Der Braunschweiger Löwe taucht wieder aus der Versenkung auf
Die Mittelaltersammlung wird vorübergehend aus der maroden Burg ins Herzog Anton Ulrich-Museum verlegt.
Zwei lange Jahre hat es gedauert, bis jetzt endlich eine Zwischenlösung für die Präsentation der Mittelaltersammlung aus der gesperrten Burg Dankwarderode gefunden wurde. Vom 5. März nächsten Jahres an werden im Herzog Anton Ulrich-Museum (HAUM) rund 80 Prozent der kostbaren Kunstwerke in eigens dafür hergerichteten Ausstellungsräumen wieder für Besucher zugänglich sein. Auch der originale Burglöwe wird dann im wahrsten Sinne des Wortes wieder aus der Versenkung auftauchen. Diesen Beschluss trafen das Land Niedersachsen und die Stadt Braunschweig, teilt das Herzog Anton Ulrich-Museum mit.
Gegenwärtig liefen dafür bereits die Vorbereitungen der Ausstellungsräume an der Museumsstraße sowie die finalen Planungen für den Transport der wertvollen Objekte. Der Knappensaal der Burg war seit 1963 Ausstellungsraum der Sammlung mittelalterlicher Kunst. Seit 1989 wurde er auch die Bleibe für den von Heinrich dem Löwen um 1166 als Gerichts- und Herrschaftsmal auf dem Burgplatz errichteten bronzenen Burglöwen. Der Bronzeguss war ehemals vergoldet und gilt als ein Hauptwerk der romanischen Plastik. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist der Löwe in Braunschweig gegossen worden und die erste monumentale Freifigur nördlich der Alpen. Er ist der Kern der Braunschweigischen Identität. Auf dem Burgplatz befindet sich eine Kopie des Originals.
Vor der Zerstörung gerettet
Die Existenz des originalen Burglöwen verdankt die Stadt dem einstigen Landeskonservator Kurt Seeleke (1912 – 2000). Neben anderen wertvollen Kunstschätzen rettete er den Löwen während des Zweiten Weltkriegs, indem er ihn 1943 unabgestimmt in einem Bergwerksstollen im nahegelegenen Rammelsberg bei Goslar unterstellte und nicht wie es die NSDAP-Führung wollte nach Schlesien überführte. Das Wahrzeichen Braunschweigs kehrte im Oktober 1945 Löwe wohlbehalten zurück.
Schutz bedeutender Kulturgüter im HAUM
Die Mittelaltersammlung soll perspektivisch in die Burg Dankwarderode zurückkehren. Nähere Angaben machte das HAUM in seiner Pressemitteilung nicht. Unverändert bleibt die Außenstelle des Herzog Anton Ulrich-Museums, wie es heißt, „auf unbestimmte Zeit“ geschlossen. Grund dafür ist der bauliche Zustand der Burg. Aufgrund erheblicher Mängel musste das historische Gebäude im Sommer 2023 geschlossen werden.
Zum Schutz des Kulturguts ist der Transfer der gesamten Kunstsammlung unumgänglich. Neben dem Burglöwen, einer Bronzeplastik von europäischem Rang und Wahrzeichen der Stadt Braunschweig, zählen bedeutende Objekte wie das Blasius-Armreliquiar aus dem 11. Jahrhundert, der „Kaisermantel Ottos IV.“ (um 1200) oder der „Domaltar“ (1506), zu den bedeutendsten Werken.
Die Kosten für den Umzug trägt das Land. Veranschlagt sind 190.000 Euro. Die Gestaltung der Interimsausstellung wird zudem rund 200.000 Euro benötigen. Diese Summe wird von Förderern aufgebracht. Dazu zählen die Braunschweigische Landessparkasse, der Niedersächsische Sparkassenstiftung, der Braunschweigische Stiftung und die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz sowie die Öffentliche Versicherung Braunschweig.
Video: Die Burg Dankwarderode