Bemer­kens­werte Inter­pre­ta­tion der Undine

Phanta­sie­volle Perfor­mance „Liquid Soul“ überraschte beim Klavier­fes­tival Tasten­taumel.

Das Klavier­fes­tival Tasten­taumel hat sich endgültig durch­ge­setzt und wird auch in zwei Jahren wieder statt­finden. Das kündigten die Veran­stalter an, denn die Zwischen­bi­lanz fällt überaus positiv aus. Die künst­le­ri­sche Qualität überzeugt einmal mehr und der Zuspruch des Publikums ist so groß wie nie zuvor. So reichte im Städti­schen Museum die vorge­se­hene Bestuh­lung für den Andrang zu Liquid Soul, einer phanta­sie­vollen Perfor­mance mit Instal­la­tion und Klavier, bei weitem nicht aus. Eilig wurden Stühle herbei­ge­schafft. Die Auffüh­rung wurde ein bemer­kens­werter Erfolg.

Das Festival hält halt immer wieder Überra­schendes, Unerwar­tetes parat. Liquid Soul bestä­tigte das. Die Perfor­mance überzeugte mit Kreati­vität und Ausdrucks­stärke. „Regisseur Sören Berg und Pianist Juan Peñalver Madrid waren schon vor zwei Jahren mit einer ähnlichen Idee auf uns zugekommen. Aber es war damals spät in der Planung und ihr Konzept war noch nicht ganz so ausge­reift. Wir haben ihnen damals gesagt, überar­beitet das noch einmal und kommt 2014 wieder. Sie sind da. Ich bin restlos begeis­tert“, lobte Tasten­taumel-Teamlei­terin Christine Schultz von der STIFTUNG NORD/LB • ÖFFENTLICHE die Auffüh­rung. Das Publikum applau­dierte enthu­si­as­tisch.

Der Braun­schweiger Künstler und Regisseur Sören Berg, inter­pre­tierte mit Liquid Soul die mystisch-tragische Liebes­ge­schichte der Undine auf außer­ge­wöhn­liche Art. Konzert­pia­nist Juan Peñalver Madrid spielte dabei eine musika­li­sche Collage von Klavier­stü­cken, die die Undine in ihrer Sehnsucht nach einer mensch­li­chen Seele darstellte. Flügel und Pianist waren vom semitrans­pa­renten Beinkleid des Wasser­geistes Kühleborn bedeckt. Schau­spieler Ahmed Moham­me­deen gab den Kühleborn gesten­reich in schwin­delnder Höhe von 7 Metern.

„Es war ein großes Experi­ment für uns alle“, sagt Regisseur Sören Berg. Das Konzept passte zu seinen Projekten der jüngeren Vergan­gen­heit, in denen er sich bereits mit dem Thema „Paral­lel­welten“ ausein­an­der­ge­setzt hatte. Inspi­riert hatte ihn und Pianist Juan Peñalver Madrid eine Boots­fahrt auf der Oker. „Da flog eine Frau nachts, zart bekleidet, bei minus zwei Grad über die Oker. Und da kam die Idee auf, man könnte etwas zur Undine machen. Dann haben wir aber nicht die Undine selbst ins Zentrum gestellt, sondern den Kühleborn“, berich­tete Sören Berg über die Entste­hungs­ge­schichte seiner Perfor­mance.

Den ganzen Aufwand haben die drei Künstler übrigens nur für diese eine Auffüh­rung beim Tasten­taumel betrieben. „Es wird jetzt wieder abgebaut und zum Teil einfach in den Müll geschmissen. So ist das“, erklärte Sören Berg. Er kündigte freilich an, ein Folge­pro­jekt dieser Art reali­sieren zu wollen – vielleicht zum nächsten Tasten­taumel 2016.

Das Festival hat sich zu Recht einen hohen Stellen­wert im Braun­schweiger Land erarbeitet – bei Künstlern und Publikum gleicher­maßen. Tasten­taumel-Teamlei­terin Christine Schultz von der STIFTUNG NORD/LB • ÖFFENTLICHE ist dank solcher Auffüh­rungen wie Liquid Soul mit der Entwick­lung des Festivals in der sechsten Auflage mehr als zufrieden.

„Die Hälfte ist schon vorbei. Wir Veran­stalter sind glücklich, dass unser Konzept aufgeht. Wir spüren, dass die Lust am Festival ungemein groß ist. Das Festival ist in der Region angekommen. Das war in den ersten Durch­gängen durchaus noch nicht immer so. Das bestärkt uns in dem, was wir tun. Tasten­taumel wird in zwei Jahren wieder an den Start gehen“, versi­cherte sie.

Info: Das Festival dauert noch bis zum 29. März. Das Programm ist unter www.tastentaumel.de zu finden.

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