Ein Geschenk für die Kloster­bi­blio­thek

Aufschlagseite des Buchs „Seelen-Schatz“. Foto: SBK/Öznur.
Aufschlagseite des Buchs „Seelen-Schatz“. Foto: SBK/Öznur.

Der vierte Band „Seelen-Schatz“ des Theologen M. Christian Scrivers aus dem Jahr 1682 vervoll­stän­digt die Sammlung in St. Marien­berg.

Die histo­ri­sche Kloster­bi­blio­thek St. Marien­berg in Helmstedt ist um eine Rarität reicher: Die Herzogin Anna Amalia Biblio­thek in Weimar überließ ihr den vierten Band „Seelen-Schatz“ des Theologen M. Christian Scrivers (geboren 1629 in Rendsburg, gestorben 1693 in Quedlin­burg) als Geschenk. Das Werk hat einen Wert von etwa 3.000 Euro. Die Kloster­bi­blio­thek wird von der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz (SBK) und der von-Veltheim-Stiftung unter­halten. Ihr Bestand von rund 1600 Büchern wird norma­ler­weise nicht mehr erweitert.

E‑Mail aus Weimar

Innenseiten des Buchs. Foto: SBK/Öznur.
Innen­seiten des Buchs. Foto: SBK/Öznur.

Beim Angebot aus Weimar kam dennoch Freude auf. „Da die Bestände der Kloster­bi­blio­thek über den Gemein­samen Biblio­theks­ver­bund glück­li­cher­weise recher­chierbar sind, stellte ich fest, dass die Biblio­thek voraus­sicht­lich Band 1–3 dieses mehrbän­digen Werkes besitzt. Wir könnten Ihnen Teil 4, sehr gut erhalten und gereinigt, als Geschenk anbieten. Besteht Ihrer­seits Interesse an diesem Werk?“ Diese E‑Mail schickte Anja Müller, Biblio­the­karin der Herzogin Anna Amalia Biblio­thek, kürzlich zur SBK nach Braun­schweig und erhielt postwen­dend ein „Ja, sehr gerne“.

Der Titel des Gesamt­werks lautet „Seelen-Schatz“. Scrivers veröf­fent­lichte es 1682. Enthalten ist eine Sammlung seiner Predigten an der Magde­burger Sankt-Jakobi-Kirche (1667 bis 1690). Verleger waren die Buchhändler Johann und Friedrich Lüderwald mit Nieder­las­sungen in Magdeburg und Helmstedt. Gedruckt wurden die Bände in Leipzig von Johann Erich Hahn. In der Beschrei­bung heißt es: „Erster Theil: Von der mensch­li­chen Seelen hohen Würde, Wie auch Tieffen und klägli­chen Sünden-Fall. – Ander Theil: Von der Buß und Bekehrung Der Sündhafften Seele. – Dritter Theil: Von dem Göttli­chen und heiligen Leben Der Bußfer­tigen und gläubigen Seelen.“

Früher Kritiker

Sehr gut restaurierter Einband. Foto: SBK/Öznur.
Sehr gut restau­rierter Einband. Foto: SBK/Öznur.

Scrivers zählte seiner­zeit zu den Kritikern der frühen luthe­ri­schen Kirche und griff Missstände auf. Als volks­tüm­li­cher Autor hatten seine Schriften durchaus breite Wirkung in der Bevöl­ke­rung. Bis 1744 wurden zwölf Auflagen seines „Seelen-Schatzes“ gedruckt.

Der Bestand der Kloster­bi­blio­thek St. Marien­berg besteht vor allem aus Werken des 17. und 18. Jahrhun­derts. Er stammt aus Nachlässen ehema­liger Priorinnen wie Christina Sophia Bosse (1702–1765), der Domina Charlotte von Veltheim (1832–1911) sowie einzelner Konven­tu­alinnen und aus Schen­kungen von Privat­per­sonen.

Bestände abgegeben

Das Kloster St. Marien­berg war ursprüng­lich als Augus­tiner-Chorfrau­en­stift (1176) gegründet worden. Nach der Refor­ma­tion im Herzogtum Braun­schweig (1569) musste die dort ursprüng­liche Biblio­thek auf Erlass von Herzog Julius an die 1576 neu gegrün­dete Univer­sität Helmstedt abgegeben werden. Nach Schlie­ßung der Univer­sität (1810) gelangten Teilbe­stände schließ­lich in den Besitz der Herzog August Biblio­thek in Wolfen­büttel. 1989 wurden etwa 700 Unter­richts­werke des 19. und 20. Jahrhun­derts dem Georg-Eckert-Institut für inter­na­tio­nale Schul­buch­for­schung Braun­schweig überlassen.

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