Conrad Veits queer-feminis­ti­sche Kinoträume

Conrad Veit. Foto: privat
Conrad Veit. Foto: privat

Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz vergibt die mit insgesamt 12.000 Euro dotierten Diplom­sti­pen­dien 2020 an drei künst­le­ri­sche Positionen.

Conrad Veit will sich auch in seiner kommenden Arbeit mit Geschlech­ter­viel­falt und Diver­sität beschäf­tigen. Doch im Vergleich zu seinem Diplom­film soll die figuren­ba­sierte Insze­nie­rung einem persön­li­chen Video-Essay über Veits Famili­en­ge­schichte weichen. Dank dem Diplom­sti­pen­dium der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz (SBK) ist es Veit möglich, die Produk­ti­ons­kosten dafür zu tragen.

Verwir­rung stiften und Diver­sität erzeugen

In seinem Diplom­film „Blasto­ge­nese X“ konstru­iert Conrad Veit in Zusam­men­ar­beit mit der Bildhauerin Charlotte Maria Kätzl eine bizarre Bildwelt aus mondar­tigen Landschaften, die von hybriden und entrückten Lebens­formen bewohnt werden. Hybride Kreaturen, die unsere tradierten Konstrukte aus binären Geschlech­tern genauso hinter­fragen wollen, wie die Grenz­zie­hungen zwischen Mensch und Tier. Dabei präsen­tiert Veit sein Figuren­en­semble in der Form einer phantas­ti­schen Tierdo­ku­men­ta­tion, in der ein episo­den­hafter Lebens­zy­klus aus Geburt, Balzver­halten, Fortpflanzung/Paarung, Brutpflege und Raubver­halten angerissen werden. Der 27-minütige Schwarz­film wurde in zwei Stein­brü­chen in Nieder­sachsen analog auf 16mm Film gedreht und per Hand selbst entwi­ckelt.

Der Versuch eines Famili­en­por­traits

„In meiner nächsten Arbeit werde ich weiter konse­quent mit dem Thema des Gender­fluiden und des Diversen arbeiten. Aber ziemlich sicher werde ich genauso konse­quent den überin­sze­nierten Antina­tu­ra­lismus verlassen, von dem noch meine Diplom­ar­beit geprägt ist. Meine nächste Arbeit soll autobio­gra­fisch werden, radikal subjektiv und essay­is­tisch und bei mir und meiner Famili­en­ge­schichte ansetzen. Eine Famili­en­ge­schichte, die von meinem trans­se­xu­ellen Vater geprägt ist und der ich mich mit einem Video-Essay nähern möchte. Das wird eine Heraus­for­de­rung, denn diese Arbeit wird forma­l­äs­the­tisch ganz anders sein, als alle meine bishe­rigen. Doch künst­le­ri­sches Arbeiten bedeutet für mich auch, sich zu trauen, die gewohnten Wege und Formen zu verlassen und das Risiko einzu­gehen auch Scheitern zu können.“

SBK fördert seit 1993

Bereits seit 1993 – damals noch als Braun­schwei­gi­scher Kloster- und Studi­en­fond – stellt die SBK jährlich 12.000 Euro zur Verfügung, um vielver­spre­chende Studie­rende der Hochschule für Bildende Künste in Braun­schweig zu unter­stützen. Die Bewerbung ist seit 2009 für Absol­venten des Diplom­stu­diums der Freien Kunst gedacht. Das Stipen­dium erfolgt nach Abschluss des Diplom­stu­diums und ist an die Reali­sie­rung eines künst­le­ri­schen Projekts gebunden.

Conrad Veit ist neben Stella Ohlms und dem Künst­lerduo Lukas Harris und Torben Laib Preis­träger des Jahrgangs 2020. Beworben hatten sich insgesamt 23 Studie­rende mit ihren Vorhaben. Die Dotierung teilen sich drei künst­le­ri­sche Positionen. Der Löwe stellt die Projekte der Preis­träger in loser Folge vor. Mit Conrad Veit, der an der HBK in der Grund­klasse Björn Dahlem und in der Fachklasse Michael Brynntrup studierte, enden wir.

Der Jury gehörten Dr. Bettina Ruhrberg (Mönche­haus Museum Goslar), Prof. Thomas Virnich (HBK) und Fabian Bruns (SBK) sowie ohne Stimme Karen Klauke (HBK) an.

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