Das Schlimmste blieb der Leonhard­brücke erspart

Die Auskragungen aus Beton haben den Charakter der Leonhardbrücke stark verändert. Foto: meyermedia
Die Auskragungen aus Beton haben den Charakter der Leonhardbrücke stark verändert. Foto: meyermedia

Braun­schweigs Brücken, Folge 14: Der histo­ri­sche Unterbau blieb erhalten und genießt Denkmal­schutz.

Was wäre nur aus der Leonhard­brücke geworden, wenn im Nachkriegs-Braun­schweig tatsäch­lich eine Ost-West-Verbin­dung mitten durch das Magni­viertel im Sinne einer „autoge­rechten Stadt“ reali­siert worden wäre. Die Pläne lagen schon in städti­schen Schub­laden, wie Städte­bauer Walter Ackers in einem Gespräch mit dem Lessing-Preis­träger Dieter Wieland erzählte. Sie sähe wohl aus wie die Ottmer­brücke über die Kurt-Schuma­cher-Straße. Der erste Bauab­schnitt dieser Tangente war mit dem Ausbau des Waisen­hausdamms bereits erledigt.

Zum Glück besannen sich die Stadt­väter eines Besseren, legten mit der Georg-Eckert-Straße einen verkehr­li­chen Bypass und ließen das Magni­viertel zu einer der schönsten Tradi­ti­ons­in­seln der Stadt avancieren. Dort ist zu erahnen, wie Braun­schweig vor der Bomben­nacht vom 14. auf den 15. Oktober 1944 ausge­sehen haben muss. Der verhee­rende Bomben­an­griff zerstörte eine der schönsten mittel­al­ter­li­chen Fachwerk­städte Europas.

In diesem Jahr jährt sich das Ereignis zum 75. Mal. Die Prüsse Stiftung und das Städti­sche Museum erinnern in der Ausstel­lung „15. Oktober – Die Zerstö­rung der Stadt Braun­schweig 1944“ daran und zeigen Gemälde, die Zerstö­rung und Wieder­aufbau künst­le­risch dokumen­tieren. Die Ausstel­lung endet genau am 15. Oktober.

Zurück zur Leonhard­brücke: Unbeschadet hat sie die Entwick­lung des modernen Verkehrs auch so nicht überstanden. „Mit der 1956 erfolgten Verbrei­te­rung durch auskra­gende Gehwege aus Beton ging der ganzheit­liche Charakter der Brücke verloren, auch weil die Stein­ge­länder dafür abgetragen werden mussten“, berichtet der renom­mierte Bauhis­to­riker und Stadt­teil­hei­mat­pfleger für die Innen­stadt, Elmar Arnhold. In Koope­ra­tion mit ihm stellt der „Der Löwe – das Portal der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen“ die bedeu­tenden inner­städ­ti­schen Brücken in monat­li­cher Folge vor.

Die Leonhard­brücke zählt zu den jüngeren Brücken über den Okerum­flut­graben. Sie wurde erst 1885 nach Plänen des Leiters des städti­schen Tiefbau­amtes, Gustav Menadier, errichtet. Der Übergang war wegen der Stadt­er­wei­te­rung nach Osten notwendig geworden und diente mit dem durch den zeitglei­chen Ausbau der Leonhard­straße als Ausfalltor Richtung Helmstedter Straße, wie Arnhold erläutert. Damit entstand auch wieder ein Stadt­ein­gang von Osten in das Magni­viertel. Denn das eigent­liche Magnitor war im frühen 18. Jahrhun­dert zugunsten der Stein­tor­brücke geschlos­senen worden.

Das histo­ris­ti­sche Brücken­bau­werk ist eine steinerne Bogen­brücke, deren Archi­tek­tur­formen Arnhold der Neore­nais­sance zuordnet. Die Wider­lager, der Brücken­bogen und die Wandpfeiler bestehen aus Quader­mau­er­werk. Die Zwischen­flä­chen sind mit glatten Quadern verkleidet. Sie waren ursprüng­lich verputzt und mit schein­baren Fugen versehen. Das Abschluss­ge­sims und das ursprüng­liche Geländer mit seinen zierli­chen Arkaden­reihen bestanden aus Werkstein. In den Schluss­steinen der Bögen befinden sich Reliefs mit dem Braun­schweiger Stadt­wappen.

Video vom Gespräch zwischen Walter Ackers mit Dieter Wieland:
https://www.der-loewe.info/spaete-liebeserklaerung-an-braunschweig

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