Dem histo­ri­schen Vorbild ganz nah

Das neue Rondell am Portikus.. Foto: Meike Buck
Das neue Rondell am Portikus.. Foto: Meike Buck

Mit der Restau­rie­rung der Rondelle an der Badetwete und am Portikus im Bürger­park ist ein weiterer Abschnitt der Umgestal­tung in Braun­schweiger Parks abgeschlossen. Im Vorder­grund steht dabei, Raumstruk­turen, Sicht­be­zie­hungen und Aspekte des ursprüng­li­chen Parkbildes wieder erlebbar zu machen.

„Gärten sind die Plätze, auf welchen der Mensch alle Vortheile des Landle­bens, alle Annehm­lich­keiten der Jahres­zeiten mit Bequem­lich­keit, mit Ruhe genießen kann. […] Ja, diese Vortheile und Ergöt­zungen [der Natur] erhöhen und verviel­fäl­tigen sich hier in eben dem Grade, in welchem Vernunft und Geschmack bemühet sind, einen Garten durch die Reize der Cultur über eine sich selbst überlas­sene Gegend zu erheben.“ So schreibt der Garten­theo­re­tiker Christian Cay Lorenz Hirsch­feld 1779 in seiner „Theorie der Garten­kunst“.

Ergöt­zungen der Natur mit den Reizen der Kultur zu kombi­nieren, das war wohl auch der Gedanke, der den Prome­na­den­in­spektor Friedrich Kreiß bei der Gestal­tung des Bürger­parks antrieb. „Der Bürger­park ist eine Mischung aus engli­schem Landschafts­park und bürger­li­chem Volkspark“, erzählt Michael Loose, Leiter des städti­schen Fachbe­reichs Stadtgrün und Sport. Der Park entstand ab 1886 in mehreren Bauab­schnitten. Er schloss sich an den damaligen Bahnhofs­parks im südlichen Anschluss an das Wasser­werk an. Die Bauar­beiten dauerten bis etwa 1925 und umfassten den Bereich zwischen Wasser­werk und Eisen­büt­teler Straße.

Seit 1993 arbeiten die Stadt Braun­schweig und die Richard Borek Stiftung nun gemeinsam an der Sanierung der histo­ri­schen Grünan­lagen und Friedhöfe – mittler­weile in der „Vierten Verein­ba­rung über die finan­zi­elle Förderung von natur- und grünflä­chen­be­zo­genen Projekten“, bei der der Bürger­park im Mittel­punkt steht. Nach der Sanierung des Kreiß-Berges wurden nun zwei neue Rondelle an der Badetwete und am Portikus einge­weiht.

„Am Anfang steht die Recherche nach alten Plänen und Zeich­nungen und histo­ri­schen Fotos, aus denen wir dann Vorschläge für Maßnahmen entwi­ckeln“, beschreibt Loose das Vorgehen. Leitlinie des Pflege- und Entwick­lungs­kon­zeptes sei es, Raumstruk­turen, Sicht­be­zie­hungen und Aspekte des ursprüng­li­chen Parkbildes wieder erlebbar zu machen und die Infra­struktur zu verbes­sern. Nach der Abstim­mung mit der Richard Borek Stiftung über die Umsetzung der Projekte erfolge die Detail­pla­nung. „Wir entwi­ckeln ein Konzept, welche Materia­lien wir einsetzen, welche Bäume gepflanzt, welche eventuell zurück­ge­schnitten werden“, ergänzt Dirk Stroth­tei­cher, als Stellen­leiter im Fachbe­reich für die Sanie­rungs­ar­beiten zuständig.

Schöpfer des Parks war der damalige Herzog­liche Prome­na­den­in­spektor Kreiß, der auch für den Prinz-Albrecht-Park baulich verant­wort­lich war. Vor dem Hinter­grund seines beruf­li­chen Werde­ganges in England entwi­ckelte er die Idee, der Bevöl­ke­rung des gehobenen Bürger­tums eine angemes­sene Grünan­lage zur Verfügung zu stellen – im Gegensatz zum Museums- und Theater­park oder dem Richmond-Park, die ganz herzog­liche Landschafts­gärten waren. Mit den Badean­stalten und Spiel­an­lagen konnten hier auch die städti­schen Bürger Entspan­nung und Erholung finden. Oder wie Hirsch­feld es formu­lierte, die Vorteile des Landle­bens in Ruhe genießen. „Kein Weg war nutzlos, keine Sicht­achse zufällig“, fasst Loose die Arbeit von Kreiß zusammen. Das Sanie­rungs­kon­zept nimmt nun den Zustand von 1930 als Vorbild und rekon­stru­iert histo­ri­sche Elemente aus der Zeit.

Mit der Wieder­her­stel­lung des Rondells an der Badetwete wird der histo­ri­sche Wegever­lauf rekon­stru­iert. „Es war früher ein zentraler Zugang zum Park, der nun deutlich aufge­wertet wird“, freut sich Stroth­tei­cher über das neue gestal­te­ri­sche Element. Tradi­tio­nell bildet das Rondell am Portikus einen beson­deren Ort im Bürger­park. 1896 wurde auf einer Erhebung der von Peter Joseph Krahe ursprüng­lich für die Haupt­wache am Augusttor entwor­fene Portikus aufge­stellt. An der Gabelung, wo die Oker sich in die beiden die Stadt umflie­ßenden Umflut­gräben teilt, war der bewusst als Ruine gestal­tete Bau ein beliebter und maleri­scher Blick­punkt. Er wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschä­digt, Teile gingen verloren. In der Mitte des neuen Rondells wurden nun einige zerstreute Relikte des Portikus-Baues zusam­men­ge­tragen. Zudem wurde das Baumron­dell ergänzt und die Sicht­be­zie­hung zur Oker wieder­her­ge­stellt.

In diesem bzw. im nächsten Jahr folgen als Bestand­teile der Verein­ba­rung zwischen Stadt und Stiftung noch der Bau einer Holzplatt­form als gestal­te­ri­sche Anlehnung an die Badetwete an der Oker und die Rekon­struk­tion des Vestibül-Platzes an der Ebert­allee im Prinz-Albrecht-Park. Der barrie­re­freie Umbau der Hohewort­brücke, ursprüng­lich ebenfalls in der Verein­ba­rung vorge­sehen, wurde verschoben, sie wird im nächsten Jahr vom Fachbe­reich Tiefbau und Verkehr komplett saniert.

Doch Sanie­rungs­be­darf ist in den Parks weiterhin vorhanden. „Wir hätten noch viele Ideen für weitere Projekte“, sind sich Loose und Stroth­tei­cher einig.

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