Wieder bestens in Schuss: Bockwind­mühle Riddags­hausen

Die wunderschön restaurierte Bockwindmühle ist ein Juwel. Foto: Der Löwe

Zweite große Sanierung für die „Victoria Luise“ seit ihrem Aufbau 1979 auf der Lünisch­höhe nahe dem Klostergut.

Nach zwei Jahren sind die Restau­rie­rungs­ar­beiten an der Riddags­häuser Bockwind­mühle „Victoria Luise“ abgeschlossen. Im Wesent­li­chen wurde das größten­teils aus Eichen­holz gefer­tigte Gebäude witte­rungs­be­ständig gemacht. Dazu zählten ein neuer Anstrich sowie Repara­turen des aus Holzschin­deln bestehenden Dachs. Darüber hinaus wurden die Flügel neu ausge­richtet und die Mechanik gewartet. Seither läuft sie wieder geräuscharm wie am ersten Tag. Es war die zweite große Sanierung nach 2007. Die Mühle ist als betriebs­fä­hige Museums­mühle zu besich­tigen.

Für einen Hubschrauber zu schwer

Im September 1979 war die Bockwind­mühle von Remlingen nach Braun­schweig auf die Lünisch­höhe, einem Hügel ganz in der Nähe des Kloster­gutes Riddags­hausen, versetzt worden. „Ein erster Plan, sie per Bundes­wehr-Hubschrauber zu trans­por­tieren, schei­terte am doch zu großen Gewicht“, erinnert sich Henning Borek, damals wie heute Vorsit­zender des Förder­ver­eins Riddags­hausen – Natur­schutz und Bürger­schaft.

Der Wellkopf für die Flügel wurde instand­ge­setzt. Foto: Der Löwe

Die Demontage der Mühle in Remlingen begann am 28. März 1979, einge­weiht wurde sie auf ihrem neuen Platz am 1. September 1979. Die Kosten für die Umsetzung wurden überwie­gend durch Spenden, aber auch durch Eigen­mittel der Bürger­schaft gedeckt. Die Initia­tive, eine Windmühle nach Riddags­hausen zu holen, war seiner­zeit vornehm­lich von Richard Borek II. (1911–1993) und eben Henning Borek ausge­gangen.

Noch 90 Prozent sind original

Das Stock­ge­triebe im Inneren der Mühle wird durch einen Elektro­motor angetrieben. Foto: Der Löwe

Hinter­grund war, dass es einst in Riddags­hausen eine Windmühle, aller­dings eine Hollän­der­wind­mühle, gegeben hatte. Sie stand in der Nähe des heutigen Hotel­be­triebs Landhaus Seela am Mittelweg, wurde aber 1921 vom Blitz getroffen und schließ­lich abgerissen. Die Chance, Ersatz zu schaffen, bot sich, als die Stadt plante, Verkehrs­lauf, Ortsge­stal­tung und Natur­schutz­ge­biet Riddags­hausen neu zu ordnen und aufzu­werten. Das gelang, wie wir heute wissen, mit großem Erfolg. Nach der Auflösung der Grabeland-Klein­gärten 1977 wurde das Areal für die Mühle frei, die heute ein heraus­ra­gendes histo­ri­sches Kleinod ist und einen wunder­schönen Ausflug in längst vergan­gene Zeiten ermög­licht. „Noch heute sind rund 90 Prozent der Substanz original und mittler­weile 187 Jahre alt. Die Flügel mussten jedoch neu angefer­tigt werden“, berichtet Henning Borek.

Die Bürger­schaft Riddags­hausen, vor allem Borek und Müller Werner Goldmann, sorgen seither für die Erhaltung der Bockwind­mühle. Eigen­tü­merin ist die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz, die die Baulast 2014 zusammen mit der Kloster­kirche und weiten Teilen des ehema­ligen Kloster­guts, von der Stadt übernommen hat. Werner Goldmann führt inter­es­sierte Besucher­gruppen durch die Mühle, erklärt ihnen, wie sie funktio­niert, und erzählt spannende Geschichten zu den ausge­stellten Exponaten. Darunter befinden sich mehrere Mühlsteine sowie unter­schied­liche Getrei­de­sorten.

1835 in Remlingen gebaut

Wie viele andere Bockwind­mühlen ist also auch die Riddags­häuser eine „Wander­mühle“. Sie wurde in ihrer Geschichte nicht nur einmal versetzt. Denn an  ihrem ersten Standort blieb sie kaum zwölf Monate stehen. 1835 ließ der Kammer­as­sessor von Veltheim als Verwalter der Gutsherr­schaft Löhneysen anstelle einer bereits 1590 zwischen Remlingen und Wittmar stehenden und seit etlichen Jahrzehnten still­lie­genden Turmwind­mühle die Bockwind­mühle errichten. Ein inzwi­schen erlas­senes Gesetz zur Entfer­nung der Windmühlen von öffent­li­chen Haupt­straßen verlangte aller­dings bald die Verset­zung der Mühle an den südlichen Ortsrand von Remlingen.

Der erste Mühlen­pächter war Hermann Petze. Von 1887 an betrieben drei Genera­tionen der Familie Glocken­töger die mit zwei Malgängen ausge­stat­tete Mühle. Nach einem Flügel­bruch 1944 war die Mühle noch bis 1947 mit nur einem Flügel­paar in Betrieb. 1956 wurde das letzte Flügel­paar entfernt. „Die für den Windbe­trieb notwen­digen Segel und Windbretter existieren noch“, berichtet Henning Borek. Bis 1966 war die Mühle noch elektrisch in Betrieb. Auch heute wird die Mühle zu Demons­tra­ti­ons­zwe­cken per Elektro­motor und über Ketten angetrieben. „Sie ist voll funkti­ons­fähig, mit ihr kann noch immer Korn geschrotet werden“, versi­chert  Henning Borek und führt voller Begeis­te­rung durch das Technik­mu­seum der beson­deren Art.

Zum Technik­mu­seum gehören auch verschie­dene Mühlsteine. Foto: Der Löwe

Adresse:

Bockwind­mühle „Victoria Luise“
Riddags­häuser Weg 3
38104 Braun­schweig

Öffnungs­zeiten:

Es gibt keine regulären Öffnungs­zeiten. Ein Besich­ti­gungs­termin kann mit Werner  Goldmann (0157–7820 9237) verab­redet werden.

 

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