„Wir verstehen uns als Stadt der Vielfalt“

„Wollna mit Freundin“ aus der Foto-Ausstellung „Bleibe“ im September 2016 in der Magnikirche. Foto: Uwe Brodmann
„Wollna mit Freundin“ aus der Foto-Ausstellung „Bleibe“ im September 2016 in der Magnikirche. Foto: Uwe Brodmann

Der 6. Bundes­fach­kon­gress Inter­kultur findet vom 3. bis 5. April an neun Veran­stal­tungs­orten in Braun­schweig statt.

Weltweite Migration und die sich daraus ergebende Flücht­lings­pro­ble­matik sind zu einem der beherr­schenden gesell­schaft­li­chen Themen in Deutsch­land geworden. Als der erste Bundes­fach­kon­gress Inter­kultur 2006 in Stuttgart ausge­richtet wurde, hatte es bei weitem noch nicht die Bedeutung wie in diesen Tagen. Der 6. Bundes­fach­kon­gress Inter­kultur in Braun­schweig vom 3. bis 5. April ist der erste nach dem Jahr 2015, als rund 1,1 Millionen Flücht­linge nach Deutsch­land kamen. Von ihm sollen Impulse für politi­sche Konzepte ausgehen, die die Integra­tion in unsere Gesell­schaft verbes­sern.

Der Bundes­fach­kon­gress wird veran­staltet und organi­siert vom Bundes­weiten Ratschlag Kultu­relle Vielfalt, dem Haus der Kulturen Braun­schweig, dem Forum der Kulturen Stuttgart e. V. sowie zahlrei­chen weiteren Koope­ra­ti­ons­part­nern. Zu den Förderern zählt die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz.

„Das Haus der Kulturen bündelt zur Zeit etwa 44 Gruppen mit unter­schied­li­chen kultu­rellen Hinter­gründen unter seinem Dach und schafft Raum für Begegnung und Austausch. Wir sind aber auch Ansprech­partner für die Stadt­ver­wal­tung, für Netzwerke und vieler anderer Organi­sa­tionen auf Landes- und Bundes­ebene. Als Impuls­geber für eine inter­kul­tu­relle Gesell­schaft unter­streicht der Bundes­fach­kon­gress die Ziele unserer Arbeit“, sagt Cristina Antonelli-Ngameni vom Haus der Kulturen.

„Engage­ment für gelin­gende Integra­tion und kultu­relle Teilhabe sind wichtiger als je zuvor. Migration als Folge der Globa­li­sie­rung und die Aufnahme von Flücht­lingen aus Kriegs- und Krisen­re­gionen stellen uns dabei vor neue Heraus­for­de­rungen. Die Stadt Braun­schweig setzt sich auf unter­schied­li­chen Ebenen für Struk­turen ein, die es ermög­li­chen, dass sich Menschen unter­schied­li­cher Herkunft zugehörig fühlen. Wir verstehen uns als Stadt der Vielfalt, die durch die Kompe­tenzen, Kulturen und Religionen der Zuwan­derer berei­chert wird. Das geschieht aller­dings nicht von allein. Voraus­set­zung für eine gelin­gende Integra­tion sind Konzepte und erheb­liche Anstren­gungen“, meint Braun­schweigs Oberbür­ger­meister Ulrich Markurth in seinem Grußwort zur parallel im Staats­theater statt­fin­denden Themen­woche Inter­kultur #6 „Festival für Vielfalt & kultu­relle Teilhabe“.

Die Organi­sa­toren des 6. Bundes­fach­kon­gresses Inter­kultur haben als Motto „Land in Sicht – inter­kul­tu­relle Visionen für heute und morgen“ gewählt. Seit dem letzten Kongress vor drei Jahren ist Zuwan­de­rung mit unschönen Begleit­erschei­nungen immer stärker in den Fokus der Öffent­lich­keit gerückt. Dem soll Rechnung getragen werden. „Bestands­auf­nahme, Wissen und Handlungs­kon­zepte werden unser Agieren in der Einwan­de­rungs­ge­sell­schaft in Deutsch­land neu funda­men­tieren“, heißt es seitens der Organi­sa­toren. Erwartet werden mehrere hundert Teilnehmer aus dem gesamten Bundes­ge­biet.

„Auf dem Bundes­fach­kon­gress sollen Visionen entwi­ckelt werden, die realis­ti­sche Perspek­tiven und Ideen für das gemein­same Leben in mobili­täts­ge­prägten Gesell­schaften aufzeigen, aber auch konkreten Utopien Raum lassen und dafür politi­sche Konzepte entwi­ckeln – diver­si­täts­ori­en­tiert und antiras­sis­tisch“, wird das Ziel beschrieben. Der Kongress soll Impulse für die inter­kul­tu­relle Arbeit vor Ort setzen, eine Plattform für Begegnung, Austausch und Vernet­zung sein, Akteure fachlich weiter­bilden und die inter­kul­tu­relle Öffnung von Organi­sa­tionen und Insti­tu­tionen voran­bringen.

„Ich begrüße es sehr, dass der Bundes­fach­kon­gress Inter­kultur erstmalig in Nieder­sachsen statt­findet. Es ist wichtiger denn je, über Teilhabe und die Öffnung von Kultur im Gespräch zu sein. Der Bundes­fach­kon­gress Inter­kultur trägt mit seinem facet­ten­rei­chen Programm dazu bei”, sagt die Nieder­säch­si­sche Kultur­mi­nis­terin Gabriele Heinen-Kljajić. Diskurse über Parti­zi­pa­tion und Zuwan­de­rung stehen im Mittel­punkt der Veran­stal­tungen, die im Haus der Kulturen, der DRK-Kaufbar, dem Haus der Stiftungen, dem Roten Saal im Schloss, dem Braun­schweiger Landes­mu­seum, dem Städti­schen Museum, der Brunsviga, dem LOT-Theater und dem Staats­theater statt­finden.

Kunst und Kultur trügen dazu bei, dass Menschen mit und ohne Migra­ti­ons­hin­ter­grund Teil unserer Gesell­schaft werden, heißt es in der Presse­mit­tei­lung des Landes Nieder­sachsen. In Redebei­trägen, Fachforen und Diskus­si­ons­runden werde den Fragen nach den Perspek­tiven unserer diversen Gesell­schaft nachge­gangen. Auftritte von Musik- und Theater­gruppen an verschie­denen Spiel­orten ergänzen das Programm.

„Kultu­relle Vielfalt – Diffe­ren­zieren statt Pauscha­li­sieren“ lautete das Motto des ersten Bundes­fach­kon­gresses Inter­kultur, veran­staltet vom Forum der Kulturen Stuttgart 2006. Die etwa 450 Teilneh­menden schufen damals in sieben Fachforen zum inter­kul­tu­rellen und inter­re­li­giösen Dialog die Grundlage für die „Stutt­garter Impulse zur kultu­rellen Vielfalt“. Ausge­ar­beitet und am 30. November 2006 abschlie­ßend verab­schiedet wurde dieses Dokument vom Kongress­beirat, der Initia­tive „Bundes­weiter Ratschlag Kultu­relle Vielfalt – Inter­kultur – Zukunfts­fä­hig­keit der Kommunen“. Seither fanden die Bundes­fach­kon­gresse in Nürnberg (2008), Bochum (2010), Hamburg (2012), und Mannheim (2014) statt.

Mehr zum Bundes­fach­kon­gresses:  http://www.bundesfachkongress-interkultur-2017.de/

Mehr zum Staats­theater-Festivals: http://staatstheater-braunschweig.de/festivals/themenwoche-interkultur/

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