Da musste der Flachs blühen

Blühender Flachs.
Blühender Flachs. Foto: Shutterstock.

Arbeits­gruppe Heimat­pfleger der Braun­schwei­gi­schen Landschaft enthüllt Infor­ma­ti­ons­tafel zu Flachs­rotten in Lobmacht­ersen.

Am nordöst­li­chen Rand von Salzgit­ters Stadtteil Lobmacht­ersen sind Reste einer ehema­ligen Flachs­rotte zu entdecken. Aus Flachs wurden im 18. und 19. Jahrhun­dert Garn und Leinen herge­stellt. Die einst perlschnur­artig anein­ander gereihten Rotte­wasser-Parzellen in Lobmacht­ersen sind heute aller­dings nicht mehr auf den ersten Blick zu erkennen. Längst ist der Graben größten­teils von Weiden­ge­büsch überwu­chert. Um dennoch darauf aufmerksam zu machen, stellt die Arbeits­gruppe Heimat­pfleger der Braun­schwei­gi­schen Landschaft dort eine weitere ihrer archäo­lo­gi­schen Hinweis­ta­feln auf. Jörg Karlauf, Ortshei­mat­pfleger von Salzgitter-Lobmacht­ersen hat die Infor­ma­tionen zusam­men­ge­tragen.

Die seit 1995 aufge­stellten Schilder laden zu spannenden Entde­ckungs­reisen an weniger bekannte, regio­nal­ge­schicht­liche Orte im Braun­schwei­gi­schen ein. Auf den mittler­weile mehr als 30 gestal­teten Tafeln wird an den betref­fenden Orten mit Texten, Fotos und Grafiken über die jewei­ligen Hinter­gründe infor­miert. Die meisten Tafeln stehen an Rad- oder Wander­wegen und sind gut sichtbar angebracht.

Herstellung von Flachsfasern.
Die Herstel­lung von Flachs­fa­sern. Foto: Shutter­stock

Aufwän­dige Weiter­ver­ar­bei­tung

Anbau und Weiter­ver­ar­bei­tung von Flachs waren sehr aufwändig. Weil jedoch insbe­son­dere ärmere Bevöl­ke­rungs­schichten auf diese Herstel­lung von Stoff für Tücher und Kleidung angewiesen waren, waren in vielen Dörfern der Region Flachs­rotten angelegt worden. Im 19. Jahrhun­dert erlebte die Flachs­ver­ar­bei­tung im Herzogtum Braun­schweig durch die einset­zende Indus­tria­li­sie­rung einen Höhepunkt. Heutzu­tage spielt der Flachs­anbau keine wirtschaft­liche Rolle mehr. Die Herstel­lung von Flachs­fa­sern hat lediglich noch museale Bedeutung. Der letzte Leinweber in Lobmacht­ersen war vor 1900 aktiv. Er hieß Heinrich Wilhelm Behme.

Übler Gestank

Bis aus Flachs Leinen wurde, bedurfte es mehrerer Arbeits­schritte. Nach der Ernte der bis zu 70 Zenti­meter langen Fasern der Stängel folgte das sogenannte Flachs­rotten. Dabei wurde der Flachs sieben bis zehn Tage bündel­weise in das Wasser der Flachs­rotte gelegt. Zum Beschweren dienten Bretter, Reisig und Steine. Der erfor­der­liche Fäulnis­pro­zess unter Wasser bereitete das Ablösen der Flachs­fa­sern von den hölzernen Stängeln vor.

Stadtplan von obmachtersen, darin eingezeichnet die Lage der alten Flachsrotten.
Die Lage der Flachs­rotten bei Lobmacht­ersen. Foto: Braun­schwei­gi­sche Landschaft.

Wie in Lobmacht­ersen (siehe rote Linie auf der Karte) lagen die Flachs­rotten außerhalb der Orte, weil bei dem Prozess des Verrot­tens unange­nehmer Gestank entstand. Die Bündel mussten danach mehrere Wochen getrocknet werden, bevor sie von Leinwe­bern zu Bastfa­sern verar­beitet werden konnten.

Das könnte Sie auch interessieren