nächsten Stufe, damals noch als Vorrunde um die Deutsche Meister­schaft bezeichnet, wartete im Jahre 1905 erstmals Hannover 96 – in Magdeburg. „So eine Partie wurde oft auf neutralem Platz ausge­tragen“, erklärt Gizler.

Eintracht gewinnt nach Verlän­ge­rung

Dem Einsatz und Sieges­willen der beiden Teams tat das keinen Abbruch. Sowohl die Löwen als auch die 96er gaben alles. Am Ende behielten die Blau-Gelben mit 3:2 nach Verlän­ge­rung die Oberhand und standen in der nächsten Runde. Es war das erste Mal, dass es so lief, aber beileibe nicht das letzte Mal. Regel­mäßig spielte Eintracht nun bei den Norddeut­schen Meister­schaften, die den Spielen um die Deutsche Meister­schaft vorge­schaltet waren. Dabei ging es regel­mäßig gegen 96, mit ganz wenigen Ausnahmen. „Und regel­mäßig schlug Eintracht die Mannschaft von 96, jedes Jahr, mit Verlän­ge­rung, ohne Verlän­ge­rung, klar oder knapp. Ich denke, dass darin die besondere Rivalität dieser beiden Vereine ihren Ursprung hat“, berichtet Gizler.

In den Jahren nimmt die Rivalität zu

Kein Wunder, dass sich in den Archiven der Eintracht auch bald Hinweise finden lassen, die schon einen Vorge­schmack auf die gelebte Ablehnung von heute geben. „Bereits vor dem Ersten Weltkrieg gibt es Berichte, dass die Spiele überhart geführt wurden und aus dem Ruder gelaufen sind. Das finde ich sehr beacht­lich“, sagt Gizler. Er betont aber auch: „Trotzdem sprach man immer auch sehr respekt­voll vonein­ander.“

Der Respekt ist auf beiden Seiten vorhanden

Und trotz aller Härte in den Spielen bleibt dieser Respekt über viele Jahrzehnten bestehen. Die teilweise schon offene Feind­se­lig­keit zwischen den Fangruppen beginnt erst viel später nach dem Zweiten Weltkrieg. „In den 1950er- und 1960ern saßen die Mannschaften nach den Spielen noch zusammen, entweder zum Kaffee und Kuchen oder einem Abend­essen. Gerade die Genera­tion der Meister­spieler sagt, dass es die heutige Rivalität zwischen ihnen damals nicht gab“, sagt Gizler.

Auch er hat, seit er 1957 das erste Mal im Eintracht-Stadion war, viele Derbys erlebt, sich oft genug über Eintracht-Siege gefreut und über Nieder­lagen gegen 96 geärgert. Am Samstag wird er den Löwen im Spiel gegen die Roten erneut die Daumen drücken und vielleicht daran denken, dass bereits das erste Spiel der Braun­schweiger gegen Hannover erfolg­reich war.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 01.02.2021 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/sport/eintracht-braunschweig/article230561096/Derby-Hannover-Braunschweig-Eintracht-Braunschweig-Hannover-96-Niedersachsenderby.html (Bezahl-Artikel)

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