„… ein himmlisch Gut“

Die Furtwängler&Hammer-Orgel im Kaiserdom Königslutter. Foto: Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz/Andreas Greiner-Napp
Die Furtwängler&Hammer-Orgel im Kaiserdom Königslutter. Foto: Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz/Andreas Greiner-Napp

Zweimal im Jahr gibt die Braun­schwei­gi­sche Landes­kirche das Programm­heft „Musik in unseren Kirchen“ heraus. Es versam­melt alle musika­li­schen Veran­stal­tungen, die in dazuge­hö­rigen Kirchen statt­finden. Die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz unter­stützt den Druck der Programme.

Ob als Musik im Gottes­dienste oder bei großen Konzerten – Musik ist ein wichtiger Teil der landes­kirch­li­chen Arbeit. Natürlich spielt auch im aktuellen musika­li­schen Programm das Refor­ma­ti­ons­ju­bi­läum eine große Rolle, schließ­lich hatte die Refor­ma­tion auch tiefgrei­fende Auswir­kungen auf die Musik. Landes­kir­chen­mu­sik­di­rektor Claus-Eduard Hecker freut sich auf viel „himmlisch Gut“, wie Martin Luther die Musik bezeich­nete.

Bei dem Orgel­kon­zert am 3. Juni im Kaiserdom in Königs­lutter wird jedoch ganz andere Musik erklingen: Jazz & Popp für Pipes lautet das Motto von Props­tei­kantor Matthias Wengler. Längst haben populäre Stilrich­tungen auch die Orgel entdeckt und in unter­schied­li­chen Spiel­arten ihren Ausdruck gefunden. Von Jazz-Klassi­kern bis zum Gershwins „I got Rhythm“ reicht das Programm. Und auch am 17. Juni in der Stadt­kirche Königs­lutter bietet Wengler ein eher ungewöhn­li­ches Programm: Gemeinsam mit André Mumot führt er Sergej Proko­fieffs „Peter und der Wolf“ in einer Fassung für Orgel und Sprecher auf. Ein musika­li­sches Märchen nicht nur für Kinder.

Den Auftakt zu einem musika­li­schen Pfingst­wo­chen­ende in Goslar bildet der Church­Walk durch die Altstadt­kir­chen der Stadt. Wie in den letzten Jahren werden die Kirchen vom 3. bis 5. Juni wieder in ungewöhn­li­cher Weise als Raum erfahrbar. Unter dem Motto „Nun bitten wir den Heiligen Geist“ gibt es ein vielfäl­tiges musika­li­sches Programm.

Den Bogen zurück zum Refor­ma­ti­ons­ju­bi­läum schlagen Musica Fiata & La Capella Ducale am 11. Juni in der Haupt­kirche in Wolfen­büttel. Im Rahmen des Festivals Soli Deo Gloria erklingt die Messe zum Refor­ma­ti­ons­fest 1617 von Michael Praeto­rius und Heinrich Schütz. Es erklingen Werke, die 1617 in Dresden in einer Messe zur Feier des 100. Jahres­tages der Refor­ma­tion gespielt wurden. Zugleich würdigt das Konzert die Verbin­dung des in Diensten von Herzog Heinrich Julius von Braun­schweig-Wolfen­büttel stehenden Kompo­nisten Praeto­rius zur Stadt Wolfen­büttel.

In der Reihe der Ganders­heimer Dommu­siken gastieren am 17. Juni der Kammer­chor Hameln und das Ensemble Schirokko aus Hamburg in der Stifts­kirche. Bachs „Luthe­ri­sche Messe“ in A‑Dur bildet den Ausgangs­punkt, ihr stellen die Musiker die von dem Esten Arvo Pärt 1990 kompo­nierte „Berliner Messe“ gegenüber.

Die Orgel als die „Königin der Instru­mente“ steht beim Inter­na­tio­nalen Riddags­häuser Orgel­sommer ab dem 26. Juni im Mittel­punkt des Programms. Kantor Hans-Dieter Karras hat damit ein sommer­li­ches Orgel­mu­sik­fes­tival von überre­gio­naler Bedeutung geschaffen. Mittels einer Video­pro­jek­tion kann das Publikum den versteckt hinter seinem Instru­ment sitzenden Musikern virtuell über die Schulter sehen.

Insgesamt habe die Kirchen­musik in der Wahrneh­mung der Landes­kirche und der Bevöl­ke­rung einen hohen Stellen­wert, betont Hecker. „Das sehen wir am guten Besuch der Veran­stal­tungen. Nichts ist unglück­li­cher, wenn man viel Zeit und Energie in die Proben­ar­beit steckt und dann kommen keine Zuhörer“, weiß er. Aller­dings seien die finan­zi­ellen Mittel oft knapp. Zwar unter­stütze die Landes­kirche die Musik in ihren Kirchen, Projekte z.B. mit profes­sio­nellen Instru­men­ta­listen seien aber auf Förderer und Unter­stützer angewiesen. „Wir sind sehr dankbar, dass es Stiftungen wie die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz gibt, die uns das ermög­li­chen“, ist Hecker froh.

„Ich fände es schön, wenn die Musik in den Gottes­diensten noch mehr in den Fokus gerückt würde“, so Hecker. Die Gottes­dienste seien das Zentrum der kirch­li­chen Arbeit. „Regel­mäßig eine Bachkan­tate im Gottes­dienst oder ein Werk von Heinrich Schütz.“ Doch der Wunsch scheitert oft an den finan­zi­ellen Mitteln der jewei­ligen Gemeinden. „Solisten oder Instru­men­ta­listen zu engagieren kostet Geld“, weiß Hecker. Umso wichtiger ist ihm, dass nach einer Änderung des Konzeptes vor einigen Jahren im Programm­heft nun auch musika­lisch besonders gestal­tete Gottes­dienste aufge­nommen werden können und nicht nur außer­ge­wöhn­liche Konzerte.

Im zweiten Halbjahr 2017 steht für Hecker die Auffüh­rung von Joseph Haydens Oratorium „Die Schöpfung“ im Mittel­punkt des Programms. 800 Sänge­rinnen und Sänger erwartet er am 10. September in der Volks­wa­gen­halle, dazu Solisten und Mitglieder des Staats­or­ches­ters Braun­schweig. „Besonders für kleine Kanto­reien, die sonst nicht die Mittel haben, so große Werke aufzu­führen, ist es spannend.“ „Die Schöpfung“ eigne sich dafür besonders, da es dort auch leichtere Abschnitte gebe. Chöre aus Partner­ge­meinden und befreun­dete Chöre aus England, Indien, Japan, Namibia und Tsche­chien kommen ebenfalls nach Braun­schweig. Die vielen Sänge­rinnen und Sänger sind nicht nur organi­sa­to­risch eine Heraus­for­de­rung – seit März wird an verschie­denen Orten geprobt – sondern auch technisch. „Alle müssen den Dirigenten sehen und das Orchester hören können“, ist Hecker wichtig, der dabei auf die moderne Video­technik der Volks­wa­gen­halle vertraut. Das Event ist Teil des Beitrags der Braun­schwei­gi­schen Landes­kirche zum Refor­ma­ti­ons­ju­bi­läum.

Ein weiteres Highlight im Sommer sind die Inter­na­tio­nalen Orgel­wo­chen im Kaiserdom in Königs­lutter. Zwischen dem 2. Juli und dem 27. August werden Organisten aus Deutsch­land, Norwegen, England, Frank­reich, der Schweiz und den USA die große Domorgel zum Klingen bringen. Gebaut 1892 von der Firma Furtwängler & Hammer zählt sie zu den bedeu­tendsten roman­ti­schen Orgeln. Bei der Restau­rie­rung zwischen 2008 und 2010 wurde das Instru­ment in seinen ursprüng­li­chen Zustand zurück­ge­führt, nachdem es in den 1980er Jahren stark verändert worden war. Bereits zum achten Mal wird Königs­lutter zum Treff­punkt der Stars der Organis­ten­szene, die ein auf die Orgel abgestimmtes Programm präsen­tieren.

In das Programm­heft aufge­nommen werden kann jeder, der Musik in einer Kirche im Gebiet der Braun­schwei­gi­schen Landes­kirche anbietet. Das Heft wird dann flächen­de­ckend im Gebiet der Landes­kirche verteilt.

Infor­ma­tionen

Das Heft „Musik in unseren Kirchen“ erscheint im Juni und im Dezember und liegt in den Kirchen der Braun­schwei­gi­schen Landes­kirche aus.

Aktuelle Termine unter

http://www.landeskirche-braunschweig.de oder bei den jewei­ligen Kirchen.

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