„Die Welfen-Auktion war ein Glücks­fall“

Das Gemälde von Victoria Luise mit Hund ersteigerte die Richard Borek Stiftung während der Welfen-Auktion 2005. Hier als Exponat der Ausstellung „Victoria Luise – ein Leben, zwei Welten“. Foto: Schlossmuseum
Das Gemälde von Victoria Luise mit Hund ersteigerte die Richard Borek Stiftung während der Welfen-Auktion 2005. Hier als Exponat der Ausstellung „Victoria Luise – ein Leben, zwei Welten“. Foto: Schlossmuseum

Richard Borek Stiftung lud zum After-Work-Empfang Vertreter Braun­schwei­gi­scher Stiftungen ein und präsen­tierte erstmals in einem größeren Kreis seine verbor­genen Schätze.

Vor mehr als zehn Jahren begann die Richard Borek Stiftung, erworbene Kunst­ge­gen­stände in eigenen musealen Räumen aufzu­be­wahren. Im Rahmen eines After-Work-Empfangs ermög­lichte sie einem größeren Kreis einen Einblick in die Sammlung. Die Stiftungs­vor­stände Erika und Richard Borek hatten Vertreter Braun­schwei­gi­scher Stiftungen in das kleine Museum einge­laden. Bei den dort ausge­stellten Objekten handelt es sich überwie­gend um Gegen­stände aus der Welfen-Auktion 2005 sowie um die Stobwasser-Sammlung Richter, die die Richard Borek Stiftung bereits 1993 übernommen hatte.

Während ihrer Begrüßung zu dem Netzwerktreffen bezeich­nete Erika Borek die Welfen-Auktion als großes Glück für das seiner­zeit in Planung befind­liche Schloss­mu­seum. „Damals starteten wir hier in diesen Räumen mit den ersten Objekten, die alle gereinigt und zum großen Teil restau­riert werden mussten. Wir suchten Restau­ra­toren in ganz Deutsch­land. Da waren wir mit Dr. Bernd Wedemeyer und Dr. Ulrike Sbresny, der heutigen Leiterin des Schloss­mu­seums, ein gutes Team“, erinnerte Erika Borek an die Anfänge. Die Stücke waren in teils sehr schlechtem Zustand verstei­gert worden und mussten erst aufwändig herge­richtet werden, bevor sie überhaupt in einen ausstel­lungs­wür­digen Zustand waren. Für die Gäste des Empfangs war der Katalog von Sotheby‘s ausgelegt.

Anhand des Katalogs hatte die Richard Borek Stiftung im Vorfeld der Auktion die inter­es­santen Objekte mit Braun­schweig- und vor allem Schloss-Bezug  heraus­ge­sucht. Unter anderem hängt in den Räumen der Richard Borek Stiftung das Gemälde von Sophie Koner aus dem Jahr 1897, das Herzogin Victoria Luise als Kind mit einem Hund zeigt. Es war in der Sonder­aus­stel­lung des Schloss­mu­seums „Victoria Luise – ein Leben, zwei Welten“ ein beim Publikum besonders beliebtes Exponat.

Erika Borek hatte während des Aukti­on­s­ma­ra­thons im Oktober 2005 knapp 1000 Objekte erstei­gert. „Eine Woche tägliche Fahrt zur Marien­burg und den ganzen Tag bieten, war anstren­gend und teuer“, berich­tete sie den Gästen des After Work Empfangs. Insgesamt wurden damals rund 20.000 Kunst­ge­gen­stände der Welfen verkauft. Am Ende wurde ein Gesamt­erlös von 44 Millionen Euro erzielt.

Mit dem Schloss­mu­seum sei die Richard Borek Stiftung sehr eng verbunden, verdeut­lichte Erika Borek. Die Stiftung ist Förderer und dank der Auktion Haupt­leih­geber für die Dauer­aus­stel­lung im Schloss­mu­seum. Die Objekte, die dort nicht präsen­tiert werden können, stehen selbst­ver­ständ­lich der Wissen­schaft zur Verfügung und gehen auch als Leihgaben in andere Museen. „Kürzlich erfolgte eine Ausleihe nach Wien ins Leopold Museum“, berich­tete Erika Borek.

Beein­druckt waren die Gäste von der Dimension der Stobwasser-Sammlung Richter. Diese Lackkunst-Objekte aus Braun­schweig hatten zehn Jahre lang ihre Heimat im Städti­schen Museum gehabt, bis dort eine Änderung der Konzep­tion erfolgte. Die Richard Borek Stiftung sorgte in den eigenen Räumen deswegen für eine attrak­tive und sachge­rechte Unter­brin­gung in Vitrinen. Eine Reihe ausge­wählter Dosen zeigte das Schloss­mu­seum übrigens im Rahmen der Sonder­aus­stel­lung „Marie! Die Frau des Schwarzen Herzogs.“ im Jahr 2016.

In einem Beitrag zum 25jährigen Bestehen der Richard Borek Stiftung hatte Stobwasser-Experte Detlev Richter gehofft, dass sich eines Tages in Braun­schweig, der Heimat­stadt deutscher Lackkunst der Zeit des ausge­henden Rokoko, des Klassi­zismus und Bieder­meier, erneut eine Möglich­keit ergebe, dieser Kunst nach Vorbild der Aktivi­täten der Richard Borek Stiftung, ein ihr entspre­chendes neues Forum zu bieten. „Nur so wäre gewähr­leistet, sie ihrem Rang entspre­chend im Bewusst­sein nachfol­gender Genera­tionen zu halten“, schrieb Richter.

Die Gäste des After-Work-Empfangs für Braun­schwei­gi­sche Stiftungen waren sich jeden­falls einig, dass die in den Räumen der Richard Borek Stiftung gezeigten Kunst­ge­gen­stände ein breites Publikum verdient hätten. Zum Glück bietet das Schloss­mu­seum in seinen Sonder­aus­stel­lungen immer wieder die Gelegen­heit, einem verbor­genen Glanz­stück zu großer Popula­rität zu verhelfen.

 

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