Die Helden des Ehrenamts im Braun­schweiger Altstadt­rat­haus

Von links: Heike Zander, Kulturdezernentin Anja Hesse, Horst Eckert und Museumsdirektor Peter Joch. Foto: Darius Simka/Regios24

Seit zwei Jahrzehnten greifen Ehren­amt­liche der Stadt unter die Arme. Die Ausstel­lung zur Stadt­ge­schichte wäre ohne sie nicht geöffnet.

Was soll man eigent­lich mehr bestaunen: die 1000-jährige Stadt­ge­schichte oder das Engage­ment jener, die so viel über sie erzählen können? Das ist an diesem Tag ganz schwer zu sagen, als jetzt im Altstadt­rat­haus die Ehren­amt­li­chen des Städti­schen Museums im Blick­punkt stehen. Jetzt schon seit zwei Jahrzehnten sorgen sie dafür, dass die grandiose Ausstel­lung zur Stadt­ge­schichte geöffnet und besucht werden kann.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Bezahl­ar­tikel ist zuerst erschienen am 11.7.2023

Und das wird sie, jährlich von Tausenden aus nah und fern. „Wir erleben das so oft: Viele, die Braun­schweig besuchen, sind überrascht, was sie hier sehen und erfahren. Das hat man Braun­schweig gar nicht zugetraut …“, sagt mit Horst Eckert ein Ehren­amt­li­cher der ersten Stunde an diesem Platz. Und Mitstrei­terin Heike Zander erzählt: „Gerade diese Rückmel­dung, die wir immer wieder bekommen, ist auch für uns eine ganz große Motiva­tion.“

Stadt wollte die Ausstel­lung aus Kosten­gründen schließen

Rund 90 Ehren­amt­liche sind es, die verläss­lich dafür sorgen, dass die Dauer­aus­stel­lung zur Stadt­ge­schichte im Altstadt­rat­haus dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet ist und kostenlos besucht werden kann.

Rund um das einzig­ar­tige Modell, das die Fachwerk­stadt um 1671 zeigt, sind die Zeugnisse einer Hanse- und Residenz­stadt zu besich­tigen, die oft unter­schätzt wird. Dabei ist es auch der Ort selbst, der die Besucher in seinen Bann zieht: Das Altstadt­rat­haus am Altstadt­markt, vom 13. Jahrhun­dert an errichtet, ist eines der wichtigsten und schönsten mittel­al­ter­li­chen Rathäuser Deutsch­lands.

Indes musste die Ausstel­lung, die all das zeigt, vor zwei Jahrzehnten unter fast schon drama­tisch zu nennenden Umständen wieder­erweckt werden. Im Zuge von Einspar­maß­nahmen im städti­schen Haushalt sollten die Mittel für die Ausstel­lung zur Stadt­ge­schichte gestri­chen werden. Eigent­lich unfassbar. Das fand auch ein Kreis von Streitern um den pensio­nierten Geschichts­lehrer Ernst Zöpfgen (2008 verstorben). Sie krempelten die Ärmel auf.

Bis heute. Es ist über die Grenzen Braun­schweigs hinaus mittler­weile auch preis­ge­krönt ein Beispiel für Bürger­en­ga­ge­ment, das die Initia­tive ergreift. Im Grunde genommen kein Ruhmes­blatt für eine Stadt, die meint, sich das nicht mehr leisten zu müssen, aber letztlich doch auch der Beweis, dass Bürger verläss­lich einspringen und helfen können, darin wiederum assis­tiert von der Stadt. „Dafür können wir ihnen nur dankbar sein. Bis heute eine Erfolgs­ge­schichte“, sagt Kultur­de­zer­nentin Anja Hesse an diesem Tag.

Ein spannender Ort der Geschichts­ver­mitt­lung

Entstanden ist nicht nur ein System verläss­li­cher Öffnungs­zeiten, das ehemalige Lehre­rinnen und Lehrer sowie Angehö­rige ganz vieler Berufe organi­siert haben. Initi­al­zün­dung auch für den Verein der Freunde des Städti­schen Museums, der maßgeb­lich ideell, materiell und finan­ziell fördert. Sie alle eint die Faszi­na­tion an der Geschichte, jener Disziplin, die spannende Geschichten und Bilder an packenden Schau­plätzen liefert – und manche Dupli­zität der Ereig­nisse von mitunter beklem­mender Aktua­lität.

Infor­ma­tionen über die Arbeit der Ehren­amt­li­chen und Kontakt unter der Telefon­nummer (0531) 4704551.

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