Das neueste Stück

Die Fallerslebertorbrücke, Nordansicht. Foto: Löwe

Braun­schweigs Brücken, Folge 6: Die nach Plänen von Meinhard von Gerkhan gebaute Fallers­le­ber­tor­brücke wurde 2011 einge­weiht.

 

Meinhard von Gerkhan zählt zu den bedeu­tendsten deutschen Archi­tekten. Unter anderem entwarf er das Chine­si­sche Natio­nal­mu­seum in Peking und den Flughafen Berlin Branden­burg Willy Brandt. Dass sein Büro, das weltweit große Projekte plant, sich am Gestal­tungs­wett­be­werb für die neue Fallers­le­ber­tor­brücke in Braun­schweig betei­ligte, überrascht, kam aber nicht von ungefähr. Denn von Gerkhan hat eine enge Bindung zu Braun­schweig. Erst studierte er hier Archi­tektur, später war er Professor an der TU Braun­schweig (1974 – 2002). Sein seit 1965 existie­rendes und in Hamburg ansäs­siges Büro „von Gerkhan, Marg und Partner“ (gmp) gewann schließ­lich den Wettbe­werb. Nach seinen Plänen wurde Braun­schweigs neueste Innen­stadt-Brücke 2010/2011 gebaut.

Die neue Brücke ist ein homogenes Beton­bau­werk mit geschwun­genen Wider­la­gern und einer an der Unter­seite bauch­förmig gestal­teten Tragkon­struk­tion. Die Gestal­tung erinnert an die Grundform des Vorgän­ger­baus“, lobt der renom­mierte Bauhis­to­riker Elmar Arnhold, der auch Stadt­teil­hei­mat­pfleger der Innen­stadt ist, den Neubau. In Koope­ra­tion mit ihm stellt der „Der Löwe – das Portal der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen“ alle 22 inner­städ­ti­schen Brücken in monat­li­cher Folge vor.

Die Fallers­le­ber­tor­brücke gehört zu den alten Torbrü­cken, deren Geschichte bis ins Mittel­alter zurück­reicht. Sie verband seit jeher die großen Ausfall­straßen über die Oker hinweg Richtung Altmark und Berlin. Später gewann sie wegen der Anbindung des nach Plänen des Stadt­bau­rats Ludwig Winter entste­henden Östlichen Ringge­bietes inner­städ­tisch an Bedeutung. Sie zählt zu den meist­be­fah­renen Brücken Braun­schweigs.

Der bis 2010 existie­rende Vorgän­gerbau war jedoch in mehrfa­cher Hinsicht bemer­kens­wert. In dem 1904 entstan­denen Neubau wurden einer­seits die beiden Brücken­köpfe der vorhe­rigen klassi­zis­ti­schen Brücke aus großen Natur­stein­qua­dern weiter genutzt. Anderer­seits wurde ein seiner­zeit technisch neuar­tiges Verfahren angewandt. Die nach ihrem Erfinder benannten Möller-Brücken zeich­neten sich durch Träger aus, die nach unten hin ausge­baucht waren“, erläutert Arnhold. Die Träger der Fallers­le­ber­tor­brücke waren auf beiden Seiten mit der Jahres­zahl 1904 verziert.

1906 war die Brücke an den vier Eckpos­ta­menten mit Bronze-Solda­ten­stand­bil­dern der Braun­schwei­gi­schen Militär­ge­schichte geschmückt worden. Sie wurden während des Zweiten Weltkriegs wie viele weitere Denkmale einge­schmolzen. 1956 war die Brücke bereits durch Beton-Auskra­gungen für den zuneh­menden Straßen­ver­kehr verbrei­tert worden, schließ­lich hielt sie der Entwick­lung dennoch nicht mehr stand, so dass ein erneuter Neubau notwendig wurde.

Vor dem Bau der „Möller-Brücke“ war die 1819 von Peter Joseph Krahe geplante Fallers­le­ber­tor­brücke fast ein Jahrhun­dert lang unver­än­dert geblieben. Die Brücke bestand aus einer hölzernen Konstruk­tion, die nach außen verkleidet war und so den Eindruck einer steinernen Bogen­brücke erweckte. Der Bau stand im Zusam­men­hang mit dem Schleifen der Vertei­di­gungs­wälle und der städte­bau­li­chen Entwick­lung hin zu parkähn­li­chen Wallan­lagen.

Fakten:

2. Hälfte 12. Jahrhun­dert: Gründung des Weich­bildes Hagen und Bau einer Stadt­mauer, Errich­tung einer ersten Holzbrücke vor dem Stadt­ein­gang.

14./15. Jahrhun­dert: Anlage eines zweiten, äußeren Wallgra­bens, Errich­tung einer Holzbrücke

1581–95: Umbau der Toranlage, dabei wohl Neubau der Brücke über den inneren Graben als doppel­bo­giger Massivbau

1673: Brücken­neubau „vor dem Hagen­wisch“.

1819/20: Brücken­neubau im Zuge der Umgestal­tung der Wallan­lagen zum Prome­na­den­ring.

1901-04: Brücken­neubau unter Beibe­hal­tung der massiven Brücken­köpfe des Vorgän­ger­baus.

2010/11: Brücken­neubau, der die Grundform des Vorgän­ger­baus aufnimmt.

Länge: 36,20 m

Breite: 21,00 m

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