Kleines Gemälde als großes Hauptwerk

Brockenpanorama vom Kleinen Fallstein aus gesehen, Ölgemälde Pascha Johann Friedrich Weitsch. Foto: Richard Borek Stiftung

Objekt des Monats aus der Sammlung der Richard Borek Stiftung, Folge 2: Das Brocken­pan­orama von Pascha Johann Friedrich Weitsch.

Das stimmungs­volle Ölgemälde Brocken­pan­orama vom Kleinen Fallstein aus gesehen wurde um 1775 von dem bedeu­tenden Braun­schweiger Landschafts­maler und Zeichner Pascha Johann Friedrich Weitsch (1723 – 1803) gemalt. Weitschs Geburtstag jährte sich zum 300. Mal. Zu Ehren dieses Jubiläums und seiner künst­le­ri­schen Tätigkeit soll dieses Werk vorge­stellt werden. Das kleine Gemälde, das lediglich 68 x 95 Zenti­meter misst, wird seit 2002 als Dauer­leih­gabe in der Gemäl­de­ga­lerie des Herzog Anton Ulrich-Museums ausge­stellt. Aktuell ist es Teil der Ausstel­lung Natur­ta­lent – 300 Jahre Pascha Weitsch. Es zeigt einen Blick auf das Brocken­pan­orama in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun­derts. Es spiegelt zugleich den roman­ti­schen Einfluss seiner Zeit.

Pascha Weitsch war insbe­son­dere im Herzogtum Braun­schweig und in der Umgebung rund um den Brocken tätig. Er arbeitete nicht nur als Hofmaler, sondern malte auch für die Porzel­lan­ma­nu­faktur Fürsten­berg sowie für die Lackwa­ren­ma­nu­faktur Stobwasser. Die Ernen­nungen zum Mitglied an der Kunst­aka­demie Düssel­dorf (1784) und zum Ehren­mit­glied der Preußi­schen Akademie der Künste in Berlin (1795) verdeut­li­chen seine Anerken­nung.

Außer­ge­wöhn­lich bei Weitsch ist, dass er keine übliche Ausbil­dung zum Maler erfuhr, sondern als Soldat einge­zogen wurde und sich während seiner Militär­zeit autodi­dak­tisch das Malen und Zeichen beibrachte. Zwar wollte sein Vater aus seinem Sohn einen Gelehrten machen, er nahm ihn jedoch schon nach einem dreiviertel Jahr von der Schule in Osterwiek. Die Unzufrie­den­heit des Vaters resul­tierte aus der für ihn nicht angemes­senen Ausbil­dung des Lehrers, da dieser vorzog mit seinen Schülern in die Natur zu ziehen.

Bezug zum Braun­schwei­gi­schen

Insbe­son­dere die Landschafts­dar­stel­lungen Weitschs, die häufig einen Bezug zum Braun­schwei­gi­schen und zum Harz darstellen, weisen einen hohen Wieder­erken­nungs­wert auf. Seine Werke zeichnen sich durch ihre detail­lierte und realis­ti­sche Darstel­lung sowie eine präzise Technik aus. Aufgrund dessen spricht man auch von der Veduten­ma­lerei, die eine wirklich­keits­ge­treue Veran­schau­li­chung und eine topogra­phi­sche Wieder­gabe des damaligen Ortes zeigt.

Zwar ist das vorlie­gende Gemälde Brocken­pan­orama vom Kleinen Fallstein aus gesehen weder signiert noch datiert, jedoch gibt es dazu eine Vorzeich­nung, die sich im Herzog Anton Ulrich-Museum befindet. Weitsch selbst fügte auf der Rückseite folgende Notiz hinzu: Die Ansicht vom Brocken am Fallstein gezeichnet. Im Gegensatz zur Zeichnung fügte Weitsch auf seinem Gemälde rechts im Vorder­grund eine Jäger­gruppe hinzu, die nicht nur vom Wildreichtum des Harzes zeugt, sondern die persön­liche Leiden­schaft des Malers wider­spie­gelt. Wohin­gegen sein Haupt­au­gen­merk bei der Zeichnung auf der Vegeta­tion, der kleinen Stadt und dem Brocken im Hinter­grund liegt.

Im Fokus des Gemäldes steht der Brocken in der Morgen­däm­me­rung. Dieser ist zwar im Hinter­grund zu sehen, nimmt jedoch zwei Drittel des Werkes ein. Bei genauerer Betrach­tung sind auf den Bergen vor dem Brocken verein­zelt rauchende Feuer­stellen zu erkennen. Es scheint ein heller freund­li­cher Tag zu werden, die Wolken­decke öffnet sich und man kann den blauen Himmel sehen. Außerdem sind Felder und eine kleine Stadt – wahrschein­lich handelt es sich hierbei um das kleine Städtchen Osterwiek mit der Kirche St. Stephani, die anhand der doppelten Türme zu erkennen ist – darge­stellt.

Eiche als wieder­keh­rendes Motiv

Pascha Weitsch muss vermut­lich am Südhang des großen Fallsteins gestanden haben, um diesen Blick malerisch einfangen zu können. Im Vorder­grund rechts ist eine Gruppe von Jägern und deren Hund zu sehen. Vor ihnen liegt ihre Beute, die sie wahrschein­lich im Morgen­grauen erlegt haben. Der tote Hase liegt in der Mitte dreier Jäger, die sich in der Morgen­däm­me­rung zusam­men­ge­setzt haben, um ihre Pfeifen zu stopfen. Ein weiterer Jäger steht mit dem Rücken zum Betrachter im Gespräch mit den anderen vertieft. Ein anderer sitzt mit einem Hund weiter abseits und scheint womöglich einen weiteren Hasen in diesem Moment auszu­nehmen. Direkt hinter der Gruppe steht eine Eiche, deren Krone fehlt. Die Eiche ist ebenfalls ein immer wieder­keh­rendes Motivs Weitschs und durch­zieht sein ganzes Werk.

Das vorlie­gende Gemälde gehört zu den Haupt­werken Pascha Weitschs, da es nicht nur seine Virtuo­sität verdeut­licht, sondern auch die realis­ti­sche Wieder­gabe des gemalten Ortes erzählt. Pascha Johann Friedrich Weitsch verstarb im Jahr 1803 in Salzdahlum. Seine Werke werden bis heute für ihre künst­le­ri­sche Qualität und ihre Beiträge zur deutschen Landschafts­ma­lerei sehr geschätzt.

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