Die große Gerd-Winner-Schau

Gerd Winner vor seiner „Lokomotive“ im Städtischen Museum Braunschweig. Foto: Andreas Greiner-Napp
Gerd Winner vor seiner „Lokomotive“ im Städtischen Museum Braunschweig. Foto: Andreas Greiner-Napp

Das Städti­sche Museum zeigt in der umfas­senden Retro­spek­tive 150 Gemälde, Druck­gra­phiken, Zeich­nungen und Skulp­turen aus allen Schaf­fens­pe­ri­oden des aktuell berühm­testen Künstlers aus dem Braun­schwei­gi­schen.

124 Werke von Gerd Winner führt die Homepage des weltbe­kannten Museums Tate Gallery auf. Wer sich einen Überblick über die Arbeit des wohl berühm­testen braun­schwei­gi­schen Künstlers der Nachkriegs­zeit verschaffen will, kann sich natürlich unter http://www.tate.org.uk/art/artists/gerd-winner-2154 durch­kli­cken. Doch noch besser ist der inter­na­tional renom­mierten und doch so bescheiden und boden­ständig geblie­benen Künstler aller­dings durch einen Besuch im Städti­schen Museum in Braun­schweig kennen­zu­lernen.

Beein­dru­ckend ist es, was es zu sehen gibt. Groß, bunt, mächtig und in seiner Ausfüh­rung ganz speziell. Winners Werk wird bis zum 29. Januar 2017 in der großen Retro­spek­tive gebührend gewürdigt. Die Ausstel­lung heißt „In 80 Jahren um die Welt” und fand schon bei ihrer Eröffnung große Resonanz. Gekommen waren unter anderem Braun­schweigs Oberbür­ger­meister Ulrich Markurth und der SPD-Vorsit­zende Sigmar Gabriel. Man muss kein Prophet sein: Diese große Gerd-Winner-Schau wird ein Publi­kums­er­folg!

Gezeigt werden 150 Gemälde, Druck­gra­phiken, Zeich­nungen und Skulp­turen aus allen Schaf­fens­pe­ri­oden. Winner selbst nennt die umfas­sende Präsen­ta­tion seiner Arbeiten „Inventur eines Künst­ler­le­bens“. Anstren­gend sei das gewesen, sagt er. Aber es hat sich mehr als gelohnt. Anlass dieser außer­ge­wöhn­li­chen Würdigung ist sein 80. Geburtstag, den er am 8. Oktober feierte.

Arbeiten von ihm hängen in großen Museen wie zum Beispiel dem  Museum of Modern Art in  New York oder der Natio­nal­ga­lerie in Berlin. Er befasste sich auch mit sakraler Kunst und Skulp­turen. Für die Gedenk­stätte des ehema­ligen Konzen­tra­ti­ons­la­gers Bergen-Belsen schuf der das „Haus der Stille“ als Ort der Besinnung. 1972 wurde ihm der Deutsche Kriti­ker­preis für Bildende Kunst verliehen. Länger als ein Viertel­jahr­hun­dert lehrte Winner als Professor für Malerei und Grafik an der Staat­li­chen Akademie der Künste in München.

In der aktuellen Ausstel­lung in seiner Heimat­stadt, die auf Initia­tive der Freunde des Städti­schen Museums Braun­schweig e. V. zustande, werden die zentralen Themen im Werk von Gerd Winner aufge­griffen. Das sind Stadt­räume und urbane Struk­turen. „Die Stadt ist das Gesicht der Menschen“, lautet ein Winner-Zitat.

Der Ursprung für sein Interesse an Stadt­bil­dern liegt im von Bomben zerstörten Braun­schweig, dass er als Achtjäh­riger erleben musste. Nach seiner Schulzeit führte es ihn zum Studium an der Hochschule für Bildende Künste nach Berlin, später zu prägenden zu Arbeits­auf­ent­halten in London, Paris und New York. Inter­na­tio­nale Anerken­nung erntete er für seine großen, fotoba­sierten Siebdruck­zy­klen zu Berlin, London und New York. Überla­ge­rungen wurden dabei zu seinem Marken­zei­chen so wie beispiels­weise auch bei seiner Arbeit zum Braun­schweiger Residenz­schloss. Sein harter Realismus und die kräftige Farben erinnern dabei an Pop Art.

In der Ausstel­lung im Städti­schen Museum sind Winners berühm­teste Werke wie Berlin Suite I/Friedensengel  (1970/72), Slow im Nebel II (1973/New York), London Transport (1969/70) zu sehen. Besondere Aufmerk­sam­keit zieht die „Lokomo­tive” auf sich. Der großfor­ma­tige Siebdruck von etwa zehn Metern Länge wird im Lichthof des Städti­schen Museums präsen­tiert.

Ein von Gerd Winner konzi­pierter Film zeichnet beglei­tend zur Ausstel­lung seine Stationen in Berlin, London und Paris nach. Er ist für die Museums­be­su­cher zu sehen und gibt Aufschluss über Winners Lebens­ge­schichte. Heimat spielt dabei eine große Rolle. Ihn zog es immer wieder zurück in die Region. Seit 1974 ist das Barock­schloss in Lieben­burg Atelier und Wohnort zugleich.

Zur Ausstel­lung sind ein von Gerd Winner verfasster Kunstband und ein vom Städti­schen Museum heraus­ge­ge­bener Kurzführer erschienen. Die Ausstel­lung wird unter anderem von der Braun­schwei­gi­sche Stiftung und der Stiftung  Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz gefördert.

Öffnungs­zeiten: Di. – So. 10 – 17 Uhr (Eintritt 5 Euro)

Öffent­liche Führungen: Samstags, 15.30 Uhr, Sonder­füh­rungen in engli­scher Sprache möglich, Anmeldung von Gruppen und Schul­klassen, Telefon: 0531–4704505

Besondere Termine:  12. November 2016, 11 Uhr: Einfüh­rung in den Siebdruck mit Gerd Winner, 12. November 2016, 14 Uhr: Führung durch das Galerie­ge­bäude mit Dr. Lars Berg. 7. Januar 2017, 15.30 Uhr: Interview mit Gerd Winner.

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