Kurt Hopert führte Eintracht in die Bundes­liga

Eintracht-Präsident Dr. Kurt Hopert (rechts) mit dem früheren Bundestrainer Sepp Herberger. Foto: aus „Helmuth lass die Löwen raus“
Eintracht-Präsident Dr. Kurt Hopert (rechts) mit dem früheren Bundestrainer Sepp Herberger. Foto: aus „Helmuth lass die Löwen raus“

Große Sport­per­sön­lich­keiten, Folge 10: Dank guter Kontakte zum DFB und weitsich­tiger Planungen zählte Braun­schweig 1963 zu den 16 Gründungs­mit­glie­dern.

Als er 1952 das Präsi­den­tenamt von Eintracht Braun­schweig übernahm, spielte die erste Fußball-Mannschaft nach dem wegen Manipu­la­tions-Vorwürfen vom Deutschen Fußball-Bund verhängten Zwangs­ab­stiegs nur noch in der Amateur­liga Nieder­sachsen. Welche Schmach für den damals schon großen Tradi­ti­ons­verein. Rund ein Jahrzehnt später aber sorgte Dr. Kurt Hopert dafür, dass der Klub zu den 16 Auser­wählten gehörte, die beim Start der Fußball-Bundes­liga 1963 dabei waren. Er war es auch der Meister­trainer Helmuth Johannsen nach Braun­schweig lotste. Hopert blieb bis 1965 Präsident, den Titel­ge­winn feierte er als Eintrachts Ehren­prä­si­dent.

Potenzial der Bundes­liga erkannt

Der Notar und Rechts­an­walt galt als gewiefter Strip­pen­zieher mit besten Kontakten zum DFB. Er warb als einziger Vereins­prä­si­dent im Norden früh und weitsichtig für die Einfüh­rung einer einglei­sigen deutschen Spitzen­liga. In anderen Ländern gab es da bereits längst Profi­ligen, in England schon seit 1888, in Italien und England seit den späten 1920er Jahren. Hopert hatte die Chance erkannt, die sich durch die neue Bundes­liga ergeben würde und unter­stützte die Bestre­bungen des DFB nach Kräften. Das sollte sich auszahlen.

Zunächst brachte es ihm, wie der frühere Sportchef der Braun­schweiger Zeitung, Jochen Döring, in seinem Buch „Helmuth lass‘ die Löwen raus“ schrieb, im eigenen Regio­nal­ver­band vor allem Häme und Kritik ein. „In der Führungs­etage des DFB genoss er indessen Ansehen. Dort waren Persön­lich­keiten gefragt, die nicht mehr in klein­ka­rierten Mustern dachten. Wie intensiv Dr. Hopert die Zukunft auch mit Taten plante, verdeut­lichten seine Bemühungen um eine Flutlicht­an­lage im vereins­ei­genen Stadion. 1957 präsen­tierte sie Eintracht als erster Nordklub, als in Hamburg, Hannover oder Bremen an eine solche Attrak­tion überhaupt noch nicht gedacht wurde“, heißt es in einem Kapitel.

Drei Plätze für den Norden

Dr. Kurt Hopert mit dem Trainer der Saison 19552/53, Edmund Conen. Foto: aus „Die Chronik. Eintracht Braunschweig“
Dr. Kurt Hopert mit dem Trainer der Saison 19552/53, Edmund Conen. Foto: aus „Die Chronik. Eintracht Braun­schweig“

46 Vereine bewarben sich um einen der sechzehn begehrten Plätze. Für den Norden standen drei Plätze zur Verfügung. Entschei­dend war in den einzelnen Regio­nal­ver­bänden jeweils eine Zehn-Jahres-Wertung mit beson­derer Bedeutung der jüngeren Spiel­zeiten. Zur Halbserie der Saison 1962/63 lag Eintracht nur auf Platz sechs, das hätte nie und nimmer für eine Berück­sich­ti­gung für die Bundes­liga gereicht. Vor dem wichtigen Auswärts­spiel am 10. Februar 1963 beim großen Rivalen aus Hannover tauchte aber Hopert überra­schend in der Eintracht-Kabine auf und versprach den Spielern: „Wenn ihr gewinnt, öffne ich euch das Tor zur Bundes­liga. Durch­gehen müsst ihr alleine.“ In der 65. Minute schoss Manfred Wuttich das 1:0 für Eintracht. Es war der Beginn einer fulmi­nanten Aufhol­jagd in der Rückserie.

Am letzten Spieltag stand Eintracht tatsäch­lich auf dem dritten Rang hinter dem Hamburger SV und Werder Bremen. Das war die Basis für den Sprung in Deutsch­lands Fußbal­le­lite. Hannover 96 lag weit abgeschlagen auf dem neunten Rang. In der sport­li­chen Quali­fi­ka­tions-Gesamt­wer­tung lag Eintracht dennoch hinter dem HSV, Werder, Osnabrück und St. Pauli gemeinsam mit Holstein Kiel nur auf Platz fünf, hätte also rein sportlich scheitern müssen. Aber es flossen eben auch Rahmen­be­din­gungen ein in die Bewertung und Entschei­dung des DFB.

Selbst­be­wusste Bewerbung

Da halfen Hoperts blendende Kontakte zum DFB. „Wir haben auf dem Rasen bewiesen, dass wir neben dem HSV und Werder Bremen die stärkste Elf des Nordens stellen. Wir erfüllen alle wirtschaft­li­chen Voraus­set­zungen. Wir besitzen ein Großsta­dion mit ein einer Flutlicht­an­lage. Unser Einzugs­ge­biet reicht vom Harz bis nach Hannover, erfasst die Indus­trie­räume um Wolfsburg und Salzgitter. Wir gehören aber auch aus morali­schen Gründen in die Bundes­liga einge­ordnet, weil wir sie wollten und nicht wie andere bekämpften”, unter­mau­erte Dr. Hopert selbst­be­wusst die Braun­schweiger Ansprüche.

Eintracht setzte sich schließ­lich durch. Am 6. Mai 1963 gab der DFB-Vorstand seine Entschei­dung bekannt. In der Gesamt­wer­tung aller Kriterien lag der HSV (518 Punkte) vor Werder (396) und Eintracht (276). Damit waren die drei Nordplätze vergeben. Hannover hatte 14 Zähler weniger als Eintracht und das Nachsehen.

Protest aus Hannover

Bis auf 96 akzep­tierten alle Konkur­renten die wenig trans­pa­rente Entschei­dung des DFB. Der Rivale aus der Landes­haupt­stadt erhob aber offiziell Protest und schei­terte. Hannover war 1954 Deutscher Meister geworden und hatte sich zwei Jahre später wieder für die Endrunde zur deutschen Meister­schaft quali­fi­ziert. Nach der deutschen Amateur-Meister­schaft 1960 hatte der Verein aber die Mannschaft verjüngt, ohne zu ahnen, dass 1962 die Bundes­liga beschlossen und die Abschluss­ta­belle der Saison eine gewich­tige Rolle spielen würde. Den 96ern fehlte eben ein Funktionär mit Weitblick, wie ihn Eintracht hatte.

Auf Dr. Kurt Hopert lastet aus heutiger Sicht aller­dings ein Makel. Er gilt nach der Aufar­bei­tung der Vereins­ge­schichte in der Zeit von 1933 bis 1945 als Sympa­thi­sant der Natio­nal­so­zia­listen.

Die Eintracht-Mannschaft der Saison 1962/1963:

  • Tor: Hans Jäcker, Horst Wolter
  • Abwehr: Wolfgang Brase, Klaus Meyer, Aykut Ünyazici, Wolfgang Wolfram
  • Mittel­feld: Günter Busse, Joachim Bäse, Walter Schmidt, Joachim Werner
  • Sturm: Klaus Gerwien, Klaus Hinz, Helmut Hosung, Jürgen Moll, Ernst Saalfrank, Gerhard Schrader, Manfred Wuttich
  • Trainer: Hans-Georg Vogel

Die 16 Gründungs­mit­glieder der Fußball-Bundes­liga:

  • Hertha BSC Berlin
  • Eintracht Braun­schweig
  • Werder Bremen
  • Borussia Dortmund
  • Eintracht Frankfurt
  • Hamburger SV
  • 1. FC Kaisers­lau­tern
  • Karls­ruher SC
  • 1. FC Köln
  • Meide­ri­cher SV (heute MSV Duisburg)
  • TSV 1860 München
  • SC Preußen Münster
  • 1. FC Nürnberg
  • 1. FC Saarbrü­cken
  • FC Schalke 04
  • VfB Stuttgart

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