Verdammt lang her: Die Schlacht am Harzhorn

Verdammt lang her: Die Schlacht am Harzhorn

„Roms verges­sener Feldzug“ lockte in den ersten zwei Monaten schon 25.000 Besucher ins Landes­mu­seum – Ausstel­lung läuft noch bis 19. Januar.

Eine bislang unbekannte Schlacht aus dem 3. Jahrhun­dert avanciert im Braun­schwei­gi­schen Landes­mu­seum zum Publi­kums­renner. Die Landes­aus­stel­lung „Roms verges­sener Feldzug“ zeigt in spekta­ku­lärer Art, wie dereinst die Germanen die römische Armee nur 60 Kilometer südwest­lich vom heutigen Braun­schweig angriffen. Das inter­es­siert: Bereits in den ersten zwei Monaten kamen mehr als 25.000 Besucher in das Haus am Burgplatz.

Die Römer befanden sich seiner­zeit auf dem Rückweg von einem Rache­feldzug und wurden auf ihrem Rückweg von den militä­risch unter­le­genen Germanen aus einem Hinter­halt heraus am Harzhorn attackiert. Wie die Schlacht endete, wer Sieger, wer Verlierer war, bleibt ungewiss. Fakt ist, dass die Römer recht wohlbe­halten wieder in ihrem Basis­lager in Mainz ankamen, wenn auch mit ein paar Männern weniger. Der Zufalls­fund eines Schatz­su­chers löste im Jahr 2008 die archäo­lo­gi­schen Grabungen aus, deren Ergeb­nisse jetzt im Landes­mu­seum präsen­tiert werden.

350 Objekte direkt vom Schlacht­feld und weitere 410 Leihgaben aus zehn europäi­schen Ländern lohnen die Zeitreise 1800 Jahre zurück. Die erstklas­sige Ausstel­lung profi­tiert dabei von ihrer Gliede­rung, ausgehend von der Entde­ckung des Schlacht­felds, in sieben Kapitel. Das macht es den Besuchern leicht, sich auf die spannend gestal­teten 1000 Quadrat­me­tern Ausstel­lungs­fläche einzu­lassen.

„Dank des hervor­ra­genden Konzeptes und der spannenden Drama­turgie können die Besucher einen Ausschnitt der bezie­hungs­rei­chen Geschichte zwischen Römern und Germanen auf nieder­säch­si­schem Boden hautnah miter­leben. Die Menschen erhalten darüber hinaus einen Einblick in die Arbeit der Archäo­logen und ihrer wertvollen Funde“, lobte Nieder­sach­sens Kultur­mi­nis­terin Gabriele Heinen-Kljajić während ihres Rundgangs.

Zu sehen sind neben den archäo­lo­gi­schen Exponaten auch lebens­große Darstel­lungen von Kriegern beider Armeen und als beson­derer Höhepunkt ein vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt konzi­piertes 3D-Gelän­de­mo­dell des Schlacht­felds, in das sich eine Rekon­struk­tion des Schlacht­ge­sche­hens proji­zieren lässt. Das alles ist für Jung und Alt spannend wie ein Krimi.
„Dass wir dieses Projekt in weniger als drei Jahren reali­sieren konnten, ist fachlich der inten­siven, frucht­baren Zusam­men­ar­beit mit der Arbeits­gruppe Harzhorn und dem wissen­schaft­li­chen Beirat zu verdanken“, sagt Dr. Heike Pöppel­mann, Direk­torin des Landes­mu­seums. Finan­ziell möglich wurde die Ausstel­lung auch durch die Unter­stüt­zung der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz und der STIFTUNG NORD/LB • ÖFFENTLICHE.

Der überra­schende Fund des Schlacht­feldes in der Nähe der Autobahn7 am Harzrand sorgte vor fünf Jahren für weltweites Aufsehen, nicht wenige Experten sprechen sogar von einer wissen­schaft­li­chen Sensation. Denn die Geschichte des antiken Roms musste danach ein Stück weit neu geschrieben werden. Bis dahin waren Histo­riker schließ­lich davon ausge­gangen, dass die Römer nach der vernich­tenden Nieder­lage in der Varus­schlacht im Jahre 9 n. Chr. keine militä­ri­schen Großak­tionen in germa­ni­sches Feindes­land mehr unter­nahmen, abgesehen von kleineren Straf­ex­pe­di­tionen im Vorfeld des Limes. Die Fundsi­tua­tion bei Northeim bewies das Gegenteil und brachte „Roms verges­senen Feldzug“ ans Tages­licht.

Fakten

Ort: Braun­schwei­gi­sches Landes­mu­seum, Burgplatz 1, 38100 Braun­schweig
Kontakt: Tel.: 0531–12150; E‑Mail: info@landesmuseum-braunschweig.de
Laufzeit: 1. September 2013 – 19. Januar 2014
Eintritts­preise: Erwach­sene 10 Euro, ermäßigt 8 Euro, Kinder bis 16 Jahre 3 Euro, Kinder bis 5 Jahre kostenlos. Es werden Famili­en­karten angeboten.
Führungen: Sa., So. und Feiertage 11 und 14 Uhr, Di. – Fr. 11 und 15.30 Uhr (4 Euro zzgl. Eintritt). Es werden Gruppen- und Schüler­füh­rungen angeboten (Tel.: 0531–12151515, E‑Mail buchung@landesmuseum-braunschweig.de)

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