Die Wurzeln der TU Braun­schweig: Das Collegium Carolinum

Vorderfront des Gebäudes des Collegium Carolinums am Bohlweg in Braunschweig, um 1750. Foto: Stadtarchiv Braunschweig
Vorderfront des Gebäudes des Collegium Carolinums am Bohlweg in Braunschweig, um 1750. Foto: Stadtarchiv Braunschweig

Herzog­li­ches Kalen­der­blatt, Folge 10: Die Gründung des Collegium Carolinum. 

Im „Juli-Kalen­der­blatt“ geht es um ein 280. Jubiläum. Wir freuen uns mit der TU Braun­schweig: Ihre Gründung am 3. Juli 1745 ist Herzog Carl I. zu verdanken, einem der fortschritt­lichsten und zukunfts­ori­en­tier­testen braun­schwei­gi­schen Herzöge. Ursprüng­lich hieß sie jedoch ganz anders.

Wissen­schaft im Zentrum der Macht

Direkt in der Mitte der neuen Braun­schweiger Residenz gelegen, die der herzog­liche Hof seit 1755 bezog, war das neue „Collegium Carolinum“ als Ausbil­dungs­stätte für sein modernes Land gedacht. Es ging um die Heran­bil­dung von Fachkräften in der Verwal­tung, in militä­ri­schen und zivilen Ingenieurs­be­rufen und in der merkan­tilen Wirtschaft des 18. Jhs. (d. h.: Güter­her­stel­lung im Land und geringe Einfuhren).

Am 5. Juli 1745 begannen die Vorle­sungen im ehema­ligen Stadt­kom­man­dan­ten­haus am Bohlweg. Es war ein spätgo­ti­sches Fachwerk­haus, das der herzog­liche Baumeister Martin Peltier de Belford im Inneren durch geschwun­gene Rokoko­formen berei­cherte; das Treppen­haus blieb immerhin bis um 1885 erhalten.

Das Anwesen gehörte zu der Residenz­meile in Braun­schweig, die seit den 1720er Jahren, seit dem Neubau des Grauen Hofschlosses, sich bis zum öffent­li­chen herzog­li­chen Opernhaus (von 1690) am Hagen­markt erstreckte. Das Zeughaus von 1712/35, das neue Kavaliers- und Reithaus von 1748 mit ihren teils präch­tigen Barock­fronten zum Bohlweg, gehörten ebenfalls dazu. Damit hinter­ließ der braun­schwei­gi­sche Hof einen präch­ti­geren Eindruck als der preußi­sche.

Aufklä­rung als Motor von berufs­be­zo­gener Wissen­schaft und Fortschritt

Abt Johann Friedrich Jerusalem hatte die Aufsicht über die Einrich­tung des Lehrplans mit seinem geistes­wis­sen­schaft­li­chen Schwer­punkt zur „Geschmacks- und Verstan­des­bil­dung“, Es lehrten hierzu die Bremer Profes­soren J. F. Zachariä, J. Ebert, K. Ch. Gärtner und K.A. Schmidt.

Grundlage von Allem war freilich die „Aufklä­rung“, die ein selbst­ver­ant­wort­li­ches Handeln auf Grundlage der Vernunft voraus­setzte. Um 1755 ergänzte Hofrat Heinrich Bernhard von Schlies­tedt den Fächer­kanon um die mathe­ma­tisch-techni­schen Diszi­plinen.

Von Anbeginn wurden die Veran­stal­tungen berufs­be­zogen ausge­richtet, in dem auch Objekte der Natura­li­en­samm­lungen der Herzöge zur Anschauung kamen. Diese Lehrme­thode wurde sogar von den entfernten „Hambur­gi­schen Berichten der neusten Gelehrten Sachen“ am 22. Januar 1754 gerühmt: „Man sieht […], dass [der] Durchl. Herzog [Carl] seiner rühmli­chen Gewohn­heit nach, alle Arten der nützli­chen Wissen­schaften in seinen Landen […] empor zu heben suche“.

Aus dem ersten Matrikelbuch des Collegiums Carolinums, um 1745. Foto: TU Braunschweig
Aus dem ersten Matri­kel­buch des Colle­giums Caroli­nums, um 1745. Foto: TU Braun­schweig

Erfolg als Grundlage der Techni­schen Univer­sität

Diese Zweiglei­sig­keit glückte, im Gegensatz zur Bildungs­ein­rich­tung von Carls Großonkel Anton Ulrich, dessen Ritter­aka­demie im Kleinen Schloss in Wolfen­büttel 1712 nach nur 25 Jahren schon wieder schließen musste.

Das aufge­klärte, geistes- und natur­wis­sen­schaft­lich angelegte Veran­stal­tungs­kon­zept (einschließ­lich der neuen attrak­tiven Reithalle am Bohlweg für junge, hinzu­ge­won­nene Adelige) führten zum Erfolg des Collegium Caroli­nums. 1877 konnte es die noch heute genutzten Gebäude an der Pockels­straße beziehen, nannte sich nun (bis heute) Carolo-Wilhel­mina, womit an den anderen großen Förderer der Einrich­tung Herzog Wilhelm gedacht wird. 1968 avancierte die Techni­sche Hochschule (seit 1878) schließ­lich zur TU: alles in allem eine 280jährige Erfolgs­ge­schichte.

In der derzei­tigen Ausstel­lung „Residenz­wechsel“ im Schloß­mu­seum (bis Ende Oktober) ist die Anfangs­ge­schichte der TU vertieft darge­stellt.

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